Der 11-jährige César ist schon wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Kinderbuch-Autor und immer wenn er ein Buch zu Ende geschrieben hat, muss er in eine andere Stadt umsiedeln, da er nicht zwei Ideen am selben Ort haben kann. César hat genug von dem ständigen Umziehen und seine Laune bessert sich ganz und gar nicht, als sich ausgerechnet das unmöglichste Mädchen, das er sich überhaupt vorstellen kann, neben ihn setzt: Lucía.
Obwohl César es gar nicht will, kommen die beiden Tischnachbarn ins Gespräch. César findet die neugierige Lucía mit ihrer riesigen Brille hässlich und behandelt sie sehr unfreundlich. Die lässt sich das aber nicht gefallen. Jeden Morgen fragt Lucía ihn, ob er etwas hätte, doch César brummt nur mürrisch zurück. Bis sich eines Tages alles ändert. César wird von einem Klassenkameraden bedroht, der am liebsten mit seinem Rudel auftritt und andere schikaniert. Kaum ist César bereit, sich dem Unvermeidlichen zu stellen, da baut sich ausgerechnet Lucía vor ihnen auf und schafft es, die Jungen zu vertreiben. César bewundert den Mut und die Entschlossenheit des Mädchens, das einmal selbst Schriftstellerin werden will - und schließlich ist er auch bereit, von der Arbeit seines Vaters zu erzählen. Mit den Büchern, die sein Vater für Kinder schreibt, bringt er nur das eine in Verbindung: Umzug! Doch kaum hat Lucía den Titel des neuen Romans gehört, "Das unsichtbare Buch", bedrängt sie ihn, Seiten des noch nicht vollendeten Romans zu stibitzen und mitzubringen. Natürlich macht sich César nichts aus Lucía - aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund nimmt er tatsächlich den Anfang des Buches mit in die Schule. Zunächst ist César eher von dem Eis angetan, das er ihnen bestellt hat, während sie das Manuskript lesen wollen, doch das Mädchen hat derart Feuer für das Märchen gefangen, dass auch César schneller vom neuen Buch des Vaters angetan ist, als er selbst zugeben will.
Als der Drucker des Vaters eines Tages kaputt geht, hat Lucía die verwegene Idee, den Fortgang der Geschichte im Arbeitszimmer von Césars Vater direkt auf dem Bildschirm zu lesen. Natürlich werden die beiden von dem Autor persönlich erwischt: Der ist ziemlich erschrocken, da er bisher immer daran glaubte, dass es Unglück bringt, anderen ein unfertiges Buch zum Lesen zu überlassen. Doch die beiden Kinder sind derart begeistert von seiner Geschichte, dass er ihnen doch Verständnis entgegenbringt; mehr noch, er stellt erfreut fest, dass sein Sohn seine Arbeit als Geschichtenschreiber endlich zu schätzen weiß. Denn anders als der Rest der Familie, Césars kleiner Bruder und seine Mutter, konnte César Büchern bisher rein gar nichts abgewinnen - und damit alles eingeschlossen, was mit Fantasie zu tun hat.
Das Ende des Märchens mit dem Titel "Das unsichtbare Buch" dürfen die beiden Kinder vor Veröffentlichung lesen. Und es erklärt eine Faszination, die Bücher nicht nur auf César und Lucía ausüben, sondern auf viele andere Menschen.Doch so lange sie niemand entdeckt, bleiben die Bücher und ihre Geschichten unsichtbar.
Der Autor Santiago García-Clairac, der vor allem durch seine Trilogie "Die Schwarze Armee" bekannt wurde, die mit dem ersten Band ab dem Jahr 2008 erschien, veröffentlichte diese kleine Geschichte bereits im Jahr 1999 mit dem Originaltitel "El libro invisible". So ist es wohl dem vorangegangenen Erfolg seiner Trilogie zu verdanken, dass auch "Das unsichtbare Buch" nun im Jahr 2010, nach immerhin 11 Jahren, als deutsche Erstausgabe auf dem hiesigen Buchmarkt erhältlich ist.
García-Clairac schickt seine beiden Protagonisten auf eine gemeinsame Reise - das Lesen zu zweit, das zu einem Abenteuer sowohl in der realen als auch in der fantastischen Welt wird. Aus der Sicht des 11-jährigen César geschildert, ist seine temporeiche Sprache, die sich nicht lange mit Betrachtungen aufhält, eher schlicht und geradlinig. García-Clairacs Schreibstil wirkt in dieser kurzweiligen Geschichte für Kinder ab 8 Jahren nicht besonders atmosphärisch, eher scheint er ganz auf einen Punkt am Ende des Buches ausgerichtet. Manchmal etwas bemüht, als Lucía den Lesemuffel César zum Lesen bekehren will und manchmal auch etwas oberflächlich und schnell erzählt, steuert die Geschichte aber einem schönen Happy-End entgegen, das ohne weitere Erklärungen auskommt. Es ist der Plot am Ende des Buches, der es letztlich doch zu einem charmanten und besonderen Buch macht.
Auf diese Weise verbindet Santiago García-Clairac seine beide Geschichten, das Märchen und die reale Freundschaftsgeschichte, zu einem Abenteuer, das solange in der Welt der Bücher verborgen bleibt, bis es jemand zu lesen beginnt.
Fazit:
"Das unsichtbare Buch" ist eine kurzweilige Freundschaftsgeschichte mit einem gelungenen Plot. Denn er gibt nicht nur die Antwort auf das Geheimnis des unsichtbaren Buches, sondern auch auf die Geschichten aller Bücher, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Santiago García-Clairac, Baumhaus
Deine Meinung zu »Das unsichtbare Buch«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!