Namira - Das Geheimnis der Katzenmenschen
- Thienemann
- Erschienen: Oktober 2011
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[ab 11 Jahren]
Die dreizehn-jährige Namira führt mit ihrem Vater ein ruhiges und unauffälliges Leben unweit von Prag. Da kommt ein unheimlicher Jahrmarkt in die Stadt und auf einmal ist nichts mehr so wie es ist...
Ihre Mutter ist früh verstorben und sie weiß nicht viel über sie, ihr Vater ist Alchimist und häufig mit seinen Experimenten beschäftigt. Daher ist Namira viel sich selbst überlassen und freut sich umso mehr auf den Jahrmarktsbesuch, der ihr Abwechslung verspricht.
Der Jahrmarkt ist jedoch seltsam, eher unheimlich und wenig unterhaltsam: als sie von einer Kobra bedroht wird, sieht Namira sich gezwungen, sich aus dieser gefährlichen Situation zu retten, indem sie eine Gabe anwendet, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Wie diese ist sie ein Katzenmensch, der sich von seiner menschlichen Gestalt in eine Katze verwandeln kann.
Ihr Vater hat ihr eigentlich verboten, diese Gabe anzuwenden, damit sie nicht von den anderen Menschen ausgestoßen wird, weil sie anders ist. Nach diesem Vorfall erfährt sie von ihm den wahren Grund: Es ist sogar lebensgefährlich ein Katzenmensch zu sein, weil eine Brüderschaft und ihr Anführer alle Katzenmenschen ausrotten will.
Durch ihre Verwandlung befürchtet ihr Vater, dass sie die Aufmerksamkeit dieser Brüderschaft auf sich gezogen hat. Er will sofort mit Namira fliehen: mit einem Luftschiff das er gebaut hat. Am besten irgendwohin, wo sie keiner finden kann. Namira ist gegen diesen Plan, sie will mehr über die Katzenmenschen erfahren und nach anderen Katzenmenschen suchen oder ist sie etwa der letzte Katzenmensch? Daher will sie zur Universität in Bologna, wo alle Informationen über Katzenmenschen zusammengetragen sind.
Es beginnt eine hochspannende Verfolgungsjagd, während ihnen die Brüderschaft und deren Anführer immer auf den Fersen sind. Unterwegs lernt sie den undurchsichtigen Jungen Hiero kennen, der auch über eine besondere Gabe verfügt: er kann nämlich Geschichten erzählen, die wahr werden. Zu ihrem Schock erfährt sie auch, dass der Mann, den sie für ihren Vater gehalten hat, gar nicht ihr richtiger Vater ist und wer wirklich ihre Eltern waren.
Schließlich kommt es mitten in der Wüste in der legendären Bibliothek von Alexandria zu einem "show-down". Hier befindet sich der Schlüssel für den Grund, warum jemand alle Katzenmenschen vernichten will und Namira erfährt endlich, wer in Wahrheit dieser "jemand" ist. Aber wird es ihr und ihren Freunden gelingen, diesen letzten Kampf für sich zu entscheiden?
Das Buch beginnt gleich mit einem Knalleffekt: ein Paar ist auf der Flucht, die Frau hat gerade entbunden und ihr Kind zur Sicherheit einem anderen überlassen. Jemand verfolgt sie und ist ihnen dicht auf den Fersen. Schließlich fliehen sie in ein Haus und sperren sich in ein Zimmer ein. Als sie sich weigern, auf Befehl ihrer Verfolger aus ihrem Versteck zu kommen, zünden diese das Haus an und das Paar erstickt in den Flammen. Auch sonst geht es nicht gerade zimperlich in dem Buch zu: eine alte Frau wird von einer Schlange ermordet, bei einem Angriff auf Namira und ihren Vater sterben die zwei Söldner, die die Brüderschaft angeheuert hatte. Das Buch ist also nichts für zartbesaitete Leser, obwohl viele Kinder durch Computerspiele sicher "abgehärtet" sind.
Außerdem weist das Buch einige Längen auf, und die Auflösung ist ein wenig kompliziert und nicht einfach zu verstehen für jemanden, der sich nicht so in ägyptischer Mythologie auskennt. Daher wäre es wünschenswert gewesen, wenn am Ende des Buches ein Glossarium die wichtigsten Figuren der ägyptischen Mythologie erklären würde.
Die Hauptfigur der Namira wirkt sympathisch und eher normal und durchschnittlich. Sie wird auch als solche dargestellt und der Leser erfährt erst nach und nach von ihren besonderen Fähigkeiten. Im Laufe der Handlung werden ungeahnte Kräfte bei ihr freigesetzt, ihre Fähigkeit, sich in eine Katze zu verwandeln, verblüfft den Leser zunächst und erlaubt es ihr, sich aus manch brenzliger Situation zu retten. Sie verfügt auch über von ihr selbst ungeahnte Heilkräfte, die selbst schwere Wunden heilen kann.
Am Rande wird der Leser zum Nachdenken herausgefordert: Namiras eigentlicher Widersacher, der Sohn des ägyptischen Sonnengottes, besitzt eine auf den ersten Blick positiv erscheinende Eigenschaft, er ist nämlich unsterblich. Es ist durchaus positiv zu vermerken, dass der Leser eines Jugendbuches an ein solch anspruchsvolles, philosophisches Thema wie die Diskussion um Segen und Fluch der Unsterblichkeit herangeführt wird, dass die Menschheit schon seit Urzeiten bewegt.
Trotz der vereinzelten Längen gelingt es Michael Borlick doch, den Leser über weite Strecken in Atem zu halten.Nicht nur durch die bereits erwähnten Schockeffekte und die Verfolgungsjagd zunächst quer durch Europa. Kurz vor Schluss kommt es zu einer verblüffenden Wendung, dieser unvorhersehbare Effekt macht einen der Reize dieses Buches aus.
Die scherenschnittartigen Illustrationen von Michael Böttler führen wie ein roter Faden durch das Buch, indem sie jedes Kapitel einleiten und die geheimnisvolle Grundstimmung des Buches unterstützen.
Fazit:
Ein Fantasy-Roman mit einer verblüffenden Auflösung, der den Leser an die ägyptische Mythologie heranführt.
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