Emmi will ausziehen
- Jungbrunnen
- Erschienen: Dezember 2011
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[ab 5 Jahren]
Emmi hat genug von dem ewigen Genörgel ihrer Eltern. Immer wollen die nur ein braves, nettes und anständiges Kind haben. Darum beschließt sie kurzerhand auszuziehen und Platz zu machen für Rosi Rosarot.
Emmi findet das "Bitte" und "Danke" sagen total unnütz. Das findet sie genauso überflüssig, wie ihr Zimmer aufzuräumen und ein liebes Kind zu sein. Als ihre Mutter sie wieder einmal damit nervt, dass Emmis Zimmer schrecklich aussieht, braucht es nicht viel, dass aus Emmi Rosi Rosarot wird.
Denn als Emmi eines Morgens aufwacht und von einem Mädchen in einem rosa Kleidchen geträumt hat, das noch dazu brav ist, ist ihre Laune bereits auf dem Nullpunkt angelangt. Zu allem Übel will Mama dann auch noch, dass sie den rosa Rock und den rosa Pulli anzieht, da sie heute Tante Bea besuchen fahren. Das ist zu viel. Emmi protestiert, sie will kein braves Kind sein. Gerade extra zieht sie nicht das rosa Zeug an, sondern die Hose und den Pulli von gestern und nicht zu vergessen die Stinke-Socken. Bei Tante Bea zeigt Emmi dann, was alles in ihr steckt. Angefangen vom Füße klopfen bis hin zu ihrer Äußerung Tante Bea's Kuchen schmecke wie alter Kaugummi.
Das ist wiederum für die Eltern zu viel, verärgert fahren sie mit ihrem ungezogenen Kind nach Hause. Auch Emmi merkt, dass sie zu weit gegangen ist. Sie fragt ihre Eltern, ob sie sich ein anderes Kind wünschen würden. Diese verneinen, jedoch mit der Ergänzung, dass ein braveres Kind schon fein wäre. Das macht Emmi nachdenklich. Wenn sich nun ihre Eltern ein rosarotes Kind (ihr Synonym für braves Kind) wünschen, dann sollen sie auch eins bekommen. Emmi zieht ihre rosa Kleidung an und steckt sich eine Klammer in die fein gebürsteten Haare.
Und siehe da: eine ganz neue Emmi - ach nein, das ist ja Rosi Rosarot. Rosi Rosarot macht nun alles, was ein braves Kind so eben macht: Nase mit einem Taschentuch putzen und stets höflich sein ... Die Eltern freuen sich riesig über Emmis Einsicht, doch als es ans Zimmer aufräumen geht, wird Emmi wieder die Alte und hat genug von dem blöden Getue. Sie ist so wütend, dass sie ihre rosa Kleidung auszieht und aus Protest anmalt.
Sie packt ihren Koffer und setzt sich auf die Gartenbank. Ihre Eltern haben Einsicht und machen einen Schritt auf Emmi zu. Sie spielen Emmi's Spiel mit und sind nicht mehr Papa und Mama sondern Herr Fink und Frau Fink. Herr Fink klopft nun auch mit den Füßen am Boden und Emmi meint nun, dass er aufhören soll. Frau Fink kommt hinzu und fragt Emmi, warum sie denn von zu Hause ausgezogen sei. Als es zu regnen beginnt, rennen die Drei schnell in die Gartenhütte, um dort eine feine Jause (Brotzeit) zu sich zu nehmen.
Als die Brotzeit vorüber ist, wird das Gespräch langsam auf Rosi Rosarot gelenkt. Die Eltern erklären, dass Emmis unmögliches Verhalten auch gerne mal eine Pause einlegen darf. Emmi hat Einsehen und versöhnt sich mit ihren Eltern. Sie ist sogar so sehr motiviert, dass sie ihr Zimmer ganz alleine aufräumt.
"Emmi will ausziehen" beschreibt eine bekannte Thematik in Familien. Die Eltern wünschen sich ein "braves" Kind, dieses findet das ganze Getue einfach nur blöd und möchte nur so sein wie es ihm gerade passt.
Es ist manchmal sehr schwierig für Kinder zu verstehen, warum man gerade nicht bei Tisch Nase bohren oder mit den Füßen am Boden klopfen darf. Empathie und Rücksichtnahme müssen erst noch erlernt und verinnerlicht werden. Und dass dies manchmal mit Protest verbunden ist, zeigt Emmi hier exemplarisch auf.
Doch spiegelt es auch zugleich die kindlichen Gedanken wieder: mögen mich meine Eltern so wie ich bin? Muss ich mich ändern, damit mich meine Eltern mögen? Die Eltern verneinen, pädagogisch sehr richtig, die Frage, doch stellen sie fest, dass ihnen ein braveres Kind schon sehr lieb wäre.
Der Spannungsbogen bei Emmis Suche nach Grenzen und Optionen ist gut getroffen. Der Text an sich enthält jedoch stellenweise große inhaltliche Sprünge, was ein leichtes, zusammenhängendes Lesen erschwert. So wird bei der Schilderung vom Anziehen der Kleidung zur nächsten Szene, dem Besuch bei Tante Bea, übergangslos gewechselt. Aber auch innerhalb des Leseflusses könnten die einzelnen Stationen der Handlung harmonischer ineinander greifen. So wirkt der Text auf jeder Seite für sich, anstatt zu einer erzählten Einheit zu werden, deren Handlungen durch Details und Übergänge miteinander verbunden sind.
Die Illustrationen sind vorwiegend in Pastelltönen gehalten, was zur Thematik des lieben, braven Kindes, das in einer behüteten Umgebung aufwächst, gut passt. Jedoch werden bei einigen Szenen wichtige Details nur "am Rande" dargestellt. So sieht man die Zeitung auf dem Tisch liegen mit der Hand des Vaters; jedoch wird im Text erzählt, dass der Vater die Zeitung auf den Tisch knallt und wütend ist. Um den Inhalt des Textes gut zu visualisieren, hätten die Illustrationen für Kinder im Vorschulalter an einigen Stellen aussagekräftiger sein müssen.
Fazit:
Das Bilderbuch "Emmi will ausziehen" erzählt, wie das Mädchen Emmi in ihrem Protest auf Grenzen stößt und gleichzeitig ihren Weg im sozialen Miteinander sucht. Die Botschaft, dass es zwischen den Extremen immer auch einen Mittelweg gibt, ist sympathisch, wird jedoch für Kinder nicht durchgängig verständlich vermittelt.
Elisabeth Vera Rathenböck, Jungbrunnen
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