Wieder einmal wunderschön anzuschauen ist dieses Buch des bewährten Gespanns Anu Stohner und Henrike Wilson. Plakative und herzerfrischende Bilder erzählen eine spannende Geschichte über das wilde Schaf Charlotte das so gar nicht das tun will, was die alten, weisen Schafe erwarten.
Charlotte, das kleine Schaf, macht der Herde Sorgen. Der kleine Wirbelwind ist kaum zu bremsen, voller Übermut unternimmt sie immer wieder gefährliche Ausflüge und wagt sich an Dinge heran, die ein Schaf normaler Weise gar nicht kann. Das die alten der Herde warnende Worte sprechen hält sie nicht von ihren Unternehmungen zurück. Charlotte tut, was ihr gefällt. Eines Tages verstaucht sich der alte Schäfer den Fuß und kann keinen Schritt mehr gehen. Nun ist guter Rat teuer, denn es ist niemand da, der den Bauer im Tal informieren kann. Wäre da nicht die kleine Charlotte. Ungeachtet der Sorgen der Alten macht sie sich auf den Weg um den Bauern zu holen. Dabei geht es über Stock und Stein, durch den wilden Bach und sogar ein Stück mit dem Auto. Aber Charlotte erreicht ihr Ziel. Sie holt den Bauern aus dem Schlaf und dieser kann dem armen Schäfer helfen. Am Ende sind alle froh, die wilde, mutige Charlotte in ihrer Herde zu haben.
";Das Schaf Charlotte"; von Anu Stohner und Henrike Wilson ist schon von Weitem ein echter Hingucker. Durch sein großes Format fällt es aus dem Rahmen und es besticht in mittlerweile alt bekannter Manier durch seine wunderschönen Illustrationen. Die ölgemalten Bilder reichen jeweils über eine Doppelseite, durch stimmungsvolle Farbkompositionen, und eine sehr gelungene, sympathische Darstellung der Darsteller, nehmen die Bilder unsere jungen Leseratten sofort gefangen. Die Geschichte ist nicht besonders spektakulär, aber dennoch sehr interessant.
Bewußt hält sich der Text dezent im Hintergrund, läßt die Bilder dominieren. Sprachlich leicht verständlich durch kurze Sätze und zeitgerechte Formulierungen beschreibt er nüchtern die abgebildeten Illustrationen
Aber aufgepasst! Denn eigentlich stimmt diese Geschichte so gar nicht mit dem überein, was wir als Eltern unseren Kindern zu vermitteln versuchen. Da wird von dem wilden Schaf Charlotte erzählt, die einfach tut und läßt, was ihr gefällt. Um den Rat der Alten kümmert sie sich recht wenig. Sie ist abenteuerlustig und rastlos und ständig auf der Suche, um Neues zu entdecken. Sie streitet nicht mit den Alten, aber sie kümmert sich auch nicht groß um deren Gerede. Charlotte geht ihren Weg und somit prophezeien die Alten ihr nichts Gutes. Das böse Ende aber bleibt aus, im Gegenteil: Durch ihre Unerschrockenheit wird Charlotte zur Heldin der Geschichte, denn nur ihr ist es am Ende zu verdanken, daß der Schäfer vom Bauern rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht wird. Das ist sicherlich neu für unsere Lesekinder und auch für uns als Vorleser. Aber verdammen sollten wir diese Geschichte deshalb nicht sofort. Erinnern wir uns doch gerne an Pipi Langstrumpf. Wir haben sie alle bewundert und trotzdem kamen wir nicht auf die Idee, ein Pferd hochzuheben zu wollen, uns an die Dachrinne zu hängen oder Räuber zu verfolgen. Wir haben das Wichtige für uns heraus gezogen: nicht alles, was andere als normal ansehen ist immer richtig, mal etwas wagen heißt Selbstvertrauen gewinnen, einen Weg zu Ende gehen, auch wenn manche diesen Weg für nicht richtig halten. Einer Pipi Langstrumpf kann Charlotte zwar nicht das Wasser reichen, aber das ist ja auch irgendwie kaum zu schaffen. Die Botschaft aber ist verständlich.
Fazit:
Hier wird der Aufstand geprobt und irgendwie tut es gut, daß es manchmal eben einfach anders kommt, als alle es erwartet haben.
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