Venedig, die Stadt der Rätsel und Geheimnisse. Ihre verschlungenen Kanäle und ihre einst so prachtvollen Palazzos haben die vielen Jahrhunderte überdauert, ebenso wie die Geschichten derer, die noch heute als Schatten in den Gassen Venedigs lebendig werden. "Laqua" erzählt von dem Fluch der schwarzen Gondel, dem sich vier tapfere Kinder entgegenstellen. Der neue Roman von Nina Blazon erscheint bei cbj und ist ab dem 27. August 2012 im Handel erhältlich
Kristina und ihr jüngerer Bruder Jan werden über Weihnachten bei ihrer Urgroßmutter "Nonna" in Venedig untergebracht. Sara, ihrer Tante, die sich während der Abwesenheit des Vaters um die beiden kümmern soll, blieb nach einem Rohrbruch in der Wohnung in Deutschland keine andere Wahl. Die mürrsiche alte Dame ist ebenso wenig von ihrem Besuch begeistert, wie die Kinder selbst. Doch schon bald denken die beiden nicht mehr über ihr Heimweh nach, denn sie machen die Bekanntschaft mit den "Donnoles", den Geisterkindern Venedigs.
Erst der Austausch mit den Kindern der Pezzis, die seit Ewigkeiten mit der Familie der beiden Vianello-Geschwister im Streit liegt, macht klar, dass Krisitina und Jan die geisterhafte Begegnung nicht geträumt haben. Die Kinder überwinden die alte Feindschaft und freunden sich an. Sie entdecken, dass der "Dunkle" - einst ein mächtiger Doge, der zu Verräter wurde - immer noch durch die Kanäle spukt und aus irgendeinem Grund ihrer Tante Sara habhaft werden will. Schließlich realisiert Kristina auch, dass "Donno", eines der Geisterkinder, ihr so manches Mal den Hals gerettet hat, wenn der "Dunkle" ihnen gefährlich wurde. Die vier neuen Freunde setzen von da an alles daran, um die Geisterkinder von dem Bann des gruseligen Dogen zu befreien.
Durch den Fund uralter Dokumente ihrer Urahnin "Violetta" entdecken die Kinder Geheimgänge, die nur zu bestimmten Uhrzeiten geöffnet sind. Gemeinsam mit den Geiserkindern kommen sie dem Rätsel um den finsteren Dogen langsam näher. Bis der "Dunkle" eines Tages seine ganze schwarze Magie einsetzt, um Sara endlich in seine Fänge zu bekommen. Während es scheint, als könnte der "Dunkle" jeden Moment mit einer gewaltigen Flutwelle in das Haus der Vianellos gelangen, können sich die Freunde, Tante Sara und die Geisterkinder durch eine von Violettas geheimen Pforten auf eine Fischerinsel retten - der Insel des legendären Fortunato.
Allesamt werden vom Polizisten Fedele, der nicht nur ziemlich verdutzt sondern bis über beide Ohren in Sara verliebt ist, von der Insel gerettet. Bei ihrer Rückkehr stellen sie erleichtert fest, dass der alte Palazzo noch steht. Nur die uralte, schwarze Gondel liegt zerschellt vor dem Portal. Alle glauben, den dunklen Dogen besiegt zu haben. Doch während sich Luca und Kristina daran machen, einen uralten Fluch, den die Familie Pezzi einst auf sich gezogen hat, auszulöschen, erhebt sich der "Dunkle" erneut und scheint mächtiger denn je ...
Die erfolgreiche Fantasy-Autorin Nina Blazon hat für "Laqua" selbst einige Zeit in der legendären Stadt Venedig verbracht, eine Stadt, die ihr schon immer am Herzen gelegen hat, so die Autorin in einem Interview. Sehr atmosphärisch fängt sie die schaurig-schönen und gleichermaßen faszinierenden Facetten der Stadt ein und integriert sie stimmungsvoll in ihre Abenteuergeschichte, die den immer wieder spannenden Spagat zwischen Realität und Magie vollführt. Dabei gibt es Verbindungen zu Familienmitgliedern, die vor vielen, vielen Jahrhunderten gelebt haben und noch heute das Schicksal ihrer Nachkommen beeinflussen. Uralte Flüche und ebenso alte Geheimnisse werden von den Kindern aufgedeckt und ergeben nach und nach ein komplexes Bild, vor dessen Hintergrund die Handlung jedoch stets logisch bleibt. Ein wichtiger Aspekt für ein spannendes Fantasy-Abenteuer - es muss trotz aller fantastischen Elemente immer noch glaubhaft sein. Dieses beherrst Nina Blazon ohne Frage, auch wenn sie manchmal vergisst, dass ihre Geisterkinder, die Donnoles, eigentlich nicht atmen. Zweifellos ist es Nina Blazon mit den Geisterkindern gelungen, einen außerordentlich spannenden Aspekt in die Geschichte bringen, da selbst die besten Recherchen dies nicht zu Tage fördern können: Sie sind Augenzeugen einer längst vergangenen Zeit. Das und die vielen Geschichten und Geheimgänge - sowie die vielen anderen geisterhaften Schatten im nächtlichen Venedig - verbinden ganz hervorragend den Zauber, der Gegenwart und Vergangenheit zu einem Moment werden lässt.
"Laqua" ist somit auch ein historischer Roman, denn viele Details und Personen, die in dem Roman vorkommen und eine tragende Rolle spielen, hat es wirklich gegeben. Allen voran das strenge Zeremoniell, dass die damaligen Alchimisten durchführen mussten, wenn sie ihre berühmte "Himmelsarznei" herstellten, das "Theriak" genannt wurde. Die Zutatenliste dieser Arznei finden die Kinder unter den uralten Dokumten ihrer Uhrahnin, die die Geisterkinder damals von der Pest heilte. Daran sieht man, auf welche Weise Nina Blazon Geschichte mit einer gegenwärtigen Abenteuergeschichte verbunden hat.
Doch "Laqua" erzählt auch von der immer tiefer werdenden Freundschaft zwischen den Kindern, deren Familien aus etwas unklaren Gründen verfeindet sind. Es erzählt von der tiefen Liebe zwischen den Geschwistern Kristina und Jan, deren Mutter kurz nach Jans Geburt verstarb. Nina Blazon greift diesen Aspekt ganz unbemüht immer wieder innerhalb der Geschichte auf und macht deutlich, wie sehr Schwester und Bruder durch dieses Abenteuer zusammengeschweisst werden. Auch schildert sie mit der Liebesgeschichte zwischen deren Tante Sara und ihrem einstigen Feind aus Kindertagen - Fedele - eine schöne, romantische Annäherung. In all dem verwoben, steckt auch ein altes Familiengeheimnis, aufgrund dessen Sara damals von ihrer Großmutter nach Deutschland fortgeschickt wurde. Es gelingt ihr verschiedene Erzähltempi stets interessant und anregend im Wechsel einzusetzen. Auch ihre humorvolle Darstellung der doch ziemlich eigenwilligen venezianischen Bevölkerung scheint mir durchweg gelungen: Eine verschworene Gemeinschaft, deren Geschichte über viele Generationen zurückliegt und an die sich alle irgendwie erinnern können.
Nina Blazons Sprache liest sich flüssig. Sie ist gut strukturiert und auch weniger erfahrene Leser/innen kommen leicht in die Geschichte. Dieses mühelose Lesevergnüngen wird auch durch das verschlungene Beziehungsgeflecht der Darsteller und der rätselhaften Ereignisse nicht getrübt. Geschickt lässt sie die Kinder unter sich erklären, wie die Dinge zusammenhängen. Sie bedient damit mehrere Erzählebenen und verfolgt stets eine unkomplizierte und stringente Erzählweise. Sie hält sich nicht mit allzu detailreichen Beschreibungen auf und bringt ihre Darsteller immer wieder schnell in Aktionen, die ihre Leser am Ball bleiben lassen. Dennoch webt sie da - wo es angebracht ist - sehr atmosphärische Beschreibungen und treffsichere Bilder ein, die die Schönheit aber auch die gruseligen Seiten der alten Stadt einfängt.
Sie überrascht mit dem etwas ungewöhnlichen Dramaturgiebogen ihrer Erzählung und spielt so mit der Erwartungshaltung ihrer Leser. Glaubt man ab etwa gut der Mitte des Buches, die größte Gefahr sei gebannt, und wendet sich neugierig anderen Geheimnissen zu, baut sie ganz langsam einen weiteren, umso dramatischeren Spannungsbogen auf. Ähnlich wie die Flutwellen, die die "Aquana" - die Wasserfrauen Venedigs- heraufbeschwören können, steigt die Dramatik gegen Ende sprunghaft an, bis Nina Blazon scheinbar alles an Magie und Zauberwesen heraufbeschwört, das das sagenhafte Venedig zu bieten hat.
Fazit:
Mit "Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel" hat Nina Blazon einen Fantasy-Roman gezaubert, der immer tiefer durch die verschlungenen Pfade uralter Geschichten in das Herz der geheimnisvollen Stadt Venedig führt. Ein rundum gelungenes Fantasy-Abenteuer, das seine Leser und Leserinnen ab 10 Jahren durch seinen überraschenden Spannungsbogen in Atem hält.
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