Percy Pumpkin - Mord im Schloss
- Coppenrath
- Erschienen: November 2011
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Ein altes, düsteres Schloss, unüberschaubare Geheimgänge, jede Menge eigenwillige Verwandte und zwei Cousinen, denen kein Abenteuer zu wild sein kann: Für Percy ist das alles ein großes Abenteuer. Doch schon bald wird es Ernst: die Köchin wird ermordet aufgefunden und Percy´s Eltern verschwinden plötzlich, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
Die Weihnachtsferien werden die Pumpkins in diesem Jahr auf Schloss Darkmoor Hall verbringen, bei ihrer Tante Caroline und dem Lord Cedric Darkmoor. Sofort freundet sich Percy mit seinen beiden Cousinen und seinem etwas pummeligen Cousin an. Bei einem Ausflug mit Picknick im Schwarzen Wald entdecken sie zwei andere Cousins, die ziemlich eigenartige Dinge im Schilde führen. In ihrem Sack haben sie einen Hund eingeschnürt, dem sie einem zwielichtigen Doktor, der an Rumpelstilzchen erinnert, bringen wollen. Es gelingt ihnen, das Tier zu retten und fortan bleibt "Jim" immerzu an Percy´s Seite. Während eines Besuchs bei einem ihrer Großonkel Adalbert, einem genial-verrückten Erfinder, hören sie einen Schrei. Während sich die vier Freunde auf dem Weg zur der Ursache begeben, verirrt sich Percy in den vielen Geheimgängen des Schlosses und macht eine unheimliche Entdeckung. Gibt es in dem Schloss wirklich eine lebende Mumie? Und damit nicht genug: Als er zum Ort des Geschehens hinzukommt, sieht er, dass die Köchin ermordet am Boden liegt.
Der Inspektor, der hinzugerufen wird, macht ein großes Tohuwabohu und stellt auf ziemlich groteske Weise seine Unfähigkeit unter Beweis. Die Kinder erinnern sich derweil an die merkwürdige Bärengestalt, die in der Nacht des Mordes durch den verschneiten Park lief. Percy kann sich einfach keinen Reim darauf machen, hat er doch während seines Aufenthalts so viele unglaubliche Dinge gesehen, dass er seinen eigenen Sinnen nicht mehr traut...
Dann verschwinden plötzlich Percys Eltern spurlos. Nun wird nicht mehr nur der Gärtner verdächtigt, sondern auch die gesamte Familie Pumpkin. Neben seiner Sorge um seine Eltern, setzen Percy auch noch sehr eigenartige Visionen zu, die er einfach nicht einordnen kann. Denn wie kann es sein, dass er plötzlich reiten kann - noch dazu das eigenwilligste Pferd im ganzen Stall - wo er doch noch nicht eine Reitstunde hatte?
Irgendwie kommen die Kinder schließlich doch hinter das Geheimnis um den Mord an der Köchin - das wohl niemand so erwartet hätte. Eines steht aber nun zumindest fest, jemand will das Geheimrezept für Aunt Annie´s Worcestershire-Sauce stehlen und ist bereit, die Familie Darkmoor zu verraten. Das wäre eine Katastrophe, da die vornehme und etwas exzentrische Familie ihren Reichtum aus dieser geheimen Würzsauce schöpft...
Nach Angaben des Autors Christian Loeffelbein basiert die vorliegende Geschichte auf den verworrenen Notizen seines verstorbenen Onkels Hardy, 7. Baron Stanley of Brickdale. Man kann nur mutmaßen, ob das vielleicht auch der Grund für diese insgesamt doch sehr verworrene Geschichte ist.
Dabei nimmt die Geschichte zunächst einen vielversprechenden, atmosphärisch-dichten, wenngleich auch etwas skurrilen Verlauf, wobei Loeffelbein seine Geschichte mit britischem Humor zu bereichern weiß. Stimmungsvoll setzt er das alte Schloss in Szene und unterhält seine Leser mit ungewöhnlichen Darstellern und Schauplätzen auf sehr fantasievolle Weise. Doch schon bald beginnen die Dinge aus dem Ruder zu laufen: Es scheint, als könnte er sich nicht so recht entscheiden, welche Art von Geschichte er erzählen will. Ist es eine Kriminalgeschichte nach klassischem Vorbild der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, ganz nach Art von Edgar Wallace? Ist es eine Gruselgeschichte, in der Mumien in den vielen finsteren Geheimgängen lauern? Oder ist es eine Entwicklungsgeschichte voller mystischer Ereignisse, in der sich Percy irgendwie mit der Seele seines vermissten Onkels Allan verbindet, dem eigentlich Erbe von Darkmoor?
Während der Leser noch versucht, das alles unter einen Hut zu bekommen, setzt Loeffelbein noch mit zusätzlichen, meiner Meinung nach vollkommen überflüssigen Effekten eins oben drauf. Glaubt man schließlich, die Geschichte hätte Dank Onkel Adalberts Erfindungen endlich eine logisch nachvollziehbare Wendung genommen, katapultiert der Autor den Leser unversehens mit grünem Schleim, Riesenspinnen, einem Krakenmonster, einer mordlustigen Gliederpuppe sowie einer karatekämpfenden Roboterköchin in ein bizarres Gruselkabinett. Das alles macht die Erzählung gerade zum Ende hin mehr als unglaubwürdig und die jungen Leser verlieren so jede Möglichkeit, sich mit Percy zu identifizieren.
Auch die amüsanten und teilweise sehr originellen Aktionen der kauzigen Bewohner des Schlosses können über die fehlende Struktur der Geschichte nicht hinwegtrösten. Das ist schade, denn mit seiner atmosphärischen und fantasievollen Sprache weiß Christian Loeffelbein durchaus Spannung zu erzeugen.
So gerne man als Leser den roten Faden gefunden hätte - am Ende lässt Christian Loeffelbein seine jungen Leser mit einem Knäuel an Fragen zurück. Noch immer werden Percy´s Eltern vermisst, bleibt es ein Rätsel, warum Percy plötzlich reiten kann. Auch der Verräter innerhalb der Familie bleibt unentdeckt.
Fazit:
Eine faszinierende Kulisse ist so ein düsteres Schloss mit seinen Geheimgängen und alten Geschichten. Eigentlich sind dies großartige Voraussetzungen für ein echtes Abenteuer mit jeder Menge Freiheiten . Doch anders als bei "Aunt Annie´s" berühmte Worcestershire-Sauce in diesem Buch, überwürzt Christian Loeffelbein seine Erzählung mit zu vielen, zu verschiedenen Zutaten, so dass es gerade zum Ende hin immer schwerer fällt, die Geschichte zu genießen.
Christian Loeffelbein, Coppenrath
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