Das Mädchen mit dem roten Kleid

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJul 2012

Idee

Farben in unserem Leben, unserer Welt, deren Bedeutung und Wirkung, Freundschaft statt Eigensinn- viele Themen kurz und überzeugend in Wort und Bild.

Bilder

Schlichten Grafiken konzentrieren sich auf das Wesentliche: variierende Bildanordnungen und Perspektiven, einfache, aber effektvollen Stilmittel machen die Bilderwelt dynamisch - egal ob mit oder ohne Farbe.

Text

Die Sprache ist geradlinig, dennoch in der Botschaft sensibel und ausdrucksstark. Kompakter Schluss mit schöner Botschaft.

So schlicht, wie das Buch von Sven Proske und dem Illustrator Robert Zirk auch daher kommt - es steckt einiges dahinter. Sie bearbeiten das Thema "Farbe" sehr eindrucksvoll, trotz recht "einfacher" Stilmittel. Was wäre unsere Welt ohne Farben?

Ein kleines Mädchen liebt bunte Dinge, allen voran ihr rotes Kleid und ihre bunten Spielsachen. Eines Morgens wacht sie auf und nicht nur ihr geliebtes Kleid ist grau, sondern auch ihre Spielsachen und erschreckender Weise alles, die ganze Welt.

Entschlossen macht sie sich auf die Suche nach den verschwundenen Farben. Ein Fosch und Buntspecht, die ebenso ergraut sind, begleiten sie auf ihrer Suche. Sie wandern durch graue Felder, entlang grauer Flüsse, unter grauem Himmel, durch graue Wälder, bis sie schließlich ein graues Männchen treffen.

Wie sich herausstellt, hat ausgerechnet dieses Männchen alle Farben in seinem Zaubersack eingefangen, da sie dort angeblich zu Gold werden. Die Skepsis des Mädchens veranlasst ihn, dieses zu überprüfen. Fasziniert öffnet er bei funkelnden Augen den Sack immer weiter, bis schließlich alle Farben wieder frei sind und auch jetzt erst im Buch wieder erscheinen. Bis zum Abend hüpfen, singen und tanzen sie alle, bis sie einschlafen. "Und das Mädchen träumte von seinem roten Kleid. Und der Frosch träumte von seiner rosa Seerose. Und der Buntspecht träumte von seinem bunten Gefieder. Und das Männchen ... das Männchen träumte von seinen neuen Freunden. Ende."

Die Farbe Rot spielt stets eine wichtige Rolle und kann viel bedeuten: Leben, Frohsinn, Wärme, und sie ist die Signalfarbe. Gerade im Kontrast zu Grau wirkt Rot noch ausdrucksstärker. Aus diesem Grund wird diese Signalfarbe häufig als künstlerischer Ausdruck ganz verschiedener Genres, zur Akzentuierung einer bestimmten Person oder Situation eingesetzt.

Der Leser kann gut nachvollziehen, welch einen Schreck das kleine Mädchen im Buch bekommt, als alles Grau ist. Grau ist oft die Farbe für Tristesse, Leblosigkeit, Traurigkeit. Wie fürchterlich wäre es, wenn wirklich alles Grau wäre.
Genau dieses wird mit diesem Buch in Wort und Bild klar, unmissverständlich und auf "einfache" Art und Weise künstlerisch niveauvoll und ausdrucksstark vermittelt.

Der Text beschreibt nur das Wesentliche in kurzen, schnörkellosen Sätzen, die alles Wichtige vermitteln um uns die Geschichte nahe zu bringen. Gleichzeitig schickt sie uns auf eine eigene Fantasiereise. Der Text wechselt von erzählenden Passagen zu wörtlicher Sprache. Diese heben sich voneinander in unterschiedlicher "Farbe" ab (grau/weiss), und sind stets gut in die Bilder eingebunden.

Die schlichten und schnörkellosen Grafiken von Robert Zirk konzentrieren sich auf das Wesentliche.
Sie überraschen mit abwechslungsreichen Bildanordnungen, variierenden Perspektiven, einfachen,
aber effektvollen Stilmitteln, sie wirken durchweg dynamisch - ob mit oder ohne Farbe.

Mit klaren Linien vermittelt er die Emotionen der Protagonisten. Der Schreck des Mädchens am Morgen könnte kaum überzeugender dargestellt sein: Zu sehen ist nur ihr weit aufgerissener Mund, der den Blick bis zum Zäpfchen freigibt. Wenn das Mädchen die Haustreppe zur Haustür hinunter rennt, dann sieht man nur eine kastig dargestellte Treppe auf grauem Hintergrund mit der schwebenden Protagonisten darüber.

Dennoch versteht es der Illustrator die Bilder sehr lebendig wirken zu lassen, indem er die Bilder immer wieder anders anordnet, viele Perspektivwechsel zeigt, mal viel Fläche und dann wieder sehr viel Tiefe in den Bildern schafft. Bäume werden nur in ganz wenigen Ansätzen gezeigt, anhand einzelner Blätter erkennt man jedoch den Eichenwald.

Zu guter Letzt erscheint das Männchen. Natürlich auch grau, mit langer, schwungvollen Nase. Nur ein paar Striche lassen seinen Stolz, Trotz, Eigensinn, Erstaunen erkennen. Nach fast 16 schwarz-weissen Doppelseiten kommt wieder Farbe ins Spiel. Schritt für Schritt wird es bunter bis die vorletzte Seite komplett farbig auch den Leser freudig erwartet. Farbe - sie bringt Freude und Leben in die Welt. Dieses erkennt auch das zunächst eigensinnige Männchen, welches im Schlusssatz zudem erkennt, das es nun Freunde gefunden hat. Und das weiss jeder von uns, wie wichtig Freunde sind und wie viel Farbe auch sie in unser Leben bringen.

Fazit:

Dieses kleine starke Buch zeigt, wie schön die Welt mit Farben ist und welche Bedeutung sie haben können und sensibilisiert seine jungen Leser. Farben bedeuten Leben, Freude, Freunde und vieles mehr. Sie öffnen das Bewusstsein für die Farbig- und Lebendigkeit der Welt.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Das Mädchen mit dem roten Kleid

Sven Proske, Kunstanstifter

Das Mädchen mit dem roten Kleid

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