Holundermond
- Coppenrath
- Erschienen: Juli 2011
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Nie hätte Nele geahnt, dass die Arbeit ihres Vaters so spannend ist... Unerlaubt begleitet sie ihn auf eine Dienstreise nach Wien, bei der der Historiker einen Diebstahl in einem Kloster auflösen soll. Doch hinter diesem Fall steckt viel mehr als ein harmloses Verbrechen und lässt nicht nur weitere Gegenstände sondern auch Neles Vater verschwinden. Nun ist Neles kombinatorisches Geschick und ihr ganzer Mut gefragt, das Geheimnis, das sich hinter den Klostermauern verbirgt, aufzudecken und ihren Vater wiederzufinden.
So einen Abschied hatte die 12-jährige Nele sich nicht von Jan vorgestellt... Nicht nur, dass ihr Vater nun aus dem Familienhaus auszieht, er hat auch noch den gemeinsamen Urlaub mit ihr abgesagt, weil er geschäftlich nach Wien muss. Nele ist richtig sauer, dass für Jan die Karriere immer vor der Familie steht. Doch dieses Mal will sie nicht zurückstecken müssen, sondern will ihn auf seine Reise begleiten und endlich selber sehen, was Jan als Historiker für ach, so wichtige Aufgaben hat. Als ihr Vater bemerkt, dass sie sich heimlich ins Auto geschlichen hat, ist er mächtig böse. Warum nur ist es so schlimm, dass sie ihn nach Wien begleitet? Noch ahnt Nele nicht, wie gefährlich Jans Job sein wird.
Schon bei ihrer Ankunft im Gästehaus bemerkt Nele, dass Jan nicht zum ersten Mal an diesem Ort ist. Er hat hier schon einmal geforscht und weiß genau, was ihn erwartet. Als Historiker soll er einen Kunstdiebstahl von drei wertvollen Gegenständen aufdecken. Seine Forschungsarbeiten drehen sich um ein Altarbild in einem alten, maroden Kloster. Doch nicht nur er, sondern auch ein gewisser Dr. Holzer ist daran interessiert, das Geheimnis um das mysteriöse Verschwinden der Gegenstände, die alle auf dem Bild abgebildet sind, zu lösen. Schon beim ersten Blick auf diesen eigenartigen Mann ist Nele unwohl; sein Auftreten lässt sie schaudern. Als Jan nach einem gemeinsamen Treffen mit Holzer nicht mehr zurück kommt, ist sich Nele ganz sicher, dass Holzer nicht an einer Aufklärung des Diebstahls liegt, sondern dass er vielmehr in die Tat verwickelt ist.
Gemeinsam mit Flavio, dem Sohn des Cafébesitzers im Kloster, kommt Nele der unglaublichen Sage rund um das Altarbild auf die Spur. Hilfreich ist ihnen dabei Jans Notizbuch. Aufgrund der Aufzeichnungen können sie herausfinden, dass das Bild ein Tor in die Vergangenheit ist und Holzer dieser Vergangenheit angehört. Nur durch eine Reise ins 18. Jahrhundert können sie Jan wiederfinden und das Rätsel des Altarbildes endgültig lösen.
Jutta Wilke gelingt mit "Holundermond" ein spannendes Kinderbuch, das durch seine fantastischen Züge die Vorstellungskraft der Leser anregt. Ausgehend von einer alltäglichen Begebenheit, die in jeder Familie vorkommen könnte, entwickelt sich für die Hauptperson, Nele, die Reise nach Wien zu einem fantastischen Abenteuer. Nur durch aufmerksames Lesen gelingt es dem Leser allen Neuigkeiten und Wendungen, die ihr während ihrer Nachforschungen widerfahren, zu folgen. Zudem wird der Handlungsstrang durch einzelne Kapitel durchkreuzt, die entweder einen Rückblick in die Vergangenheit zulassen oder das Befinden des verschwundenen Jan darlegen. Somit ist beim Lesen zweifache Kombinationsgabe gefordert: Neles gegenwärtige Handlungen müssen gleichzeitig mit den anderen Informationen verstanden werden. Leseerfahrene Kinder dürften jedoch gerade dadurch motiviert werden, weiter zu lesen und das Rätsel zu lösen.
Wilkes genaue Beschreibungen erleichtern dabei das Verfolgen der Geschichte. Verständlich werden die beteiligten Personen und die Handlungsorte beschrieben. Der Leser kann sich die Schauplätze der Geschichte bildlich vorstellen, was für Kinder der Altersstufe ab 10 Jahren sehr hilfreich ist, da sie z.B. mit dem Aufbau eines Klosters und mit den christlichen Devotionalien nicht allzu vertraut sein dürften.
Jutta Wilke stellt Nele als dickköpfiges Mädchen dar, das ihr Ziel zielstrebig verfolgt. Doch durch die einfühlsamen Beschreibungen ihrer Gefühlswelt erkennt der Leser schnell, dass sie die undurchsichtigen Ereignisse und Jans Verschwinden sehr berühren. Die Entwicklung ihres Charakters im Verlauf der Geschichte spiegelt sich fortlaufend in der zunehmenden Spannung der Handlung wider und lässt sie sehr authentisch erscheinen.
Besonders die Darstellung des sagenumwobenen Dr. Holzer weckt direkt Antipathie, die schrittweise Verknüpfung seiner Person mit der Vergangenheit erzeugt eine eigenartige Stimmung, die unglaublich und mysteriös zugleich ist.
Durch die gut verständliche Sprache kann der Leser die insgesamt 36 Kapitel von "Holundermond" gut bewältigen. Er wird mit jeder Seite mehr an des Rätsels Lösung herangeführt und dürfte mit dem von Jutta Wilke verfassten Ende sicherlich zufrieden sein.
Fazit:
"Holundermond" weckt beim Leser Interesse für das Abenteuer- und Fantasygenre. Mutig und zielstrebig gelingt es der Heldin, das Rätsel um das Altarbild zu lösen. Nicht immer leicht angelegt aber treffend und eingängig beschrieben, wird es gerade Leseratten motivieren, bei diesem verzwickten Fall am Ball zu bleiben.
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