Michel und die kleine Leni
- Ravensburger
- Erschienen: April 2005
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Ein auf den ersten Blick ansprechendes Kinderbuch rund um die kleine Fledermaus Leni und den Maler Michel. Herrlich klare Zeichnungen mit wunderschönen Gesichtsausdrücken, die Groß und Klein sofort in ihren Bann ziehen. Ergänzt wird das Buch durch eine kleine weiche Plüschfledermaus, die Dank ihrer magnetischen Flügel an vielen Stellen befestigt werden kann.
Michel wohnt weit draußen in einem kleinen, urigen Fachwerkhaus. Michel ist Maler und Forscher zugleich. Erst erforscht er die Tiere genau, um sie dann zeichnen zu können. So kam es auch, dass er wochenlang viele Spinnen im Arbeitszimmer hatte, um ein echtes Spinnennetz zeichnen zu können. Immerhin kam Tante Agathe ihn, zu seiner Freude, so wenigstens nicht besuchen. Für seine neueste Idee benötigt Michel jede Menge Möhren. Er möchte nämlich Hasen vor einem Riesenberg Möhren malen. Also hat er Möhren im Garten angepflanzt, die er nun ernten will. Doch weil er so viele Möhren auf einmal nicht tragen kann und das Hemd, in das er sie stecken will, voller Löcher der ";verflixten Motten"; ist, muss er einen Korb aus dem Haus holen. Der Sockenkorb von der Schlafzimmerlampe kommt Michel da gerade gelegen und die Socke, die am Henkel hängt, schubst er einfach hinunter. Doch da fängt diese angebliche Socke an zu zappeln und fliegt weg bis zur Treppe: Eine Fledermaus! Sofort hat Michel die nächste Idee für das nächste Bild. Erschrocken und aufgeregt flattert die kleine Fledermaus durch das Arbeitszimmer und landet zuerst im roten Farbtopf und dann auf Michels Hasenbild. Vorsichtig nimmt Michel die kleine Fledermaus vom Bild herunter und wäscht sie in einem Teller voll Seifenwasser. Die kleine Fledermaus ist ganz verwundert, dass er keine Angst vor ihr hat, wo doch alle Menschen sich vor ihr gruseln. Dies ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft zwischen dem Maler Michel und der kleinen Fledermaus Leni.
Leni ist sehr darauf bedacht, dass Michel ihre Ohren auch richtig sauber geschrubbt hat, damit sie wieder richtig sehen kann. ";Sehen?";, fragt Michel verwundert und Leni erklärt ihm, wie sie mit ihren Ohren per Echolot eine Motte orten kann. Das begeistert Michel und er fragt, ob er Leni erforschen darf. Nachdem Leni sich vergewissert hat, was Forschen ist und das es nicht wehtut, ist sie einverstanden. Allerdings erwartet sie eine Gegenleistung von Michel dafür und dieser verspricht ihr, ihr einen Wunsch zu erfüllen.
Nun beginnt Michel mit dem Forschen. Als erstes zeichnet er Leni, die inzwischen todmüde ist, und entdeckt dabei, dass Leni keine Flügel, sondern Finger mit einer Flughaut dazwischen und Ohrdeckel über den Ohren für das Echolot hat. Leni ist inzwischen eingeschlafen und wacht vor dem Abend nicht mehr auf. Michel bettet sie daher in Taschentüchern in einem Kästchen. Doch Leni hat nun, zu Michels Verwunderung, schreckliche Rückenschmerzen und erklärt ihm deshalb, wie sie normalerweise schläft. Leni erfährt jetzt auch, wo Michel schläft, und dass er ganz allein ist. Leni findet es wichtig, dass man jemanden hat, der auf einen aufpasst, doch Michel sagt, er brauche niemanden, der auf ihn aufpasst.
Das große Forschen geht weiter, Leni wird gewogen, unter die Lupe genommen, gemessen und zeigt Michel, dass sie auch mit verbundenen Augen beim Fliegen, dank ihres Echolotes, nirgends anstößt und wie laut dieses ist, wenn die Töne tiefer sind.
Das Forschen macht beide ganz schön hungrig. Reisbrei mit Kartoffelchips sind allerdings nicht nach Lenis Geschmack und da Michel keine Motten im Kühlschrank hat, muss sich Leni diese draußen fangen. Beim Essen vergewissert sich Leni erneut, ob Michel wirklich niemanden braucht, der auf ihn aufpasst und erinnert ihn daran, dass sie noch einen Wunsch frei hat.
Sie wünscht sich einen kuscheligen Schlafplatz, wo sich keiner vor ihr gruselt. Bevor sie sich aber konkreter äußern kann, macht sich Michel mit ihr auf den Weg zur alten Ruine, die Leni allerdings zum fürchten findet und sich in Michels Jacke verkriecht, die aber leider, wegen der vielen Mottenlöcher, nicht hält. Endlich scheint Michel es begriffen zu haben, was Leni wollte und überlegt, ob er nicht doch jemanden brauchen könnte, der auf ihn aufpasst. Voller Freude fliegt Leni zurück und überredet Michel, den Sockenkorb als Schlafplatz über seinem Bett aufzuhängen. Michel ist müde und will schlafen. Doch Leni denkt gar nicht daran. Schließlich schlafen Fledermäuse tagsüber und nun muss sie auf Michel aufpassen und Motten fangen.
Ein wundervolles Kinderbuch, in dem es gelungen ist, eine Geschichte über Freundschaft, Respekt, Nähe und Versprechen auf einzigartige Weise mit detaillierten Sachinformationen über eine Fledermaus darzustellen.
Die kleine Leni schafft es, das Herz von Michel zu erweichen und in ihm Gefühle der Nähe zu wecken, die er schon lange verdrängt zu haben schien. So gesteht er zum Schluss doch ein, dass ein Aufpasser während des Schlafens vielleicht schon etwas Schönes ist.
Immer wieder begeistert Leni ihn mit dem, was sie alles kann und Michel wird überaus neugierig und bringt ihr großen Respekt entgegen. Geduldig und Aufmerksam hört er ihr zu und schaut ihr dabei tief in die Augen. Beide profitieren so von einander. Leni hat endlich einen Menschen gefunden, der sich nicht vor ihr fürchtet und Michel kann präzise forschen und findet Nähe und Freundschaft wieder, was er sich zunächst nicht eingestehen wollte.
Die Bilder erstrecken sich oft über die ganze Doppelseite und spiegeln den Inhalt der Geschichte erstklassig wieder. Sie stecken voller Details, die einem das Gefühl von Nähe und Ruhe geben, die auch Michel und Leni finden. Die Farben sind aussagekräftig und realistisch. Die z. T. sehr großflächigen Gesichter von Michel wirken aber keinesfalls beängstigend. Ganz im Gegenteil. Die Mimiken und Gestiken von Michel und Leni spiegeln ihre wachsende Nähe zueinander deutlich wieder. Sie suchen sowohl den Blickkontakt zueinander, als auch zum Betrachter. Ein gelungenes Zusammenspiel von ";Bilderbuchzeichnungen"; und ";Sachbuchzeichnungen"; wird hier umgesetzt, da sich alles im selben Zeichenstil darstellt.
Die Sprache des Buches zieht Kinder ebenso in ihren Bann. Das gegenseitige Interesse von Michel und Leni aneinander und die Begeisterung füreinander lässt den Leser nicht los. Die beiden stellen sich gegenseitige Fragen, und lernen den anderen und seine Lebenswelt so kennen. Für Kinder sind die Sachinformationen, die dieses Buch mit sich bringt so deutlich nachzuvollziehen, da Fragen gestellt werden, die auch häufig Kinder stellen. Das Buch befindet sich sprachlich also genau auf der Ebene der Kinder.
Der Text ist zwar insgesamt sehr lang, aber durch den Schreibstil und die, den Text ergänzenden Bilder, sind etwas leseerprobte Kinder, durchaus in der Lage, das Buch zu bewältigen, da es wirklich faszinierend ist. Die kleine Plüschfledermaus mit Magnetflügeln hilft dabei die Begeisterung zusätzlich zu steigern und kleine Kinderseelen zu erobern.
Fazit
Ein Kinderbuch, das Sach- und Bilderbuch in Schrift und Bild wahrlich gefühlvoll miteinander vereint.
Kerstin M. Schuld, Ravensburger
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