Von oben nach unten

Gibt es im Meer tatsächlich Seepferdchen, die Taucher ziehen? Und fliegen im Weltall wirklich Staubsauger? Schenkt man "Von oben nach unten" Glauben, dann gibt es die kuriosesten Sachen.

Ganz oben geht die Reise los. Wirklich ganz, ganz oben. Nicht nur im Himmel, nein vom Weltraum aus startet die aufregende und spannende Reise von oben nach unten. Vorbei am Space Shuttle, dem Mond, Raumstationen und Kometen hinunter in unsere Atmosphäre, auf die Höhe von Flugzeugen, Hubschraubern, Heißluftballonen und Fallschirmen bis zum ersten Berggipfel. Von dort an weiter hinunter ins Dorf, vorbei an Feldern, hinab zum Marktplatz über Stock und Stein, über Brücken und durch Täler. Auf dem Dorfplatz gelandet, fährt auch schon die Bahn hinunter in die Stadt am Meer los. Also schnell einsteigen! Dort angekommen geht es nach einem kurzen Blick vom Leuchtturm direkt hinab ins Meer, ganz bis auf den tiefen Grund.

Wie bereits der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Buch um eine Reise von ganz oben nach ganz unten. Dabei sticht dem Betrachter sofort die veränderte Leserichtung des Buches ins Auge. Um den Bildern mehr Raum und Ausdruck zu verleihen, beginnt jede der sechs Doppelseiten an der linken Bildkante und endet an der rechten. Die daraus entstandenen Hochformatseiten lassen somit viel Platz für Entdeckungen auf der turbulenten Reise von oben nach unten und vertiefen das damit verbundene Gefühl.

Zwischen den einzelnen Doppelseiten gibt es teilweise Verbindungselemente, die die Bilder als ineinander greifende Abfolge erscheinen lassen, wie beispielsweise Angelsehnen, die auf einer Seite ins Wasser gehalten werden und auf der nächsten Doppelseite bis zum Meeresgrund reichen. Oder aber es erscheinen bekannte Gesichter, die eben noch die Gebirgsgipfel erklommen haben, plötzlich inmitten der Stadt. Dadurch wird die Intention des Buches, eine fortlaufende Geschichte einer Reise von oben nach unten zu erzählen, noch einmal unterstrichen.

Doch nicht nur die Leserichtung, auch die Illustrationen überzeugen den Betrachter und lassen das Buch zu einem köstlichen Vergnügen werden. Bernd Lehmann versteht es nicht nur, mit seinen Details und der ansprechenden Farbigkeit den Bildern Leben einzuhauchen, auffällig ist auch sein agiler, schwungvoller Zeichenstil, der der Abenteuerreise zusätzliche Energie verleiht. Die Bilder erscheinen wahrhaft wie Momentaufnahmen, der Betrachter kann das Leben nahezu fassen, und hat das Gefühl, direkt in sie einzutauchen.

Dabei sind in den angenehm farbenfrohen Bildern Realität und Phantasie eng miteinander verwoben, so wenn z.B. eine Teetasse (inkl. Teebeutel und Löffel) direkt neben dem Space Shuttle fliegt, wenn ein Fischer einen Flügel angelt oder die Antenne des Fernsehturms ein Strohhalm ist. Diese kleinen, teilweise verschrobenen Details lassen das Buch zu einem reichen Fundus an Überraschungen werden. Jede Doppelseite wimmelt tatsächlich von Dingen, die es zu entdecken gilt und die Kinder stundenlang fesseln können.

Fazit:

Eine kurzweilige, interessante und amüsante Reise vom Weltall hinunter auf den Meeresgrund mit jeder Menge Details und Finessen, die es zu entdecken lohnt. Ein wunderbarer Wimmelspaß.

Claudia Goldammer