Ein Platz für Arco

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonAug 2010

Idee

Eine bewegende Geschichte über das Schicksal des Schäferhundes Arco, der von seinem Besitzer einfach an einer Autobahnraststätte ausgesetzt wird.

Bilder

Die Illustrationen sind ansprechend aber leider wenig abwechslungsreich, da die meisten Bilder nur einen Hund in verschiedenen Positionen zeigen.

Text

Der Text ist stilistisch zweigeteilt: Die Geschichte über Arco ist eher berichtend und nüchtern, während der Teil über Julia erzählend gehalten ist.

Als der Schäferhund Arco an einem Sommertag mit seinem Herrchen aus dem Auto aussteigt, ahnt er noch nicht, was in den nächsten Stunden auf ihn zukommen wird. Sein Besitzer befestigt seine Leine an einem Metallpfosten, verabschiedet sich und steigt in sein Auto, um Arco für immer zu verlassen. Kurze Zeit später erwacht Julia Fels ganz in der Nähe in einem Einfamilienhaus und will mit ihren Eltern in den Urlaub fahren; doch der wird vorerst um ein paar Tage verschoben...

"Mach's gut Kleiner." Das sind die letzten Worte die Arco von seinem Besitzer hört, nachdem er von ihm an einen Pfosten der Autobahnraststätte gebunden wird. Ein letztes Mal tätschelt Arcos Herrchen noch seinen Kopf und verschwindet dann mit seinen Kombi auf der Autobahn. In diesem Moment begreift Arco noch nicht, was gerade geschehen ist, sondern starrt gebannt dem Auto seines Herrchens nach. Schon bald wird die Situation für den Schäferhund sehr unangenehm. Die Temperaturen steigen schnell , sodass der Asphalt unter Arcos Pfoten sehr heiß wird. Es ist kein Busch in der Nähe, um seiner Blase Erleichterung zu verschaffen. Außerdem steigen ihm die beißenden Abgase in die feine Nase und er erschreckt sich vor lautem Hupen, quietschenden Bremsen und schnell vorbeirasenden Autos. Abends zieht auch noch ein starkes Gewitter auf. Acro wird bis auf die Knochen nass und fürchtet sich sehr vor den grollenden Donnerschlägen.

Am gleichen Tag klingelt der Wecker von Julia Fels trotz Sommerferien schon am frühen Morgen, weil sie heute mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder in das Ferienhäuschen in der Toskana fahren will. Doch leider muss der Urlaubsbeginn um zwei Tage verschoben werden, weil Julias Vater sich selbstständig gemacht hat und noch einen dringenden Auftrag erledigen muss. Julia lässt sich jedoch schnell von ihrem Frust darüber ablenken, und besucht ihre Freundin Tanja, um deren neuen Hund kennenzulernen. Abends berichtet sie ganz begeistert von dem kleinen Timo und fragt zum wiederholten Mal nach einem eigenen Hund. Herr Fels schmettert diese Diskussion jedoch forsch ab, weil er keine Haustiere haben möchte. Nachts liegt Julia während des Gewitters im Bett und schaut zu ihrem künstlichen Sternenhimmel aus 17 Sternen und einer Sternschnuppe. Bevor sie einschläft, wünscht sie sich ganz fest einen eigenen Hund.

In der Nacht fragt sich Arco langsam, warum sein Herrchen ihn nicht abholt. Es wird kalt und obwohl er sich davor scheut, muss er seine Notdurft direkt neben seinem Schlafplatz verrichten. Als der nächste Tag anbricht, wird Arcos Lage immer schlimmer: Seine Pfoten werden durch den brennenden Asphalt ganz wund, seine sowieso schon kurze Leine verheddert sich und nimmt ihm jegliche Bewegungsfreiheit. Außerdem machen ihm Hunger, Durst und Abgase so zu schaffen, dass ihm ganz schwindelig wird.
Obwohl schon unzählige Autos an ihm vorbeigefahren sind, scheint sich niemand wirklich für das Schicksal des Hundes zu interessieren. Zwar tut er einigen Autofahrern leid, doch wissen diese entweder nicht, wer für ausgesetzte Hunde zuständig ist oder haben es eilig, um nicht ihre Fähre zu verpassen.

Julia verbringt unterdessen den Tag wieder mit Tanja und Timo und den Abend mit Packen. Am nächsten Morgen geht es dann endlich los. Nach dem üblichen Durcheinander beim Autobeladen und letzten Vorbereitungen vor Urlaubsantritt, macht sich Familie Fels mit einer Dreiviertelstunde Verspätung auf den Weg in die Toskana. Sie legen einen letzten Stopp an einer Autobahnraststätte zum Tanken ein. Dort entdeckt Julia den am dritten Tag völlig verwahrlosten Arco. Nach einer längeren Diskussion ist sich Familie Fels einig, dass sie den Hund hier nicht einfach sitzen lassen können. Sie nehmen Arco mit, um ihn zunächst aufzupäppeln und verschieben den Urlaub. Julia malt sich schon während der Heimfahrt aus, wie sie gemeinsam mit Tommy, wie sie Arco getauft hat, am Strand der Toskana spielt und tollt.

In ihrer dramatischen Geschichte "Ein Platz für Aco" thematisiert Astrid Frank die Problematik von jährlich 100.000 Hunden, die zur Sommerferienzeit an Autobahnraststätten ausgesetzt werden. Sie bringt durch ihre mitreißende Schilderung des Schicksals von Arco die ganze Tragweite und Grausamkeit eines solch unverantwortlichen Handelns an die junge Zielgruppe des Buches heran. Denn wo bei vielen schon bei dem Gedanken "Es wird sich schon jemand um das Tier kümmern" Schluss ist, zeigt die Autorin sehr deutlich, wie schrecklich es für einen Hund sein kann ausgesetzt zu werden. Jeglichen Witterungsbedingungen schutzlos ausgeliefert zu sein und keine Möglichkeit Futter oder Wasser zu bekommen, hätte es für Arco sogar das Todesurteil sein können, wenn Familie Fels sich nicht seiner angenommen hätte.

Neben dem grausamen Verhalten von Arcos Herrchen wird auch Verantwortungsbewusstsein im Allgemeinen thematisiert. Denn obwohl in den zwei Tagen, an denen Arco hilflos an den Metallpfosten gebunden ist, tausende Autos an ihm vorbeifahren, sieht es niemand als wichtig genug an, wegen eines ausgesetzten Hundes seinen Urlaub verspätet zu beginnen. Selbst ein Angestellter der Tankstelle fährt zweimal spät abends nach seiner Schicht an Arco vorbei, doch er möchte lieber schnell nach Hause statt zu helfen. Astrid Frank zeigt sehr deutlich die verschiedenen Motivationen auf, die hinter der fehlenden Verantwortung zu finden sind: Eigene Interessen, Ahnungslosigkeit und Ungewissheit darüber, wer eigentlich zuständig ist.

Astrid Frank schafft es diese Thematik so spannend und bewegend zu schildern, dass man das Buch kaum weglegen kann. Die beiden Geschichten von Julia und Acro laufen zum größten Teil komplett getrennt voneinander ab, finden aber parallel statt. Immer abwechselnd erzählt ein Kapitel von Arco, das nächste von Julia. Trotzdem werden die beiden Teile über verschiedene Aspekte verbunden. Zum Beispiel über das Gewitter, das zunächst bei Arco einsetzt und kurze Zeit später auch in Julias Geschichte auftaucht. Außerdem hört Julia, als ihr Radiowecker am ersten Tag klingelt, in den Verkehrsmeldungen, dass sich ein Hund auf der Autobahn befindet. Die größte Spannung wird jedoch über die zeitliche Komponente erzeugt: Während der Leser "mit ansehen" muss, wie es dem armen Schäferhund immer schlechter ergeht, erlebt er auf der anderen Seite, wie der Urlaub und die damit verbundene Rettung aufgeschoben wird. Der Erzählstil aus Arcos Warte aus ist eher berichtend und nüchtern gehalten - gerade dadurch geht seine Not dem Leser besonders ans Herz.

Das Buch von Astrid Frank hat einen sehr hohen ethischen und erzieherischen Wert: Da man so sehr in das Schicksal des Hundes involviert wird, hat man das Gefühl, dass niemand, der dieses Buch gelesen hat, jemals ein Hund aussetzen oder unachtsam an einem einsam angebundenen Tier vorbeifahren könnte. Schade ist nur, dass das Ende sehr offen gelassen wird, denn es geht aus der Erzählung nicht hervor, ob Familie Fels den Hund behalten wird oder nicht. Zunächst wollen sie ihn nur versorgen und ein angemessenes Zuhause für ihn suchen. Gerade bei einem Buch für Kinder ab 8 Jahren wäre Klarheit über den Verbleib und die sichere Zukunft des Hundes sinnvoll gewesen; dies wäre ebenso dem Titel "Ein PLATZ für Arco" geschuldet.

Fazit:

Astrid Frank schafft es mit ihrer ergreifenden Schilderung über das Schicksal des ausgesetzten Schäferhundes Arco in Lesern jeder Altersklasse mehr Verantwortungsbewusstsein für Tiere zu wecken. Die Geschichte geht ans Herz und ist spannend und mitreißend geschrieben, sodass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte.

Anna Fleckenstein

 

Ein Platz für Arco

Astrid Frank, Thienemann

Ein Platz für Arco

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