Benny Blu und die Geheimnisse Arkaniens - Die Bucht des Vergessens

Benny Blu und die Geheimnisse Arkaniens - Die Bucht des Vergessens
Benny Blu und die Geheimnisse Arkaniens - Die Bucht des Vergessens
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Kinderbuch Couch
85%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonDez 2010

Idee

abwechslungsreich, lehrreich und spannend verwebt Doris Wirth gleich mehrere Genres miteinander und hat mit den drei Freunden sympathische Abenteurer geschaffen, die sich gut ergänzen.

Bilder

Die s/w Illustrationen von Marc Robitzky wirken durch ihre schwarzen bis grauen Nuancen eher dunkel und kräftig, sie vermitteln eine abenteuerlich-geheimnisvolle Atmosphäre.

Text

Ganz der Altersgruppe entsprechend, sprachlich sorgfältig auf den Punkt gebracht, treibt Doris Wirth den Spannungsbogen stetig voran. Die Beschreibungen sind durchweg klar und gut vor dem inneren Auge zu visualisieren. Lebendige Dialogsprache.

Benny Blu, der Junge mit den blauen Haaren, gerät mit seinen beiden Freunden Lena und Finn in ein unglaubliches Abenteuer. Benny soll der einzige sein, der das geheimnisvolle Arkanien retten kann. Ihre erste Mission bringt sie dreihundert Jahre zurück in die Zeit der Piraten und Freibeuter. Plötzlich sehen sich sich die drei Freunde dem schrecklichsten Piraten der Geschichte gegenüber: Blackbeard!

Auf der Suche nach Finns entlaufenem Hund Edison werden die drei Freunde in einen geheimnisvollen schwarzen Felsen gesogen, dessen Inneres sie immer tiefer in die Erde führt. Sie begegnen dort Panthea, Wächterin der Erde, die sie um Hilfe bittet. Benny erfährt, dass er der Retter ihres Volkes ist, das wie die Zwerge, Elfen, Feen und allerlei anderen Wesen aus dem Reich der Fantasie stammt. Das dachten Benny und seine Freunde zumindest, bis ihnen klar wird, dass es diese fantastische Welt tatsächlich gibt. Für Benny ist es keine Frage, er will helfen die Wesen vor den furchtbaren Alben zu schützen. Natürlich sind auch Finn und Lena fest entschlossen, ihren Freund auf seiner Mission zu begleiten. Doch zunächst müssen sie an den "Zwillingen" vorbei, einer Sphinx, die in Rätseln spricht. Mit nichts als den rätselhaften Anweisungen finden sich die Freunde unversehens auf einem großen Segelschiff wieder, auf dem gerade eine heftige Schlacht tobt. Zu ihrem Glück begegnen sie dem Smutje Will, der ebenfalls in ihrem Alter ist und ihnen helfen will.

Während Benny, Finn und Lena versuchen, in dieser brutalen und wilden Horde von Piraten nicht aufzufallen, denken sie fieberhaft darüber nach, wie sie das Rätsel der Sphinx deuten müssen. Schnell wird ihnen klar, dass mit dem Mann mit dem flammenden Haar Kapitän Blackbeard selbst gemeint ist und dass sich der gesuchte "Schlüssel" in seiner kleinen Schatzkiste befinden muss. Auf sehr riskante Weise versuchen Lena und Benny, der Kiste habhaft zu werden. Das geht aber ganz furchtbar schief, so dass sie sich schließlich alle drei auf dem Sklavenmarkt wiederfinden, wo sie meistbietend verkauft werden sollen. Während es Benny gelingt zu fliehen, um Blackbeard und seiner geheimnisvollen Schatzkiste auf den Fersen zu bleiben, werden Finn und Lena an einen Scheich verkauft. Doch dieser entpuppt sich als der Marine-Offizier Maynard, der im Auftrag der britischen Krone den ruchlosen Piratenkapitän jagt. In buchstäblich allerletzer Sekunde spüren Maynard und seine Männner Blackbeards Versteck auf, als dieser gerade mit Will und Benny kurzen Prozess machen will. Trotz des heftigen Beschusses der Mariners kann Blackbeard fliehen. Benny ist froh, dass es ihm trotz allem gelungen ist, wenigstens zwei Gegenstände in die Welt Pantheas hinüber zu retten. Doch ist der richtige Schlüssel dabei?

Die Autorin Doris Wirth, Lektorin und Autorin der Benny-Blu-Sachbücher und Kurzgeschichten für die Benny-Blu-Bücherbande, hat sich nun mit "Benny Blu und die Geheimnisse Arkaniens - Die Bucht des Vergessens" - an eine Romanreihe mit dem blauhaarigen Jungen gewagt - und ich muss sagen, dass ihr dieses Debüt gut gelungen ist. Der erste Band der geplanten Fantasy-Saga überzeugt auf Anhieb durch seinen eingängigen Sprachstil und die sehr sorgfältige Wortwahl.

Dem eigentlichen Konzept der Benny-Blu-Reihe getreu - nämlich Wissensvermittlung - verbindet das Romankonzept gleich mehrere Genres; die Basis stellt das Fantasy-Abenteuer dar, das Benny und seine Freunde aus der realen Welt in die Fantasy-Welt Arkaniens führt. Hieraus ergibt sich eine weitere Ebene, die einem historischen Roman gleich, belegte Fakten mit dem fiktiven Abenteuer Benny Blus verknüpft. An entsprechender Stelle, wenn die Geschichte einige wichtige Eckpunkte des Themas berührt, finden sich darüber hinaus ganzseitige, eingerahmte Einschübe, die, in etwas kleiner Typografie, einige Mythen über die Piraten richtig stellen oder deren interne Organisation beschreiben; denn sie waren weit gerechter in der Aufteilung ihrer Beute, als es andere "Gesellschaften" der damaligen Zeit waren. So finden sich unter den Überschriften "Eiserne Gesetze auf hoher See" oder "Piratennester - die sicheren Rückzugsorte an Land" einige interessante Einblicke in das wirkliche Leben der Seeräuber. Doch die Wissensvermittlung findet auch ganz unaufdringlich innerhalb der Erzählung statt. Dabei streift die Autorin mit den hier dargestellten Figuren auch die Gestalten der griechischen Mythologie ebenso wie das faszinierende "Satorquadrat", das in alle Richtungen gelesen, immer die gleichen Wortkombinationen ergibt. Wie der Sator-Zauberspruch hat Doris Wirth einige interessante Zutaten in ihrem Debüt aufgenommen, die der Geschichte die Würze geben und sogar - wie die Geschichte Blackbeards, der tatsächlich brennende Lunten in seine Haare gesteckt hat - historisch belegt sind. Ein Glossar am Ende des Buches erklärt vielleicht noch unbekannte Begriffe und greift noch einmal auf, was genau an der Piratengeschichte frei erfunden, und was historisch belegt ist.

Bereits innerhalb der Erzählung erklärt die Autorin viel, ihre Schilderungen sind häufig packend und sehr präzise. Mit der klaren Satzstruktur und der bereits erwähnten prägnanten Wortwahl macht sie es ihren Lesern ab 10 Jahren leicht, sich unmittelbar in das Abenteuer zu vertiefen. Dabei eignet sich die Lektüre nicht nur für abenteuerlustige Jungen; auch Mädchen werden an dieser vielseitigen Geschichte Gefallen finden. Natürlich spielt die kluge Lena hier eine wichtige Rolle. Dies ist auch ein weiterer Aspekt, der zeigt, dass Doris Wirth sehr gut überdacht hat, wie sie ihre Romanreihe anlegen will. Wirkt auch manches auf den erwachsenen Leser schon ein wenig klischeehaft, so würde ich doch sagen, dass die Autorin mit ihrem Debüt alles "richtig" gemacht hat. So beginnt sie schon einmal die Geschichte damit, dass sie die drei Freunde erst einmal "vorstellt"; die gewissenhafte Lena und der chaotische Tüftler Finn sowie natürlich Benny, der oftmals zwischen dem temperamentvollen Finn und der eher ruhigen aber auch ziemlich kritikfreudigen Lena vermitteln muss. Nicht zuletzt mit dem kleinen, zotteligen Hund Edison findet Doris Wirth einen sympathischen Einstieg in das Abenteuer. Doch ganz zu Beginn des Buches versteht sie es bereits, ihre Leser neugierig auf die Welt Arkaniens zu machen.

Dabei geizt sie nicht mit dramatischen Szenen, die die Brutalität dieser vergangenen Zeit verdeutlicht. Auch hierzu geben die prägnanten und interessanten Sachtexte Aufschluss, was zum Beispiel "Kielholen" oder das "Zehen Grillen" bedeutete und warum gerade hochrangige Besatzungsmitglieder feindlicher Marine-Schiffe mit dieser furchtbaren Strafe zu rechnen hatten. Ganz der Altersgruppe entsprechend, erklärt die Autorin die Bedrohungen, schildert aber keine Details. So sprachlich sorgfältig auf den Punkt gebracht, kann sie den Spannungsbogen stetig vorantreiben. In ihren Beschreibungen durchweg klar und gut vor dem inneren Auge zu visualisieren, zeigt sie mehr Verspieltheit in den Dialogen ihrer Darsteller. Der Olch "Poldi" mit seiner grammatikalisch verdrehten Sprache und der verkürzte Slang des jungen Piraten Will prägen den Charakter des jeweiligen Darstellers und gestalten die Erzählung lebendig.

Weniger überraschend aber dennoch gut inszeniert ist die Fantasy-Welt. Dabei hat sich Doris Wirth aus dem reichhaltigen Repertoire bedient und entspricht in ihren Beschreibungen den eingängigen Vorstellungen. Neben den "üblichen Verdächtigen" finden sich hier aber auch (sehr gutmütige) Yetis und finstere Gestalten aus der Mythologie, wie der Höllenhund Zerberus.

Nun gilt es wohl auch in den nachfolgenden Bänden den Vormarsch der "Alben" zu bekämpfen, die das Reich Arkanien bedrohen. Wohin das nächste Abenteuer Benny und seine Freunde führen mag, darauf darf man gespannt sein. Aber nicht allzu lange, denn der zweite Band soll bereits Ende 2010 erscheinen.

Fazit:

Ein vielseitiges Lesevergnügen für alle Jungen und Mädchen ab 10 Jahren. Geschickt verbindet die Autorin Doris Wirth ihre fantastische Erzählung mit historischen Fakten und legt eine gute Basis für weitere, lehrreiche und spannende Abenteuer.

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Benny Blu und die Geheimnisse Arkaniens - Die Bucht des Vergessens

Doris Wirth, Kinderleicht Wissen Verlag

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