Emma im Knopfland
- Jacoby & Stuart
- Erschienen: Februar 2012
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[ab 5 Jahren]
Als Emma den schönen goldenen Knopf, der unter den Schrank gerollt ist, berührt, fegt ein Wind durch den Raum und plötzlich ist alles dunkel. Als sie dann wieder erwacht, befindet sie sich in einem bunten Land voller Knöpfe, in dem Kinder unerwünscht sind. Wie soll sie hier bloß unversehrt wieder herauskommen?
In diesem Jahr wohnt Emma während den Sommerferien bei Onkel Hubert und Tante Mechthild, weil Ihre Mutter in Afrika ist. Die beiden haben mit Kindern leider so gar nichts am Hut und sind äußerst schrullig. Den lieben langen Tag tun sie nichts anderes als Unmengen an riesigen Puzzles zusammenzusetzen. Außerdem ist Onkel Hubert äußerst geizig und bewahrt alles auf, was man noch gebrauchen könnte. Er hat für jeden Gegenstand ein eigenes Zimmer, eines für Kugelschreiber, eines für Schneckenhäuser, eines für Steine... Und dann natürlich das Knopfzimmer, das Tante Mechthild, im Gegensatz zu den anderen Zimmern, verschlossen hält und bei dessen Erwähnung sie irgendwie ängstlich wirkt.
Von der vielen Puzzelei gelangweilt, ist Emma sehr neugierig, was sich wohl in dem geheimnisvollen Zimmer verbergen mag. Während die Köchin schläft, klaut Emma ihr den großen Schlüsselbund und begibt sich in das Knopfzimmer. Sie betritt den Raum und kann gerade noch einen Blick auf etwas Goldenes erhaschen, das über den Boden kullert und unter einem Schrank verschwindet. Als Emma den goldenen Knopf darunter hervorholen will, wird plötzlich alles schwarz vor ihren Augen. Im nächsten Moment steht sie auf einer schönen blau-weiß verzierten Straße und sieht sich in Augenhöhe mit der schimmernden Knopflady. Die Dame ist sehr hochnäsig und will Emma sogleich verhaften lassen, weil sie kein Knopf und deswegen verboten ist. Emma macht sich auf der blauen Straße aus dem Staub, die verdächtig nach der Borte eines Rockes von Tante Mechthild aussieht.
Kurz darauf trifft sie auf Luise, einen Knopf mit schillernd rotem Hut, die unbedingt wissen will, ob sie wertvoll ist. Emma verspricht Luise bei dieser Frage zu helfen, wenn sie Emma vor der Knopfpolizei versteckt. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg zu Gustav, einem reich verzierten Trachtenknopf, der die beiden in seinem Haus versteckt. Gustav ist sehr traurig, weil er seine geliebte Konstanze verloren hat, welche lange Zeit mit ihm eine schöne Lederhose bewohnte. Zu dritt starten sie nun eine weite Reise durch das Knopfland auf der Suche nach Luises Wert, Gustavs Konstanze und einem Weg, Emma wieder nachhause zu bringen. Dabei müssen sich die drei mit gefährlichen Klettverschlüssen, unkooperativen Garnrollen, und hinterlistigen Meerjungfrau-Knöpfen auseinandersetzen. Sie treffen aber auch auf einige Knöpfe und Nicht-Knöpfe, die ihnen hilfreich zur Seite stehen.
Mit Emma im Knopfland schafft Ulrike Rylance eine wunderschöne Geschichte, über eine Welt voller belebter Gegenstände. Dabei entsteht aus der eigentlich relativ begrenzten Anzahl an Dingen, die sich mit Knöpfen und dem Nähen beschäftigen, ein detailreiches Ganzes; und das auf sehr kreative Weise. So wird zum Beispiel die Leibgarde in der Geschichte von Sicherheitsnadeln verkörpert, Häuser sind mehr oder minder aufwendige Nähkästchen und der See des Knopflandes besteht aus weich fließender Seide.
Unter den verschiedenen Knöpfen lässt die Autorin ein ganz eigenes Sozialgefüge entstehen, zudem jede Art von Knopf spezielle Charaktereigenschaften und Rollen inne hat. Hochwertige Knöpfe, wie etwa die goldene Knopfdame, stellt die überhebliche Elite der Knopfwelt dar, die sich mit billigen Plastikknöpfen gar nicht abgibt, und diese im besten Fall als Stallburschen hält. Im krassen Gegensatz dazu steht der Hippi-Holzknopf Woody, der bei Woodstock dabei war und heute in einer Kommune mit Nicht-Knöpfen die Ideale der späten 60ger lebt (besonders beim erwachsenen Vorleser sorgt dieser Charakter für fröhliches Schmunzeln). Knopfdame Luise dagegen weiß nicht, ob sie wertvoll ist oder nicht und kann sich somit auch schlecht in die herrschende Hierarchie einordnen.
Jeder Knopf steckt jedoch in seiner jeweiligen Rolle fest und hat nur eine sehr begrenzt naive Denkweise. Zum Beispiel können sie sich keinen anderen Lebenszweck denken, als Kleidung zu verschließen. Und alles, was über ihre kleine Welt hinausgeht verstehen sie nicht, weshalb sie auch alle Nicht-Knöpfe verbieten, frei nach dem Motto: Was man nicht kennt, ist nicht gut.
Am Ende schaffen es Emma, Gustav und Luise jedoch, dieses starre System zu durchbrechen. Denn am Ziel ihrer Reise angelangt, erkennt Luise plötzlich den Wert ihrer Kameraden und zwar nicht anhand von Äußerlichkeiten sondern an dem Handeln jedes einzelnen und was in seinem Herzen steckt. Dabei ist es völlig egal, ob es sich nun um einen Knopf handelt oder nicht, denn auch ein Klettverschluss kann zum Retter in letzter Sekunde werden.
Neben der wunderschönen Geschichte sind auch die zarten und zugleich charakteristischen Illustrationen von Silke Leffler ein ganz besonderes High-Light. Die studierte Textildesignerin läuft bei einer "verknöpft und zugenähten" Erzählung wie dieser natürlich zur Hochform auf. Sehr detailreich gibt sie jedem Knopf eine eigene persönliche Note. Durch eine Mischung aus Fotografie und Zeichnung bringt sie einen ganz eigenen Stil hervor und haucht der Geschichte so noch mehr Leben ein. Mal grob mal fein, mit Spitze, Leder und Cord lässt sie die Knopfwelt für die jungen Zuhörer Wirklichkeit werden.
Vom Verlag wird das Buch für Kinder ab vier Jahren empfohlen. Wir würden es jedoch eher für Kinder zwischen fünf und sechs Jahren vorschlagen, da der Text doch sehr umfangreich ist.
Fazit:
Mit Emma im Knopfland erschafft Ulrike Rylance eine fantasievolle Geschichte, die im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nähkästchen plaudert. Unterstrichen durch außergewöhnliche Illustrationen und gewürzt mit einer leicht verständlichen Moral ergibt sich ein ganz besonderes Vorlesevergnügen.
Ulrike Rylance, Jacoby & Stuart
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