Der große Bär

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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonJun 2010

Idee

Die Geschichte macht einfach Spaß und lässt große und kleine Idealisten mit einem guten Gefühl zurück. Eine wunderbare Idee, absolut originell und liebenswert umgesetzt.

Bilder

Diese witzigen Illustrationen und die kleine und doch so perfekt inszenierte Geschichte machen einfach Spaß

Text

Aus dem Englischen von Nicola Stuart; sehr leicht, schlicht und doch lakonisch-pointiert kommentiert Nicholas Oldland die Geschichte des Bären voller Liebe.

Der große Bär kann nicht anders: Jeden, dem er bei seinen Streifzügen durch den Wald begegnet, muss er umarmen. Am allerliebsten aber hat er die Bäume. Und sogar in einem Moment, in dem ihm gar nach Umarmen zumute ist, entscheidet er sich das zu tun, was er am besten kann: Lieben!

Der große Bär trägt so viel Liebe in sich, da spielt es keine Rolle, ob er damit ein Kaninchen, einen Elch oder sogar ein Stinktier beglückt. So mancher seiner Waldgenossen ist nicht gerade begeistert von des Bären Liebesbekundungen, das kann man sich ja vorstellen. Die verdutzten Blicke der "Umärmelten" sprechen da Bände. Doch was der große Bär am allerliebsten umarmt, sind Bäume. Und so herzt er die großen, dicken aber auch die kleinen, zarten Bäume.

Als eines Tages ein Mensch in den Wald kommt und eine ganze Weile einen der größten und ältesten Bäume betrachtet, ist der große Bär hingerissen: er denkt, dieser Mensch mag Bäume auch so sehr wie er. Doch dann macht sich der Mann daran, den Baum zu fällen. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürt der große Bär Wut und will den Mann am liebsten ordentlich beißen. Doch dann besinnt sich der große Kerl auf das, was er am besten kann. Dazu muss er sich aber zunächst - mit einer Tatze über den Augen und einem tiefen Seufzer - sammeln. Dann, schließlich, umarmt er den Mann ganz fest. Der nimmt sofort erschrocken Reißaus. Als der Bär den etwas angegriffenen Baum am Ende umarmt, fühlen sich beide gleich viel besser.

So einfach, so leicht können die tollsten Geschichten erzählt werden! Der Kanadier Nicholas Oldland - Filmemacher und Creative Director einer Bekleidungsfirma - beweist dies mit seinem Bilderbuch-Debüt auf humorvolle und gleichzeitig berührende Weise.

Dabei macht sein Buch auch jenseits aller Altersvorgaben Spaß und hinterlässt einfach nur gute Laune.

Dass Nicholas Oldland in seiner Heimat, Kanada, besonders nahe an der ungebändigten Natur ist, hat sicherlich mit der Wahl des Schauplatzes zu tun. Angesichts der zunehmenden Bedrohung unserer letzten unberührten Naturräume, wird aber wohl jedem die liebenswert verpackte Botschaft klar. Die Verbindung, die der große Bär zur Natur mit all seinen Geschöpfen hat, ist uns leider weitgehend abhanden gekommen. Der Bär macht es vor: Einfach mal einen Baum zu umarmen tut einfach gut. Kinder machen das übrigens ganz intuitiv, als wüssten sie, wie viel positive Energie hinter der Rinde - und nicht zuletzt in dieser Geste - steckt.

Der Plott des Buches, da sich der Bär auch in einer Situation größter Enttäuschung und Aggression dafür entscheidet, seine Liebe weiterzugeben, zeugt von großer Selbstbeherrschung und Friedfertigkeit.

Diese kleinen und doch so einprägsamen Botschaften machen dieses Buch absolut zeitlos. Dabei hat es der große, sehr starke Bär als Protagonist, eher leicht, sich mit seiner Liebe an die Welt zu wenden. Hat er doch mit seiner körperlichen Überlegenheit den Überraschungsmoment ganz klar auf seiner Seite. Gleichzeitig, finde ich, symbolisiert seine körperliche Überlegenheit auch das Potential dieser Kraft; nämlich immer dann, wenn sich viele zusammenschließen und, ähnlich wie der Bär, andere mächtig liebevoll "überrumpeln".

Kinder aber werden, neben der liebenswert-humorvollen Geschichte, vor allem die witzigen und plakativen Illustrationen von Nicholas Oldland mögen. Flächig angelegt, wirken sie minimalistisch und sind doch gleichzeitig markant. Sie verfügen über eine besondere Ausdruckskraft, die schon durch ein paar Veränderungen um die Augen (mal sind es weiße Punkte auf dem dunkelbraunen Fell des Bären - mal Striche, wenn er sie bei seinen Liebesbekundungen schließt) und der Körperhaltung hervorgerufen wird. (Die Bäume können freilich nicht schauen, wobei aber der Bär zutiefst selig bei ihrer Umarmung wirkt.) Es sind vor allem die bärig geherzten Tiere des Waldes, die von Oldland einen ziemlich verdutzten Ausdruck verpasst bekommen, indem er ihnen buchstäblich "runde Augen" macht - mit diesem Ausdruck im Gesicht bringen sie einen unweigerlich zum Lachen.

Und wer genau hinschaut wird entdecken, dass der Bär bereits einen ersten Anhänger hat: Der kleine rote Vogel, der dem Bären, seit er ihn umarmt hat, auf Schritt und Tritt folgt.

Fazit:

Herrlich! Schon lange habe ich kein Bilderbuch mehr in den Händen gehalten, das so durch und durch positiv "aufgeladen" war. Da möchte man, dem bärenstarken Beispiel folgend, auch gleich die ganze Welt umarmen!

Stefanie Eckmann-Schmechta

 

Der große Bär

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