Eine neue Märchenserie vom Lappan Verlag: "Die Märchenmäuse". Ein Nagergespann, das es versteht, das alte Märchen vom "tapferen Schneiderlein" modern und lebendig zu präsentieren. Frech und witzig bringen sie uns das Märchen auf Augen und Ohren.
Die beiden Märchenmäuse Alfons Graufellus (neugierig) und Felix von Katzenschreck (vernünftig und klug) erzählen das alte Märchen vom Tapferen Schneiderlein, das auszog, um die Königstochter zu heiraten. Aber bevor es dazu kommt, muss eine Heldentat her.
Eines Tages kauft er einer alten Frau köstliches Pflaumenmus ab. Doch beim Verzehr stören ihn zahlreiche Fliegen, die um sein frisch gestrichenes Brot schwirren. Mit einem Handtuch erwischt er so "Sieben auf einem Streich"! Diese Heldentat, die er sich sogleich auf seinen Gürtel stickt, reicht aus, um sich auf den Weg zum Palast zu machen. Brav wartet er, bis er an der Reihe ist und seine Heldentat dem König vorstellen darf. Diese beeindruckt durchaus, doch er muss noch drei weitere Aufgaben lösen. Es gilt zunächst die beiden Riesen zu besiegen. Als die Riesen schlafen, bewirft er sie mit Steinen, so dass die Riesen sich so lange schlagen, bis sie beide tot zu Boden fallen.
Die zweite Aufgabe, das Einhorn einzufangen, fällt ihm ebenfalls leicht. Er neckt es, bis es wutentbrannt auf ihn zu galoppiert. Mit einem schnellen Sprung zur Seite rettet er sich und das Einhorn rammt sein Horn in einen dicken Baumstamm, aus dem es sich selbst nicht mehr befreien kann.
Nun muss der Hochzeitsbraten her - ein Wildschwein. Mit einer List fängt er es ihn einer Kapelle ein und bringt es dem König dampfend auf einem Tablett. Und auch die letzte Hürde, die Einwilligung zur Hochzeit der Braut, bestätigt sich. Es ist zwar ein "einfaches Schneiderlein", aber eines mit Köpfchen und einer Prinzessin als Frau.
So bleibt noch die Moral von der Geschicht: "Ein Held ist man nicht nur, wenn man der Stärkste ist, sondern auch, wenn man Köpfchen hat."
Die Märchen der Gebrüder Grimm sind schon durch zahlreiche Generationen gegangen. In der Originalversion sind sie für die heutigen Kinder oftmals zu grausam und auch die Sprache ist nicht mehr so ohne weiteres in unseren Alltag übertragbar. Das Autorenteam Thomas Nicolai und Kai Pannen haben einen einfachen Weg gefunden, die Tradition der Märchen beizubehalten und sie gleichzeitig für heutige Kinder verständlich zu vermitteln. Das Nagerteam Felix und Alfons tragen einen großen Anteil daran. Sie erklären altmodische Begriffe wie "Wams" (Weste) oder "wer sie freit" (wer sie heiratet) und so kann eine Version angeboten werden, die der traditionellen Version angelehnt ist, jedoch von den Kindern verstanden und damit angenommen wird. Ein wenig aber haben Nicolai und Pannen die Geschichte aufgepeppt; so gibt es in ihrer Version einen "Konkurrenz-Freier", einen Poeten namens Werner von der Hundewiese. Alfons und Felix klären jedoch auf, dass es so einen Poeten (früher Minnesänger genannt) tatsächlich gab, allerdings unter dem Namen Walther von der Vogelweide. Diese und andere Späße mehr lassen sich die Märchenmäuse einfallen. Kleine Zusätze, wie das Rezept von Oma´s Turbo-Apfelmus, gibt es dann noch obenauf. Damit wird deutlich, dass das Autorenteam durchaus die klassischen Märchen transportieren wollen, darüber hinaus jedoch Fantasie und Humor mehr Raum geben. Wer das mag, wird sich nicht an den humorvollen Petitessen nicht stören, im Gegenteil. Wer jedoch die ganz ursprüngliche Version bevorzugt, sollte sich eher an die klassische Ausgaben halten.
Die locker geschriebene Geschichte wird vom Trickfilmzeichner Kai Pannen entsprechend humorvoll begleitet. Seine schlaksigen Figuren mit lustigen Nasen und den vielen witzig, frechen Details lassen das eigentlich "Brutale" harmlos erscheinen und geben den kleinen Lesern Anlass zum Schmunzeln. So schläft ein starker Riese mit einem Kuschelkissen im Arm, kommt das Einhorn so schnell angerannt, dass es pupst und schnauft, bis zuletzt das Schneiderlein auf dem resignierten Einhorn mit verbundenem Horn, dem Kuscheltier unter dem Arm und dem fast fröhlich guckenden Wildschwein auf dem Tablett zum Schloss reitet. Solche lustigen Details gibt es zahlreich und lassen den Betrachter gerne länger bei jedem Bild bleiben.
Die Hörbuch-CD (fast 50 Minuten) ist von den bekannten Schauspieler und Comedians Thomas Nicolai und Stefan Kaminski sehr abwechslungsreich gesprochen und mit viel Musik vertont, die man an der passenden Buchstelle mit Noten findet und mitsingen kann.
Fazit:
Ein neuartiger, fantasievoller, witzig-frecher Einstieg in die Welt der "alten" Märchen: So machen die Grimmschen Klassiker auch heute noch Spaß und begeistern die Kleinen wie die Großen, die sie aus der eigenen Kindheit ganz anders kennen gelernt haben.
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