Wenn Wasserhähne Schlittschuh laufen und Korkenzieher sich zum Ausgehen schick machen, lohnt es sich, genauer hin zu schauen.
Vorsichtig lugt ein kleines Teil einer Fahrradklingel aus dem großen alten Schrank. Schließlich wagt es sich auf dünnen und zittrigen Beinen hinaus in die Welt. Dicht gefolgt von mehreren Flügelmuttern und einem Taschenmesser begibt es sich auf Entdeckungstour. Immer mehr Gegenstände schließen sich an und wandern, was das Zeug hält. Zangen, Trillerpfeifen, Schraubenschlüssel, Taschenlampen, Sonnenbrillen, Flaschenöffner, Schuhspanner, Äxte, Gießkannen, Hosenbügel, Schneebesen, Trinkflaschen, Taschenlampen, Bürsten, Zollstöcke, Korken u.v.m. - ein buntes Potpourri an insgesamt 59 Gegenstandsarten durchwandert das Buch, um schließlich gut verpackt in einer großen Holzkiste zu landen. Zielort? New York!
Gilbert Legrand gelingt es, in "Sachen machen lachen" Alltagsgegenstände ganz ohne Worte zum Leben zu erwecken und eine kleine Geschichte mit ihnen zu erzählen. Mit wenigen Handgriffen versteht er es, Dingen Leben einzuhauchen und ihnen Charakter zu verleihen. So haben die Flügelmuttern dünne Beine und Köpfe aus Haarnadel-Draht erhalten, wurden die Kehrschaufeln und Scheren figürlich angemalt oder die Scharniere mit kleinen Propellern versehen und dadurch im Handumdrehen zu Flugzeugen. Aber auch exotischere Dinge wie Fühlerblattlehren, Rollgabelschlüssel oder Stopfmaschinen wurden geschickt zu ganz neuen "Lebewesen" umgewandelt. Die daraus entstandenen Szenerien wurden anschließend fotografisch festgehalten und erzählen durch ihre Anordnung davon, wie die Gegenstände erst vorsichtig, denn recht forsch, die Welt entdecken, dabei manche Abenteuer erleben und sich schließlich auf die Reise nach New York begeben. Denn Legrands Geschichte kommt ganz ohne Worte aus und funktioniert rein über die Fotografien.
Dabei ist es wirklich erstaunlich, welche Figuren den Gegenständen innewohnen. Jedoch überraschen die Adaptionen Legrands nicht nur durch ihren Ideenreichtum, sondern auch durch ihre Selbstverständlichkeit. Ganz so, als wäre es das Natürlichste der Welt, fahren Wasserhähne Schlittschuh, werden Bürsten zu Hunden oder rasenden Autos, Zerstäuber zu wilden Radfahrern und eine Kneifzange zu einem erfolgreichen Gewichtheber. Legrand wählt dafür jeweils den passenden Hintergrund und lässt einige Szenen am Meer oder in der Luft spielen, andere sind einer Zirkusmanege nachgestellt und wieder andere Wald-, Wiesen- oder Straßensituationen, wodurch die Handlung eine Richtung bekommt, die schließlich in der Holzkiste endet.
Fazit:
Legrand beweist mit diesem Buch, dass der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind und dass in scheinbar banalen Dingen oftmals viel mehr steckt, als auf den ersten Blick erkennbar wäre. Ein phantasievolles und überraschendes Buch, welches die eigene Umwelt mit ganz neuen Augen sehen lässt und Jung und Alt gleichermaßen Spaß und Freude bereitet.
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