Wenn ein lila Nashorn kommt
- Gerstenberg
- Erschienen: Mai 2012
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Daisy sitzt gerade am Frühstückstisch, da stapft ein riesiges lila Nashorn in die Küche und klaut ihr ein, zwei Pfannkuchen. Schnell will sie Mama und Papa davon erzählen, aber die sind viel zu beschäftigt, um zu verstehen, was ihre Tochter da aufgeregt berichtet. Aber das Nashorn, stellt Daisy im Laufe der Zeit fest, ist ein richtig guter Zuhörer - und Freund.
Es ist schon ein Kreuz mit den Eltern: Nie hören sie einem zu, immer sind sie zu beschäftigt. So geht es auch Daisy, die ganz allein in der Küche sitzt, als plötzlich ein lila Nashorn hereinkommt. Schnell will sie ihre Eltern alarmieren, aber - wie sollte es anders sein - die haben andere Dinge um die Ohren. So lebt das Pfannkuchen liebende Nashorn ganz unbemerkt eine Woche lang im Haus. Nur Daisy trifft immer wieder auf das lila Tier: im Garten, an der Garderobe, im Gäste-WC.
Langsam aber sicher freunden sich die beiden an und haben jede Menge Spaß. Daisys Überlegungen, ihren dann und wann heimwehkranken Kumpel zu seiner eigenen Familie zurückzubringen, scheitern allerdings kläglich, denn für den Heißluftballon ist das Tier zu schwer, für das Gummiboot zu groß und auch Daisys Fahrradhelm will dem Nashorn einfach nicht passen.
Als die Eltern einen Ausflug in den Zoo vorschlagen, hat Daisy mittlerweile resigniert und versucht gar nicht mehr, ihnen klarzumachen, dass die größte tierische Sensation hier bei ihnen zu Hause wohnt. Aber dann, zwischen Giraffenkäfig und Schlangenterrarium entdecken sie eine Vermissten-Anzeige: Gesucht wird ein lila Nashorn, das besonders gern Pfannkuchen futtert. Da fällt auch bei Mama und Papa der Groschen und im Eiltempo geht's zurück nach Hause. Und tatsächlich, dort liegt das größte, lilaste Nashorn der ganzen Stadt auf dem Sofa - und verschlingt einen großen Stapel Eierkuchen. Glücklicherweise sehen Daisys Eltern ein, dass das Tier nicht zurück in den Zoo, sondern heim zu seiner Familie muss, und bringen das Rhinozeros zum Flughafen. Und, oh Wunder, auf einmal interessieren sie sich für Daisys Geschichte und hören so lange zu, bis ihrer Tochter die Worte ausgehen. Wie gut, dass zum Schluss ein rosa Eisbär durch die Tür lugt und einen neuen, skurrilen Besuch bei Daisy und ihren Eltern verspricht!
Mit feinem Augenzwinkern greift Anna Kemp ein Problem auf, das jedes Kind betrifft: Die Eltern hören einfach nicht richtig zu. Entweder sind sie zu beschäftigt mit Haushalt, Arbeit und Co oder sie unterhalten sich miteinander und sind nur mit einem halben Ohr beim Nachwuchs. Da spricht die Autorin den jungen Lesern aus der Seele, wenn Daisys Mama und Papa endlich erkennen, dass sie doch besser schon viel früher auf ihre Tochter hätten hören sollen. Das zweite wichtige Thema ist die wunderbare Freundschaft zwischen dem kleinen Mädchen und dem großen, lustigen Tier. Wer im Alter von drei oder vier Jahren wünscht sich nicht einen bärenstarken Kumpel, mit dem man spielen, kuscheln und kichern kann? Also ein Buch, das die Kleinen ganz in ihrer Welt abholt, ohne plakativ oder sentimental zu sein.
Der pfiffige Text wird perfekt von den relativ schlichten, aber witzigen Zeichnungen von Sara Ogilvie getragen. Mit viel Humor und schwungvollem Strich gibt sie die unterschiedlichsten Gefühlsregungen der Charaktere sehr lebendig wieder.
Fazit:
Ein lustiges und geistreiches Bilderbuch, das für Kinder wichtige Themen aufgreift. Und das, ohne plump oder plakativ zu sein, sondern mit Humor und Raffinesse. Ein Buch, das man auch beim zwanzigsten Mal noch gern anschaut und vorliest.
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