Wir gehören zusammen - Unsere Patchworkfamilie

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2011

Idee

„Unsere Patchworkfamilie“ – inzwischen gibt es zahlreiche Bücher zur aktuellen Thematik. Doch durch geschickt gewählte Identifikationsfiguren und eine literarisch anspruchsvolle Geschichte wird dieses Buch besonders.

Bilder

Die Illustrationen von Verena Ballhaus halten auch in diesem Bilderbuch das, was ihre Betrachter kennen und lieben. Sie illustrieren die Geschichte und eröffnen zusätzlich neue, phantastische Bilderwelten.

Text

Kinder ab fünf Jahren treffen in diesem Bilderbuch auf einen anspruchsvollen Text, der zum Mit- und Weiterdenken anregt, Zeile für Zeile.

[ab 5 Jahren]

Ausgezeichnet mit dem Kinderbuch-Couch-Star*. In einer Patchworkfamilie geht es lustig zu, so suggerieren Titel und Coverbild des Bilderbuches von Lucy Scharenberg auf den ersten Blick. Ein Buch, was die aktuelle Thematik der Patchworkfamilie aufgreift - doch, was genau macht dieses Buch besonders?

Paul und seine Mama ziehen um, Pauline und ihr Papa auch. Dieser Umzug ist ein ganz Besonderer, denn die vier beginnen ein Leben als Patchworkfamilie. Paul möchte das eigentlich gar nicht und zieht sich zurück in seine Rolle als einsamer Pirat. Pauline hingegen blickt der Zukunft mit der neuen Familie erwartungsfroh entgegen. Sie kann es gar nicht erwarten auf den "Prinzen" Paul zu treffen. Doch - als es dann so weit ist, wird es auch ihr mulmig zumute. Alleine schlafen möchte sie in der neuen Wohnung zunächst auf gar keinen Fall. Gut, dass ihr Papa ihr eine "Mut-mach-Nacht" schenkt und bei ihr schläft. So übernachtet auch Paul gemeinsam mit seiner Mutter in seinem neuen Zimmer. Weshalb hat seine Mama Paulines Papa nur so lieb? Behutsam erklärt die Mutter, was sie für Paulines Vater empfindet. Und Paul beginnt, sie zu verstehen.

Doch am nächsten Tag eskaliert die Situation, als Pauline mit Pauls Kuscheldecke Prinzessin spielt. Rasend vor Wut nimmt sich Paul eine Schere und schneidet die Decke in Fetzen. Doch seine Mutter weiß Rat. Sie zeigt sich verständig und schlägt vor, die Decke zu reparieren. Schließlich sitzen sie alle - Mama, Paul, Papa und Pauline - zusammen nähen eine Patchwork-Kuscheldecke und fragen sich gegenseitig aus. Bis die Decke fertig ist - und eine ansatzweise zusammengewachsene Patchworkfamilie unter der zusammengeflickten Decke einschläft.

Die Geschichte von Paul, Pauline und ihren Patchworkeltern endet zunächst glücklich. Phantasievoll spricht sie die Gefühlswelt von Kindern ab fünf Jahren an. Lucy Scharenberg stellt ihren kleinen Zuhörern auf gefühlvolle Weise und mithilfe bildhafter Sprache zwei Identifikationsfiguren an die Seite - einen Jungen und ein Mädchen, eine traurige und eine hoffnungsfrohe, eine wütende und eine zögernde. Diese beiden sollen nun zusammenleben - unter einem Dach. Weil ihre Elternteile sich gut tun und gemeinsam eine Zukunft mit beiden Kindern wagen möchten. Dies geht natürlich nicht ohne Konflikte vor sich.

Paul zieht sich immer mehr in seine Phantasiewelt zurück. Hier ist er ein einsamer Pirat, der "geentert" wird. Auch Pauline lebt in ihrer Phantasie. Sie wäre gerne eine Prinzessin - wie schön wäre es, wenn Paul ihr Prinz sein wollte. Seine Kuscheldecke soll ihr Umhang sein, ihr Schutz. Doch Paul kann mit dieser Situation nicht leben. Seine alte Decke, die für die Zeit steht, in der "noch alles gut" war, schneidet er blindlings in viele Stücke. Wie gut, dass seine Mutter mit dem Gefühlsausbruch ihres Sohnes umzugehen weiß und die Decke gemeinsam mit ihm reparieren möchte. Eine Patchworkdecke soll entstehen, Stück für Stück. Auch Pauline lässt die alte Zeit hinter sich, indem sie ihre Prinzessinnenbettwäsche zerschneidet und deren Stücke für die neue Kuscheldecke zur Verfügung stellt. Sie und ihr Vater schließen sich Paul und seiner Mutter an - alle vier fragen sich gegenseitig, so etwa nach der Augenfarbe des anderen, nach dessen Lieblingsessen etc. "Mit Liebe und Geduld" entsteht so nach und nach eine Kuscheldecke, unter der die ganze "zusammengeflickte" Familie Platz findet.

Die farbigen Illustrationen von Verena Ballhaus vermögen den Text auf eindrucksvolle Weise zu unterstützen. Da erscheinen die Erwachsenen groß und für die Kinder kaum fassbar. Paul sieht den Rest der Patchworkfamilie als Einheit am Esstisch sitzen - und er ist ausgeschlossen, auf hoher See. Und am Ende des Buches deuten die vier Fische, die sich aus dem rechten Bildrand bewegen an, dass der Weg zwar gemeinsam weitergeht - es aber gewiss noch einige Klippen zu umschiffen gilt.

Fazit:

Auf Augenhöhe der Kinder greift Lucy Scharenberg ein aktuelles Thema auf - sie schildert bildhaft und literarisch anspruchsvoll die Probleme, die das Zusammenwachsen der Patchworkfamilie mit sich bringt. Ein Buch, das zum Weiterdenken anregt.

Alexandra von Plüskow

 

Wir gehören zusammen - Unsere Patchworkfamilie

Lucy Scharenberg, Annette Betz

Wir gehören zusammen - Unsere Patchworkfamilie

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