Die Brücke
- Jungbrunnen
- Erschienen: November 2010
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Ein Fluss, eine lange schmale Brücke, ein großer Bär und ein Riese:
Das sind die Zutaten für ein kleines Meisterwerk des erprobten Duos Heinz Janisch und Helga Bansch.
"Der Fluss kennt viele Geschichten, er kennt auch die Geschichte von der großen Brücke..."
Eines Morgens macht sich ein großer Bär auf den Weg, er kommt vom linken Ufer des Flusses auf die Brücke zu. Zur gleichen Zeit kommt ein Riese vom rechten Ufer. Bär und Riese wollen beide die lange, schmale Brücke überqueren. Genau in der Mitte treffen die beiden aufeinander. Was passiert?
Der Bär brummt und richtet sich auf, er würde keinen Platz machen und umkehren. Aber auch der Riese will nicht umkehren und Platz machen.
Die Brücke schaukelt gefährlich unter dem Gewicht der riesigen Gestalten.
Bär und Riese müssen eine Lösung finden. Der Bär schlägt vor, dass der Riese ins Wasser springen soll, aber das könnte der Riese auch vom Bär verlangen und schüttelt den Kopf. Sie schauen sich feindselig an. Der Riese überlegt und will den Bär über seine Schultern heben, aber der Bär befürchtet, dass sie dann beide abstürzen.
Die unterschiedlichen Lösungsvorschläge helfen nicht weiter, einer der beiden würde immer den Kürzeren ziehen. Plötzlich hat der Riese eine Idee: " Ich halte dich und du hältst mich. So kann keiner in die Tiefe stürzen. Und dann drehen wir uns." Der Bär ist sofort einverstanden. Eng umschlungen schweben sie hoch über dem Abgrund und bewegen sich Schritt für Schritt um sich herum und halten einander ganz fest dabei. Endlich steht jeder auf der Seite der Brücke, auf der er sein wollte. Bär und Riese bedanken sich, winken sich freundlich zu und ein jeder setzt seinen Weg fort.
Hier haben zwei Könner ihres Fach wieder professionell zusammengearbeitet. Heinz Janischs großartige Einfachheit mit viel Tiefe und Helga Banschs unverkennbarer Illustrationsstil erreichen nicht nur die Kinderherzen auf unmittelbarem Wege. Es ist ein Bilderbuch entstanden, welches sich in dieser besonderen Art durch seinen Seltenheitswert auszeichnet.
Das Geheimnis erfolgreicher Teams spiegelt sich auch in der eigentlichen Geschichte wider: Konkurrenz blockiert, die Zusammenarbeit bringt`s.
Bär und Riese befinden sich in einer konfliktreichen Lage: Wer macht Platz?, Wer geht zurück? Schmeiß ich den anderen einfach runter? Viele Fragen, die aber zu keiner optimalen Lösung führen. Einer würde immer den Kürzeren ziehen und in der schlechteren Position sein. Schließlich finden die beiden Kontrahenten eine gemeinsame Lösung, bei der keiner sein Gesicht verliert.
Wenn beide um sich herum tanzen und einander ganz fest halten, wenn sie sich dann strahlend in die Augen schauen, dann kann sich jedes Kind vorstellen, dass die Welt gerettet werden kann.
Zusammenarbeit führt zum Ziel, das ist die Lehre, die auf diese wunderbare Weise auch Kinder verstehen.
Die einfache, lehrreiche Geschichte mit leichtem aber tiefgründigem Text, ist faszinierend durch ungewöhnliche Perspektiven und das Einfügen von Collagen-Elementen aus Zeitungspapier, Buchseiten, geografischem Material und kariertem Schreibpapier illustriert.
Helga Bansch wechselt durch näheres Heranholen des Schauplatzes geschickt die Perspektiven und schafft es, durch die Szenenwechsel eine spannende Dynamik zu erzielen. Die Farben sind sehr dezent und leicht gehalten, es gibt keine aufdringlichen farbigen Elemente. "Die Brücke" ist ein besonderes Bilderbuch und sicher auch ein Erlebnis für jeden Erwachsenen.
Fazit:
"Die Brücke" ist eine einfache, aber lehrreiche Geschichte, die gekonnt und ausdrucksvoll in Text und Bild transportiert wird. Gemeinsam eine Lösung finden, die beiden Seiten gerecht wird, ohne dass der andere sein Gesicht verliert, dieses Kunststück vollbringen Heinz Janisch und Helga Bansch mit ihrem Bilderbuch auf leichte und sehr einprägsame Weise. Zusammenarbeit führt zum Ziel und nicht der Konflikt. Eine alltägliche Thematik, die die anvisierte Leserschaft ab 3 Jahren durchaus umsetzen und auf diese wunderbare Art auch verstehen kann.
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