Kater Carter fährt zur See

Kater Carter fährt zur See
Kater Carter fährt zur See
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Kinderbuch Couch
89%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2011

Idee

Ein ruhiges Buch, welches uns die Traumwelt von Kater Carter betreten lässt und seine Leidenschaft spürbar macht. Eine magische Traumreise, die nicht nur den Protagonisten glücklich stimmt.

Bilder

Die nostalgisch anmutenden schwarz-weissen Bleistiftzeichnungen sind ein wahrer Hingucker. Sie überzeugen durch ihre klare Aussage, den feinen klaren Strichen und dem harmonischen Bildaufbau.

Text

kurzer, bildbegleitender Text, erzählend mit wenigen Dialogen, schöner Erzählbogen.

Dieser kanadische Klassiker, erstmalig in Englisch 1983 veröffentlicht, und von Nicola T. Stuart übersetzt, wurde schon mit mehrfachen Auszeichnungen geehrt und besticht durch seine fantasievolle Geschichte und seinen hinreißend schönen Bildern, die eine magische Traumwelt einladen.

Der kleine Kater Carter ist ganz anders als andere Katzen. Er ist kein bisschen wasserscheu - ganz im Gegenteil: Es bereitet ihm größte Freude mit und in dem Wasser zu spielen. Anfangs paddelt er nur mit Löffeln im Wasser herum, bis er entdeckt, dass er mit einem selbstgebauten Boot, einem Weidenkorb mit Segeln, auch in der Badewanne segeln kann. Ein riesiges Vergnügen für ihn.

Eines Tages entdeckt er auf einem Regalbrett auf dem Dachboden ein Notizbuch seines Onkels Roy - und es ist speziell an ihn adressiert. Eine Anschrift und eine Landkarte bringen ihn zu einem Haus. Dort trifft er Maria - eine stattliche Frau, die ihm erst Eintritt gewährt, als er sich als Neffe von Onkel Roy vorstellt. Nach einer kurzen Geduldsprobe geschieht das Unglaubliche. Maria dreht an einem großen Holzrad, öffnet Schranktüren und - Wasser, Strand, Sonne, Fische und Möwen erwachen nach und nach vor ihren Augen zum Leben. Immer mehr Wasser strömt herbei und im Nu wird aus dem Raum ein offenes Meer, auf dem Karter Carter sich voll uns ganz auf einem Floss austoben kann. Solange, bis das Wasser wieder zurück läuft und er schließlich mit Maria am Tisch sitzt und gebackenen Fisch isst. Am Abend muss Carter gehen, aber Maria weiß, er kommt ganz sicher wieder.

Auf nur 32 Seiten gelingt es dem Autoren- und Illustratorenteam Tim Wynne-Jones und Eric Beddows mit "Kater Carter fährt zur See" ein bildstarkes und magisches Bilderbuch darzubieten. Ihre atmosphärisch dichten s/w Illustrationen zeigen eine Geschichte wie aus einem Traum.

Die klare Seitenaufteilung (links der Text, rechts seitenfüllend die Duoton-Bilder) wirkt ruhig und gibt dem Betrachter reichlich Zeit, sich in diese träumerische, fantasievolle Geschichte hinein zu versetzen.

Der Text ist erzählend und nur mit wenigen Dialogen versehen, diese beschränken sich auf die Sätze zwischen Carter und Maria. Die Sprache ist beschreibend aber dennoch emotional. So werden als Beispiel die weißen Muscheln als so weiß wie Maria´s Zähne beschrieben. Schnell wird die Begeisterung Carter´s deutlich, mit der er Maria schließlich schätzt.

Der schöne Spannungsbogen trägt die Geschichte die träumerisch und zugleich kraftvoll erscheint. Carters Geschichte fängt ruhig an und gewinnt langsam aber stetig mit der Anschrift, die Carter von seinem Onkel hinterlassen bekam, an Spannung. Dann kommt das Kraftvolle, die Urgewalt, das Meer, sprudelnd wie Freudenfunken, bis schließlich wieder Ruhe einkehrt und die beiden Protagonisten wieder zufrieden am Tisch sitzen, als wäre nichts geschehen. Vielversprechend und hoffnungsvoll ist das Ende: "Du kommst ganz bestimmt wieder" sagte Maria. Und das tat Kater Carter auch." Ein, wie ich finde, schöner Abschluss eines durch und durch außergewöhnlichen Abenteuers.

Nun liegt es am Leser, die Geschichte weiter zu träumen, oder sich selbst mit der gleichen Hingabe wie Kater Carter seinen eigenen Träumen zu widmen.

Die Illustrationen von Eric Beddows zeigen einen tatendurstigen, seinen Träumen vertrauenden Kater, der sich durch gerade diese Gabe sein eigenes Glück beschert. Eine Traumwelt, die so fantasievoll ist und dennoch real und auf besondere Weise logisch wirkt. Die Duoton-Zeichnungen selbst (auf zwei Farbtöne reduzierte Bilder- hier schwarz-weiss) überzeugen sicherlich am stärksten. Die detaillierten Bilder haben mit ihren reichen Schraffuren Tiefe und eine schöne Lichtführung. Sie geben jeder Momentaufnahme dieser Geschichte einen Raum und damit eine sehr plastische Wirkung. Der Detailreichtum, der so manches Mal erst auf den zweiten oder dritten Blick ins Auge fällt, lädt ein, sich in diese reichhaltig fantastische Bilderwelt zu vertiefen.
Sehr gekonnt ist aber auch die Linienführung bei der Darstellung der Gesichtszüge. Der Tatendrang und die Zuversicht, sowie die übersprudelnde Freude sind Kater Carters Gesichtszügen deutlich abzulesen, ebenso wie der Ausdruck der Unsicherheit angesichts der Ungewissheit, als er bei Maria ankommt. Trotz des großen Erlebnisses auf hoher See mit all seinen Anstrengungen sind den Gesichtern der beiden Protagonisten das Glück und deren Zufriedenheit am Ende klar abzulesen.

Ausgezeichnet wurde dieses Bilderbuch bereits mit dem Ruth-Schwartz-Kinderbuchpreis des kanadischen Buchhandels, mit dem Toronto IODE Book Award als bestes Kinderbuch des Jahres sowie dem Amelia Frances Howard-Gibbon Illustrationspreis.

Fazit:

Eine magische Geschichte für alle Tag- und Nachtträumer, die es lieben ihrer Gedankenwelt freien Lauf zu lassen. Tim Wynne- Jones und Eric Belddows zeigen uns eine fantasievolle und gleichzeitig kraftvolle Traumwelt, die sich jeder bewahren sollte. Der kleine Kater Carter ist ein prima Beispiel dafür, wie glücklich man selber werden kann, wenn man diese Fähigkeit noch besitzt. Kinder fühlen sich hier ganz schnell ein.

Sylke Wilmer-Gruchmann

 

Kater Carter fährt zur See

Tim Wynne-Jones, Jacoby & Stuart

Kater Carter fährt zur See

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