Ein Leben im Zirkus ist nicht unbedingt erstrebenswert - findet auch Natumi, die kleine Elefantendame und macht sich auf den Weg, um ihre Freundin zu befreien und wieder nach Hause zu holen.
Natumi und Matibi, zwei Elefantenkinder, leben in der afrikanischen Savanne und sind unzertrennliche Freundinnen. Sie verbringen ungestörte Stunden am Fluss mit Fressen, Schlafen und im Schlamm wälzen. Doch eines Tages wird ihre Idylle jäh zerstört, denn Wilderer haben Matibi gefangen genommen und wollen sie an einen Zirkus in Europa verkaufen. Doch Natumi ist wild entschlossen, ihre beste Freundin zu retten und wieder in die Heimat zurück zu bringen. Gemeinsam mit Hannibal, einem älteren und weißen Elefantenbullen, begibt sie sich auf die gefahrvolle Reise. Ihre Freunde Chefer, ein Skarabäus und Shimba, ein Graupapagei, unterstützen die beiden, wo sie können. Und so gelangen sie nach einem anstrengenden Fußmarsch und einer abenteuerlichen Schiffsfahrt nach Spanien. Wie groß ist ihre Überraschung, als sie auch dort schnell Freunde, in Gestalt von zwei kleinen Kindern, finden, die sie bei der Suche unterstützen. Nach einer langen und strapaziösen Reise finden sie Matibi nicht nur, sondern können sie auch befreien und gemeinsam den Heimweg antreten.
Allein in Deutschland reisen derzeit über 330 Zirkusunternehmen umher. Allerdings ist deren Ausrichtung und Ausstattung mitunter sehr unterschiedlich und reicht vom kleinen Familienzirkus mit Darbietungen im Freien bis hin zu großen Zirkusbetrieben mit beeindruckenden Zeltkonstruktionen. Seit jeher dient der Zirkus dabei der Belustigung und Unterhaltung der Besucher. Hier wird Akrobatik geboten oder es gibt lustige Showeinlagen mit Clowns zu sehen. Größere Zirkusse locken außerdem mit dressierten Wildtieren, die artistische Kunststücke vollführen.
Bei aller Unterhaltung ist das Leben für Tiere im Zirkus jedoch alles andere als artgerecht. Daher ist das Buch "Natumi Okawango" von Ingrid Kaletka ein wichtiger Beitrag, um uns allen diese Missstände der Tierhaltung vor Augen zu führen. Da es als Abenteuerbuch für Kinder gedacht ist, steht allerdings vor allem die Reise, das ungewisse Abenteuer im Vordergrund. Die Handlung wird dafür stringent aufgebaut und ihr Spannungsgrad steigert sich kontinuierlich, je näher Natumi und Hannibal ihrem Ziel kommen. Aber auch als Matibi bereits befreit ist und der Leser denken könnte, dass es nun zügig an die Heimreise geht, baut die Autorin geschickt eine Spannungsverzögerung ein, indem sie nun Natumi bei einer waghalsigen Aktion gefangen nehmen lässt (die aber auch glücklich endet).
Gefühlvoll beschreibt Kaletka in den passenden Szenen dennoch, welche Qual das Leben im Zirkus für die Tiere bedeutet, geht aber nicht zu sehr in Details, was der Geschichte ihren Abenteuercharakter erhält und Kinder nicht verschreckt. Aber auch die betroffenen Menschen, wie beispielsweise Zirkusdirektoren, lässt die Autorin zu Wort kommen und erklären, dass Tiere für sie ein wichtiges Mittel zur Existenzsicherung sind. Jedoch wird auch hier eine Alternative entwickelt, in der Tiere keine Rolle mehr spielen und der Zirkus sich allein auf Darbietungen mit Menschen beschränkt. Vielleicht ein Modell mit Zukunft?
Rein formell fällt vor allem das gewählte A4-Querformat ins Auge, was das Buch mit seinen fast 180 Seiten während des Lesens teilweise etwas schwer handhabbar sein lässt. Die Handlungsabschnitte sind in vierzehn Kapitel unterteilt, die auch gut als Vorlese- oder Erstleseeinheiten genutzt werden können. Sprachlich ist die Geschichte solide, jedoch ohne besondere Raffinesse geschrieben. Viele emotionale Verben und Adjektive unterstreichen die Intention der Autorin und sind passend zur Entwicklung der Handlung gewählt.
Illustrationen sind in "Natumi Okawango" nur vereinzelt zu finden. Die wenigen untermalen jedoch in klarer Sprache das Geschehene der letzten Seiten. Durch einen grauen Rahmen und die Platzierung auf jeweils einer Extra-Seite erscheinen sie jedoch leider nicht ganz dem Buch zugehörig, sondern relativ vom Text abgehoben. Auch ist die Art und Weise der Bebilderung ziemlich kühl, obwohl bei einem Kinderbuch ab acht Jahren eine aufgelockerte Bebilderung auch inmitten des Textes gut getan hätte, ohne dessen ernsthaftes Anliegen zu zerstören.
Fazit:
Solide erzählte Abenteuergeschichte, die gleichzeitig auf die Missstände der Tierhaltung in Zirkussen aufmerksam macht und hier zu einem Umdenken auffordert.
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