Kenny steht vor einem Problem, nun ja eigentlich zwei. Denn seine besten Freunde sind der Drache Grahame und der Dachs Georg (ja auch hier ist - wie bei Drachengeschichten nun mal so üblich - wieder ein Georg mit von der Partie). Und ausgerechnet Georg erhält vom König persönlich den Auftrag Grahame zu töten...
Das aufgeweckte Kaninchen Kenny - eigentlich Kenneth - lebt mit Mutter und Vater auf dem Lande. Eines Tages freundet sich Kenny mit dem Drachen Grahame an, der eben nicht eines dieser feuerspeienden gefährlichen Exemplare seiner Zunft ist, sondern ein freundlicher, schöngeistiger Kerl mit Lesebrille - wenngleich von stattlicher Größe. Kaninchen und Drache verbindet die gemeinsame Vorliebe für gutes Essen, Schachspiel und Bücher! Von Kämpfen hat Grahame die Nüstern voll und denkt verbittert an Erlebnisse zurück, als sich Menschen und Drachen bis aufs Blut bekämpften. Kenneths Eltern finden ebenso Gefallen am neuen Freund ihres Sohnes. Gemeinsame Abendessen finden regelmäßig statt, bei denen es natürlich auch Grahames Lieblingsnachspeise "Creme Brulee" gibt.
Es hätte alles so schön sein können. Doch eines Tages gibt es ein Problem: Die Dorfbewohner sehen in Grahame schlicht eine Bedrohung von der dann auch schnell der König des Landes erfährt und postwendend einen seiner größten Helden dazu beruft, eben diesem Drachen ein Ende zu bereiten. Und dieser Held ist niemand anderes als Kennys zweiter großer Freund - der Dachs Georg, zudem Besitzer der Buchhandlung, von der Kenny regelmäßig seine Bücher erhält. Was Kenny nicht wusste - Georg ist ein pensionierter Ritter des Königs und ehemaliger Drachentöter. Kenny hatte noch nicht einmal die Gelegenheit Drache und Dachs einander vorzustellen.
Kann Kenny das tödliche Aufeinandertreffen seiner beiden Freunde verhindern? Wird es ihm gelingen, Georg von seiner Tat abzuhalten? Wird sich Grahame in einen dramatischen Kampf verwickeln lassen? Da hilft jetzt wohl nur ein List ...
Sollte jemand unter Ihnen bei den Namen "Grahame" und "Kenneth" kurz innehalten und überlegen, wieso ihm diese vertraut vorkommen mögen, der braucht die beiden Vornamen nur schnell zusammenzustellen und stößt so auf den nicht zuletzt durch sein bedeutendes Werk und den großen Klassiker der Kinderliteratur "Wind in den Weiden" bekannten Schriftsteller "Kenneth Grahame". Und Tony DiTerlizzi wählte diesen Namen auch ganz bewusst, denn seine Geschichte vom Hasen und Drachen basiert auf einem frühen Werk des 1932 verstorbenen britischen Schriftstellers: "Der Drache der nicht kämpfen wollte" aus dem Jahr 1898.
Dass es Tony DiTerlizzi bestens versteht, üppige, faszinierende und dennoch greifbare Fantasiewelten mit prägnanten Charakteren zu schaffen, hat er bereits mehrfach unter Beweis stellen können. Seine Bilder zieren unter anderem Werke von J. R. R. Tolkien und Peter S. Beagles. In Deutschland - und hier insbesondere dem jüngeren Publikum - ist er aber ganz sicher vor allem bekannt durch seine gemeinsam mit Holly Black verfasste Bestseller-Kinderbuchserie "Die Spiderwickgeheimnisse", die bereits überaus erfolgreich verfilmt wurde.
Und auch mit seiner Erzählung "Kenny und der Drache" schafft er es ganz schnell, die Aufmerksamkeit der Leser oder Zuhörer auf sich zu ziehen. Dazu poltert er mit seiner Geschichte nicht einfach los, sondern zieht sein Publikum ganz langsam in seine eigene Welt. Denn gerade die vielen kleinen Dialoge der Protagonisten und Gedankengänge von Kaninchen Kenny sind es, die einen großen Teil der besonderen Atmosphäre ausmachen. Spannung bezieht die Geschichte natürlich aus dem Wissen um das unvermeidliche Aufeinandertreffen von Drache und Drachentöter und dem daraus erwachsenden Konflikt, der Kenny antreibt, nach einer Lösung zu suchen. Nur so viel sei verraten: Es kommt zu einem wahrhaftigen Schauspiel.
Die zahlreichen stimmungsvollen Illustrationen von Tony DiTerlizzi verleihen der Geschichte ihren zusätzlichen besonderen Charme und markieren erneut den unverwechselbaren Stil DiTerlizzis. Auch wenn - bis auf das imposante Titelmotiv - alle Illustrationen einfarbige Strichzeichnungen sind, werden gerade die Charaktere dem Publikum wunderbar näher gebracht. Schade ist nur, dass sich einige Schreibfehler im Text eingeschlichen haben, was gerade in Kinderbüchern - im Hinblick auf die Erstleser - nicht vorkommen sollte.
Fazit:
"Kenny und der Drache" ist phantastische Kinderbuchunterhaltung im besten Sinne und ein tolles Vorlesevergnügen bereits für Kinder ab ca. 6 Jahren. Tony DiTerlizzi erzählt von einer besonderen Freundschaft, der Bedeutung gemeinsamer Werte und schafft damit zugleich eine Hommage an einen großen Autor vergangener Zeit, dessen zeitlose und unvergessliche Werke auch heute noch begeistern.
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