Kinderbuch des Monats [05.2012]. Als Holger die altdeutschen Briefe von dem alten Mann übersetzt bekommt, bleibt ihm fast das Herz stehen. Im Jahr 1861 hat ein Vorfahre von ihm einen Goldschatz in Amerika vergraben und Holger hält nun die Karte zu diesem Schatz in seinen Händen. Gemeinsam mit einem Freund macht er sich in den Ferien auf nach Carolina und erlebt dort das Abenteuer seines Lebens.
Holger Dorn lebt mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwester Jule seit ca. einem halben Jahr in dem geerbten Haus der Großtante. Zwischen dem alten Gerümpel auf dem Dachboden entdecken die Geschwister bald ein sehr altes Schaukelpferd. Jule spielt jedoch so übermütig mit dem alten Holztier, dass sein Kopf abbricht. Als Holger es reparieren will, entdeckt er in einem Hohlraum alte Briefe und eine Karte, die er unauffällig unter seiner Jacke versteckt.
In seinem Zimmer entdeckt er jedoch, dass die Briefe in altdeutscher Schrift geschrieben sind. Er kann nur die Worte South Carolina und das Datum der Briefe entziffern. Sie wurden zwischen 1855 und 1861 verfasst. Von der Neugierde gepackt, lassen ihn diese Briefe, die er vor seinen Eltern und seiner Schwester verheimlicht, nicht mehr los.
Endlich findet Holger in einem alten Freund seines Großvaters einen Übersetzer. Und es verschlägt ihm fast die Sprache, als er erfährt, was in den Briefen steht: Ein Vorfahre von ihm, Jonathan Dorn, wanderte in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika aus um dort ein neues Leben zu beginnen. Er berichtet davon, dass er dort eine Menge Gold fand, es aber auf Grund des Bürgerkrieges an einem sicheren Ort verstecken musste. Und jetzt hält Holger die Karte zu diesem Schatz in der Hand.
Zusammen mit seinem Freund Marc, der lange Zeit in Amerika gelebt hat, überzeugt Holger seine Eltern, die Sommerferien in South Carolina verbringen zu dürfen. Dabei müssen sie leider in Kauf nehmen, dass Richie, der dickliche, verwöhnte und ängstliche Sohn der Gastfamilie, sie bei ihrer Schatzsuche begleitet. Doch was in Deutschland als spannender Dachbodenfund begann, wird in Amerika zum gefährlichen Abenteuer für die Jungen. Dubiose Gestalten bekommen Wind von dem Schatz und wollen sich diesen mit allen Mitteln unter den Nagel reißen ...
Ein Schatz in Carolina ist ein durchweg gelungener Abenteuerroman von Marianne Haake. Geschickt spielt die Autorin mit den zeitlosen Wünschen ihrer Zielgruppen und zieht so ihre Leser unmittelbar in ihren Bann: Die Hoffnung, noch heute ein Entdecker vergrabener Schätze sein zu können, verstreute Familienzweige wiederzuentdecken und die generelle Lust am Abenteuer.
Das besondere an der Geschichte ist die Realitätsnähe der Handlung. Es wird nichts an den Haaren herbeigezogen, Probleme lösen sich nicht einfach in Nichts auf und auch keine unwahrscheinlichen Zufälle kommen zusammen. Man hat das Gefühl, die Geschichte könnte wirklich so passieren.
Dazu tragen auch die gelungenen Charaktere Holger, Marc und Richie bei. Sie stellen keine kleinen Erwachsenen dar, sondern man erkennt klar und deutlich ihr kindliches Verhalten. Auch wenn sie sehr selbständig sind und ihren Trip in die vereinigten Staaten geschickt planen, haben sie ihre Gefühle nicht immer unter Kontrolle: Sie handeln teilweise naiv, sind dickköpfig und arrogant. Gerade zwischen dem Draufgänger Marc und dem ängstlichen Besserwisser Richie kracht es immer wieder. Und in ihrer Wut treffen sie auch teilweise unüberlegt die falschen Entscheidungen. Dabei schafft Marianne Haake eine große Empathie für alle drei Charaktere, sodass man gleichzeitig mit jedem auf seine Weise mitfühlt: Die Emotionen der Jungen springen geradezu auf den Leser über.
Ein weiteres Mittel, dem sich die Autorin bedient, um die Spannung der Geschichte zu vergrößern, ist die Aufspaltung der Handlung. Nachdem Richie nach einem heftigen Streit endgültig das gemeinsame Zeltlager nahe des Schatzes verlässt, erfährt man zunächst nur, wie es mit Holger und Marc weiter geht. Erst nach einiger Zeit wird der Leser eingeweiht, wie es Richie in der Zwischenzeit ergangen ist und welche Überschneidungen die Handlung hat. Erst spät treffen sich die drei Kameraden wieder und erzählen sich gegenseitig ihre Geschichte, wodurch auch die letzten Lücken geschlossen werden. So bleibt eine andauernde Neugierde erhalten, wie es weitergeht.
Insgesamt schafft es die Autorin, einen durchgehenden Spannungsbogen zu schaffen wodurch man den puren Spaß am Lesen erleben kann. Gerade durch die Abenteuerkomponente, die Risikobereitschaft und drei männliche Hauptdarsteller kann das Buch bei Jungen für Lesebegeisterung sorgen. Beachten sollte man jedoch die Altersangabe ab 10 Jahren, da zum Beispiel Entführung und Gewaltandrohung thematisiert werden.
Fazit:
Ein Schatz in Carolina ist ein fesselnder Abenteuerroman in dem man eintauchen und die Welt um sich vergessen kann. Die drei unterschiedlichen Charaktere, die andauernde Spannung und die realitätsnahe Handlung sorgen für ein kurzweiliges und spannendes Lesevergnügen. Ein echter Tipp für alle Jungs ab 10 Jahren, die für die anstehenden Sommerferien noch ein gutes Buch suchen.
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