Der Tiger und die Katze

Der Tiger und die Katze
Der Tiger und die Katze
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Kinderbuch Couch
88%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonNov 2010

Idee

Die Idee, mit Hilfe einer chinesischen Fabel Zusammenhänge zu erklären, ist in Verbindung mit der optisch überzeugenden Umsetzung sehr gelungen.

Bilder

Lebendige Darstellung der Tiere. Mit einfachsten Mitteln wird optische Spannung erzeugt.

Text

Märchenhafter Aufbau des Texts, jedoch absolut altersgerecht und modern adaptiert.

Tiger können nicht auf Bäume klettern. Aber warum ist das eigentlich so? Eitaro Oshima liefert in "Der Tiger und die Katze" eine verblüffend einfache Antwort.

Vor langer Zeit war der Tiger keine anmutige Raubkatze, wie wir ihn heute kennen, sondern ein Tollpatsch, dem jedes Geschick zum Jagen fehlte. Er war es satt, dass andere sich über ihn lustig machten und beschloss bei der flinken Katze in die Lehre zu gehen. Nach anfänglichem Zögern willigte die schlaue Katze ein, dem bettelnden Tiger das effektive Jagen zu lehren. So lernt er mit viel Mühe alles, worauf es dabei ankommt: das lautlose Anschleichen, die schnelle Verfolgung und den beängstigenden Sprung in die Tiefe. Die Raubkatze setzt sich all den Anstrengungen und Anfeindungen aus, um der Katze nachzueifern. Schließlich ist der Tiger der Meinung, er könne sogar seinen Lehrer überlisten und versucht, völlig überraschend, die Katze zu fressen. Doch die flüchtet sich auf einen Baum, wohl wissend, dass der Tiger das nicht kann. Und bis heute hat der mittlerweile anmutige Tiger und gefürchtete Jäger noch nicht gelernt, auf Bäume zu klettern. Der Tiger aber ist nachtragend und jagt bis zum heutigen Tage die Katze. Was erklärt, warum diese sich in die Häuser der Menschen zurückgezogen hat.

Wenn man das Buch des Japaners Eitaro Oshima in den Händen hält, dann fallen zu allererst die sauberen Illustrationen auf. Er schafft es, die Tiere sehr lebendig darzustellen und das obwohl er, Schablonen ähnlich, nur wenige gezielte Tusche-Striche zieht. Wer einmal eine Katze hatte, der kennt den zufriedenen Gesichtsausdruck eines überlegenen Exemplars, den Oshima exakt eingefangen hat. Die zurückhaltende Farbgebung vornehmlich in Braun- und Orangetönen, in Verbindung mit den aquarellierten Hintergründen, vermittelt ein Bild von Natur, die, unberührt durch die Zivilisation, in Ordnung ist. Lediglich die Tatsache, dass sowohl Tiger als auch Katze in Gewänder gekleidet sind, die an asiatische Kampfanzüge erinnern, schlägt die Brücke zu den Menschen.

Oshima hat diese chinesische Fabel sicher umgesetzt, weil er seit seiner frühesten Kindheit am liebsten Tiere zeichnet. Darüber hinaus implizieren diese alten Märchen aber immer Tiefergehendes. Man kann nun spekulieren, ob es hier um Dankbarkeit geht, die der Tiger vermissen lässt und er daher gestraft wird. Oder ob es wichtiger ist schlau zu sein, als groß und stark. Oder ob man seine Lehrer ehren und nicht unterschätzen sollte, wie es in asiatischen Kampfsportarten immer wieder hervorgehoben wird. In jedem Fall glaubt man schließlich ganz genau zu wissen, warum Tiger nicht auf Bäume klettern können und warum die Katze zum Stubentiger geworden ist. Eine wunderschöne Erklärung, die den Leser ganz zufrieden zurücklässt.

Textlich sind besonders die Passagen hervorzuheben, wenn der Tiger trainiert. Dann spiegelt die Sprache die heitere Überlegenheit der Katze wieder, die auch in deren Gesicht so wunderbar deutlich wird. Der Aufbau der Geschichte erinnert aufgrund seiner "fabelhaften" Wiederholungen tatsächlich an Märchen, allerdings modern adaptiert und absolut tauglich für die Altersgruppe zwischen 4 und 8 Jahren.

Kindern gefällt insbesondere die Spannung die auch optisch erzeugt wird, wenn der Tiger die Katze verfolgt - wie auch die List, die die Katze an den Tag legt, um ihrem Verfolger zu entkommen. Am Ende steht der vermeintlich so beeindruckende Tiger genauso tölpelhaft da wie am Anfang.

Fazit:

Ein beeindruckendes Bilderbuch auf Basis einer alten chinesischen Tierfabel, das schon alleine wegen seiner Bilder immer wieder in die Hand genommen werden wird. Inhaltlich und optisch spannend umgesetzt.

Gabriele Jansen

 

Der Tiger und die Katze

Eitaro Oshima, Moritz

Der Tiger und die Katze

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