Schneehäschens Stern

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2010

Idee

Ein stimmungsvoll-weihnachtliches Buch mit liebenswerten Protagonisten und einer wunderbar schlichten Botschaft, klug und kindgerecht transportiert.

Bilder

Natürlicher, frischer Illustrationsstil, feine Tuschezeichnungen mit zurückhaltenden, erdigen Aquarellfarben.

Text

Ruhige, schlichte Sprache, der Textumfang ist knapp gehalten, insgesamt sind Text- und Bildumfang sehr gut auf den Verlauf der Geschichte abgestimmt.

Es ist Weihnachten. Schneehäschen, Bär und Waschbär machen sich auf den Weg zu ihrem Freund, dem Dachs. Jeder hat neuen Schmuck für den Christbaum gebastelt, den sie dem Dachs zu Weihnachten schenken wollen. Doch auf ihrem Weg kommt ein schlimmer Sturm auf ...

...und der Weg wird immer beschwerlicher. Zuerst kann Schneehäschen einfach nicht mehr laufen. Und der Bär trägt ihn, mitsamt seinem selbst gebastelten Weihnachtsstern. Dann landet auch der Waschbär im Schnee, weil ihn seine Beine nicht mehr tragen wollen. Auch ihn trägt der Bär, mitsamt Waschbärs Sack, der randvoll mit selbst gebasteltem Baumschmuck ist. Schließlich wird der Schnee tiefer, der Sturm heftiger, so dass sich Waschbär und Schneehäschen ganz fest an Bär klammern müssen. Doch eine ganz heftige Böe reißt die Geschenke der drei Freunde mit sich.

Sie sind traurig, dass sie nun keine Geschenke mehr für den Dachs haben. Und als sie in der gemütlichen Höhle beisammen sind, erzählen sie dem Dachs von ihrem Missgeschick. Aber der Dachs meint, dass er dafür ein anderes Geschenk bekommen hat: "Am Weihnachtsabend mit lieben Freunden zusammen zu sein: Ist das nicht ein wunderschönes Geschenk?"

Und Recht hat er. Der alte Schmuck, den die Drei aufhängen, weckt wunderschöne Erinnerungen an die vielen vorherigen Weihnachtsfeste. Als der Sturm sich gelegt hat, entdecken sie aber in der großen Fichte, wo das Eichhörnchen wohnt, ihren Baumschmuck!

Eichhörnchen ist furchtbar aufgeregt und stolz auf seinen neuen Schmuck. Erst möchte das Schneehäschen sagen, dass es sein Stern da oben an der Spitze von Eichhörnchens Fichte ist. Doch Bär nimmt beschwichtigend Schneehäschens Pfote in seine und Schneehäschen versteht. Es sagt dem Eichhörnchen, dass sein Baum toll aussieht. Da strahlt das Eichhörnchen so glücklich, dass Schneehäschen in diesem Moment weiß: Sein Stern ist genau an der richtigen Stelle gelandet.

Diese stimmungsvolle und kindgerechte Weihnachtsgeschichte von Nancy Walker-Guye erschien im 2009 neu gegründeten aracari Verlag aus der Schweiz. Im Herbst 2010 startete der junge Verlag sein Programm mit neun Titeln, von denen einige noch auf der Kinderbuch-Couch vorgestellt werden. Der Gründer Andreas Gerber legt Wert auf anspruchsvolle, originell illustrierte und literarisch erzählte Bilderbücher, die Kindern und Eltern den gemeinsamen Zugang zu elementaren Themen der kindlichen Gefühlswelt ermöglichen sollen. Dieser Maxime folgend, erzählt die gebürtige Kanadierin Nancy Walker-Guye über die Freundschaft und die wahren Geschenke des Lebens.

Eingebettet in einer winterlichen Waldlandschaft spricht die herzliche Geschichte Bilderbuchkinder auf Anhieb an. Dabei hat Schneehäschen, mit seinem weißen Fell und den schwarzen Tupfen auf den Ohrspitzen, sicherlich die meisten Sympathiepunkte bei Kindern ab 4 Jahren, da sie sich sehr leicht mit ihm identifizieren können. Der große Bär nimmt hier die beruhigende Position des Beschützers ein, der seine kleinen Freunde auch durch den dicksten Schneesturm trägt und sie heil an ihr Ziel bringt. Sehr schön zeichnet die Illustratorin Maren Briswalter, wie sich Schneehäschen und Waschbär ganz eng an Bär schmiegen, als es dunkel und der Sturm immer heftiger wird. Dieses glückliche Gefühl von Geborgenheit kennen und lieben Kinder. Gebannt verfolgen sie, wie schließlich sogar die mühevoll gebastelten Geschenke fortgeweht werden. Gerade das Schneehäschen war so stolz auf seinen großen Stern. Kinder können die Enttäuschung über den Verlust gut nachvollziehen, denn sie identifizieren sich stark mit dem was sie besitzen und naturgemäß noch mehr mit dem, was sie selbst erschaffen haben.

Der natürliche, frische Illustrationsstil Maren Briswalters lässt die weihnachtliche Schneelandschaft lebendig werden. Die feinen Tuschezeichnungen sind mit zurückhaltenden, erdigen Aquarellfarben koloriert. Bei zunehmender Dunkelheit gehen die Farben immer mehr ins Bläuliche über und erzeugen so ein echtes Winterwaldgefühl. Detailreich aber dennoch in der Bildsprache sehr ruhig, gelingt es Maren Briswalter, eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre zu erzeugen. Als "warmer" Lichtpunkt inmitten der Kälte steht das behagliche Zuhause des Dachs - und natürlich die vier Freunde selbst. Sie sehen ihren echten Artgenossen recht ähnlich und wirken gerade wegen ihrer schlichten Darstellung so sympathisch. Mit ihren kleinen Knopfaugen und ihrem zotteligen Fell wirken sie sehr niedlich, sind aber dennoch weit entfernt vom "Kindchen-Schema".

Die ruhige, schlichte Sprache ist für Kinder ab vier Jahren - und natürlich darüber hinaus - genau das richtige. Der Textumfang ist knapp gehalten und an manchen Stellen, da die teilweise doppelseitigen Illustrationen ganz für sich sprechen, gibt es nur Zweizeiler. Insgesamt sind Text- und Bildumfang sehr gut auf den Verlauf der Geschichte abgestimmt. Der überraschende, aber umso einprägsamere Plot, dessen einfache Botschaft einen wunderschönen Abschluss der Geschichte bildet, erfreut nicht nur Kinderherzen. Aber besonders sie werden rundum mit Schneehäschens Verlust versöhnt, denn Schneehäschen hat über das Schenken viel gelernt - und am Ende sind alle glücklich.

Fazit:

"Schneehäschens Stern" ist für den weihnachtlichen Bücherbestand unserer Kinder einen echte Bereicherung, denn es kann alle Jahre wieder zur Hand genommen werden. Dieses zeitlose Weihnachtsbilderbuch, das so herrlich unaufgeregt und doch so nachhaltig daherkommt, macht Kindern Freude, holt sie in ihrer Welt ab und verzaubert sie mit seinen wunderschönen Illustrationen. Ein wertvolles Buch, das ich jedem Ungeduldigen für die aufregende Zeit bis Weihnachten nur empfehlen kann.

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Schneehäschens Stern

Nancy E. Walker-Guye, Aracari

Schneehäschens Stern

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