[ab 5 Jahren]
Der kleine Tod ist manchmal sehr traurig, doch eines Tages geschieht etwas, dass sein Dasein komplett verändert...
Der kleine Tod ist traurig, denn niemand mag ihn. Dabei gibt er sich solche Mühe, gemocht zu werden: er nähert sich leise den Sterbenden, klopft vorsichtig an ihre Tür, nimmt sie bei der Hand und führt sie leise fort ins Totenreich. Dort macht er ihnen ein Feuer, denn sie frieren, doch das Feuer erschreckt sie. "So ist das nun mal.", denkt er resigniert. Bis er eines Tages auf Elisewin trifft. Sie sitzt erwartungsvoll in ihrem Bett und jubelt ihm entgegen. Ihr ist nicht kalt und sie ist nicht traurig und erinnert den kleinen Tod daran, dass er selber auch noch ein Kind ist. Eliswein geht gern und ohne Angst mit ihm mit und erklärt ihm, dass ihr nun endlich nichts mehr weh tut und sie sehr froh darüber ist. Elisewin und der kleine Tod verbringen eine wunderbare Zeit miteinander, sie machen Handstand und spielen Verstecken. Doch Elisewin kann nicht bleiben und muss in ein anderes Leben aufbrechen. Kleiner Tod ist sehr betrübt darüber und fühlt sich noch einsamer und allein. Doch plötzlich erscheint Elisewin wieder bei ihm und zwar als Engel, die von nun an gemeinsam mit dem kleinen Tod die Sterbenden abholt, damit sich niemand mehr fürchten muss.
Tod ist etwas sehr Abstraktes. Auch Erwachsene haben Schwierigkeiten damit, sich vorzustellen, was nach dem Leben kommt, was Tod bedeutet, ob und wie es danach weitergeht. Wie erst sollen Kinder da begreifen, was Tod umfasst? Daher ist es eine schöne Idee, Kindern den Tod zu erklären, in dem man ihn personalisiert, ihm Gedanken, Gefühle und eine Sprache gibt und darüber begreifbar werden lässt. So leiden die kleinen Leser beim Lesen des Buches mit dem Tod, der ja von niemandem gemocht wird, denn Ablehnung kennen sie bereits aus eigener Erfahrung, wenn z.B. in der Sandkiste niemand mit ihnen spielen will. Umso größer ist dann die Freude, als der Tod in Elisewin eine Freundin findet, die keine Angst vor ihm hat und mit ihm zusammen Spaß hat. Ganz nebenbei wird den Kindern aber auch vermittelt, dass der Tod für die Sterbenden nicht immer schlimm sein muss, häufig eine Erlösung von großen Leiden bedeutet und sein Eintreten mitunter herbei gesehnt wird. Dadurch wird dem Tod, der mit vielen Tränen und Kummer der Hinterbliebenen einhergeht, etwas von seinem Schrecken genommen. Doch trotz allem wird nicht verschwiegen, dass der Tod die Menschen abholt, sie darüber traurig sind und Angst haben, aber es wird eben auch die andere Seite des Todes gezeigt.
Die zusätzliche schrittweise Entwicklung des Todes als liebevollen Gefährten, der über den Verlust seiner Freundin sehr traurig ist, wird behutsam vorgenommen. Jeweils nur einige wenige Sätze und ein Seiten füllendes Bild stehen für sich und garantieren volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Dadurch gelingt es Kitty Crowther, die Spannung kontinuierlich zu steigern und der Geschichte eine unerwartete, aber nachvollziehbare Richtung zu geben. Denn auch, wenn es anfangs vielleicht abwegig erscheint, entwickelt sich die Geschichte über den Tod zu einer spannenden Erzählung über die Freundschaft, die zu lesen Freude bereitet. So wird aus einer Geschichte über das Ende des Lebens auch die Geschichte über den Anfang einer innigen Freundschaft und eines neuen Lebens nach dem Tod.
Passend zum Thema sind die Illustrationen dezent farbig gehalten, schwarz und weiß dominieren, einzelne Farbtupfer in warmen Braun- und Orangenuancen verhindern aber eine bedrückende Stimmung. Der kleine Tod wird als liebevolles kleines Geschöpf in einem schwarzen Umhang und mit einem weißen Gesicht gezeichnet, das sehr traurig sein, das aber auch große Freude ausstrahlen und durch die Gegend tollen kann. Auch durch diese überzeugende Darstellung seiner Emotionen wächst er den kleinen und großen Lesern sehr schnell ans Herz.
Fazit:
Ein gefühlvolles Buch über den Tod, welches sich gleichzeitig überraschenderweise zu einer anrührenden Geschichte über Freundschaft entwickelt.
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