Seekers - Die Suche beginnt
- Beltz & Gelberg
- Erschienen: Februar 2012
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Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*. In "Seekers", der neuen Buchserie des Autorenteams von "Warrior Cats", gehen drei kleine Bären auf eine große Reise. Auf ihrer Suche wandern sie unter dem Schutz des Polarsterns durch die Wildnis Nordamerikas und müssen lernen, allein zu überleben.
Die kleine Eisbärin Kallik wächst zusammen mit ihrem Bruder Taqqiq bei ihrer liebevollen Eisbärenmutter Nisa auf. Doch schon bald müssen die Bären ihr Zuhause, das Eis, verlassen. Die warmen Monate - die den Feuerhimmel bringen - sind noch lange nicht gekommen, doch das Eis schmilzt ihnen unter ihren Tatzen weg. Die Robben, die sie so dringend als Beute benötigen, sind ohne Eislöcher nicht mehr zu fangen. Als Nisa und ihre Jungen wieder das Wasser von einer Eisscholle zur nächsten durchschwimmen müssen, wird die Eisbärin von Orkas angegriffen und getötet. Kallik bleibt allein auf der Scholle zurück und ihr Bruder, der auf der anderen Seite wartet, ruft verzweifelt nach Mutter und Schwester.
Der kräftige Grizzly-Junge Toklo ist voller Tatendrang und kann es nicht abwarten, in die Berge zu steigen, um dort Lachse zu fangen. Doch seine Mutter Oka ist besorgt um ihren zweiten Sohn Tobi, der seit der Geburt schwächlich ist. Doch das Tal bietet kein Futter mehr und das kleine Jagdgebiet wird zudem auch noch durch Schnellstraßen und Eisenbahntrassen abgeschnitten, weshalb Oka sich in ihrer Verzweiflung entscheidet, mit ihren Jungen den kräftezehrenden Weg in die Berge auf sich zu nehmen. Doch kurz vor ihrem Ziel stirbt Tobi. Verrückt vor Kummer schickt Oka Toklo, ihren einzigen, kräftigen Sohn, in den sie alle ihre Hoffnungen setzen könnte, fort. Von nun an auf sich allein gestellt, bahnt sich Toklo seinen Weg durch die Jagdgebiete anderer Bären. Er lernt ihren Prankenhieben auszuweichen, Gefahren zu wittern, zu jagen und Futter zu finden. Toklo wandert auf den einsamen Stern zu, dem am Himmel verbannten Grizzly-Bären, mit dem er sich verbunden fühlt. Doch dann macht er die Bekanntschaft mit einem ganz und gar merkwürdigen Wesen.
Die kleine Schwarzbärin Lusa wächst wohlbehalten im Zoo mit Mutter, Vater und zwei anderen Schwarzbären auf. Als eines Tages die abgemagerte Oka ins benachbarte Grizzly-Gehege gebracht wird, entwickelt sich eine Freundschaft zu der unglücklichen Bärin. Oka erzählt Lusa von der Wildnis - und von ihrer Schuld Toklo gegenüber. Lusa verspricht der sterbenden Bärin, dass sie Toklo finden wird, um ihm zu sagen, dass Oka, seine Mutter, ihn liebte - ebenso sehr, wie sie Tobi geliebt hatte.
Das Autorenteam, das sich hinter dem Pseudonym Erin Hunter verbirgt, besteht aus drei britischen Autorinnen. Während Victoria Homes meist die Ideen und den Storyverlauf im Blick behält, schreiben Cherith Baldry und Kate Cary die Abenteuer ihrer Helden nieder. Mit ihrer überaus erfolgreichen Buchreihe "Warrior Cats", die schon in die dritte Staffel gegangen ist, haben sie sich bereits einen Namen gemacht. Nun wenden sie sich einer ganz anderen Tierart zu, dem Bären. Seit Urzeiten übt der Bär eine Faszination auf die Menschen aus; aufgrund seiner Größe und Kraft wurde er verehrt, war und ist wichtiger Bestandteil der alten Märchen und Sagen. Doch die Bären werden noch heute gnadenlos gejagt. Es gibt vielleicht - außer beim Wolf - kaum ein zwiespältigere Beziehung zwischen Mensch und Tier. Faszinieren uns doch die wunderschönen, starken Eisbären ebenso, wie uns ihre Verletzlichkeit und Not, die durch den fortschreitenden Klimawandel deutlich wird, berührt. Aber auch dem großen, wehrhaften Braunbären - dem Grizzly - geht es nicht viel besser.
Aus (bären-)kindlicher Sicht erzählt, wirkt der Roman für Kinder ab 10 Jahren beinahe wie ein Erlebnisbericht, der, könnte er tatsächlich von den Bären selbst erzählt werden, vielleicht genauso ausfallen würde. Zumindest was die Sicht der kleinen Eisbärin Kallik oder der verstoßenen Braunbär-Jungen Toklo angeht.
Gleich zu Beginn wird deutlich, dass der tägliche Überlebenskampf, die Suche nach Futter und die Jagd, die erst einmal erlernt werden muss, das zentrale Thema im Leben der jungen Tiere ist. Ihre Einzelschicksale gehen dabei wirklich zu Herzen. Ungeschönt aber niemals ausschweifend, schildert das Autorenteam die Unbarmherzigkeit der Natur sowie die Auswirkungen des menschlichen Handelns, das die Lebensbereiche der Bären immer mehr einengt und zerstört. Der immer enger werdende Lebensraum löst Futtermangel aus und macht die Bären aggressiv. Sie kommen kaum umhin, als in dem Revier eines anderen Bären nach Futter zu suchen - oder eben bei den Menschen, bei denen es aus den Mülltonnen so verführerisch riecht. Ausgehungert nähern sich die Bären den Menschensiedlungen. Und die wissen nicht anders zu reagieren, als die Bären zu erschießen oder sie einzufangen und in Bärenauffanglager zu bringen.
Ganz aus Bärensicht erfahren die LeserInnen, was diese Einschnitte bedeuteten und welche Irritationen dies bei den Tieren hervorruft. Kinder können dies gut vor dem realen Hintergrund einordnen, da sie von dem Klimawandel wissen. Auch verstehen sie schnell was mit den "Feuerbiestern" gemeint ist, die mit ihren wild glühenden Augen über die Straßen rasen. Aufgrund dieser sehr unmittelbaren Perspektive der Bären, finde ich es auch passend und aufrichtig, dass die Ereignisse nicht mit einem verklärenden "Weichzeichner" glatt gezogen werden - auch wenn der Überlebenskampf hart ist und die Verluste der kleinen Bären entsprechend schmerzhaft.
Dennoch behält das Autorenteam seine jungen Leser im Blick. So produziert der Szenenwechsel von einem Bärenkind zum anderen - meist immer dann wenn es spannend wird - natürlich so eine Art "Cliffhanger", der dazu verführt, weiter zu lesen. Doch gleichzeitig schafft diese Unterbrechung eine beruhigende Distanz zu den Ereignissen. Auch möchte ich an dieser Stelle vorwegnehmen, dass in der fortgesetzten Erzählung meist alles gut geht und die kleinen Bären ihr Fell stets in Sicherheit bringen können.
Auf diese Weise entsteht eine sehr lebendige, spannende und fesselnde Erzählung, die ihre LeserInnen ernst nimmt und ihnen gleichzeitig ein Gefühl von dem wilden Leben der Bären vermittelt. Keine Frage, dass diese drei so verschiedenen Bären die Herzen ihrer LeserInnen im Sturm erobern werden.
Sehr schön finde ich darüber hinaus, dass die Autorinnen ihren verschiedenen Bärenarten auch ihre eigene Sichtweise auf die Welt gegeben haben. Jede Gattung erklärt sich die Welt und den Ort, wo die Bärenseelen einmal zur Ruhe kommen, anders. Die Eisbären verehren den Polarstern als Wegweiser in das ewige Eis, die Grizzlybären halten ihn - den äußersten Stern des Sternbildes der "Kleinen Bären" - für einen einsamen Bären, der verstoßen wurde.
Während die Schwarzbären, die Kletterkünstler unter den Bären, glauben, dass die Seelen in den Bäumen wohnen, glauben die Grizzlys, dass sie in den wilden Flüssen sind, wo die Lachse springen. Auch ihre Begriffe für die Menschen wie "Flachgesichter" oder "Krallenlose" entsprechen der Perspektive der jeweiligen Bärenart. Auf diese Weise hat das Autorenteam Erin Hunter neben den wunderschönen Naturbeschreibungen und den gut recherchierten Lebensbedingungen der Bären auch eine eigene "Bärenphilosophe" geschaffen. Natürlich wird man dann neugierig, wie es sein wird, wenn sich die doch sehr verschiedenen Bärenkinder einmal begegnen.Zum Ende bekommt der erste Band ein wenig den Hauch von Mystik und ich könnte mir vorstellen, dass die weiteren Bände noch eine Menge Überraschungen bereit halten.
Fazit:
Mit drei kleinen Bären auf ihrem Weg durch die Wildnis - so nahe, dass wir ihre Gedanken kennen und sehen, was sie sehen. Wer könnte da schon widerstehen? Der erste Band der neuen Buchreihe macht schon jetzt neugierig auf das Geheimnisvolle, was noch kommen mag, und ist dabei mitreißend und mit viel Gefühl erzählt.
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