Ben und der böse Ritter Berthold

Ben und der böse Ritter Berthold
Ben und der böse Ritter Berthold
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Kinderbuch Couch
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Kinderbuch-Couch Rezension vonFeb 2010

Idee

Eine unterhaltsame Abenteuergeschichte über Mut und über Gut und Böse, die mit Witz und Liebe zum Detail ein klassisches Märchenthema lebendig und unkonventionell aufbereitet.

Bilder

Liebevolle, detailreiche, lebendige und humorvolle Bilder, die nicht nur Kindern viel zum Entdecken bieten, sondern auch für Erwachsene Überraschungen zum Schmunzeln parat halten.

Text

Der übermütige, spritzige und lockere Text erweckt eine bereits bekannte Handlung zu neuem Leben und lässt keine Langeweile aufkommen.

Der kleine Ben ist das, was man einen wirklich mutigen Jungen nennt. Sogar noch mehr, denn er traut sich als Einziger, aus der Knechtschaft des gemeinsten Ritters aller Zeiten auszubrechen - und gerät auf der Flucht, was für ein Pech, glatt in die Hände einer Räuberbande. Doch auch hier verlässt ihn sein Mut nicht, denn er weiß, dass sich Räuberbanden über alles in der Welt für Gold, Gold und noch mehr Gold interessieren. Und zufällig weiß Ben, wo es das gibt...

Ritter Berthold ist der gemeinste und wahrscheinlich dickste Ritter, den die Welt je gesehen hat. Seinen Reichtum vermehrt er, indem er regelmäßig mit seinen Wachen und Dienern ins Dorf reitet, um dort der armen Bevölkerung den letzten Groschen abzuknüpfen. Und wehe dem, der nicht bezahlen kann! Der wird auf Bertholds Burg verschleppt und muss dort den ganzen langen Tag für ihn schuften. So geschah es, dass sich auch der kleine Ben eines Tages auf Bertholds Burg wieder fand, denn seine Familie war sehr arm. Von morgens bis abends muss Ben von nun an Wasser schleppen, Teller waschen, Holz hacken und Bertholds liebreizende Haustiere - Krokodile - füttern.

Doch eines Tages beschließt Ben, dem Tyrannen zu entfliehen und entdeckt dabei zufällig die Schatzkammer des Schlosses. So viel Gold, Schmuck und Edelsteine hat er noch nie gesehen, doch sind ihm die Wachen auf den Fersen und so stiebitzt Ben nur eine einzelne, hell leuchtende Münze, die in der Mitte des Raumes auf einem Kissen liegt. Mit Pfeil, Seil und Bogen gelingt ihm die Flucht aus dem Schloss und über den Krokodilsgraben hinweg.

Erschöpft irrt er durch den angrenzenden dunklen Wald, bevor ihn schließlich die Müdigkeit überwältigt. Aber diese Ruhe soll nicht von langer Dauer sein, denn mitten in der Nacht wird Ben unsanft geweckt. Er sieht sich einer Bande Räuber entgegen, die ihn, oh Schreck, zum Wasser schleppen, Teller waschen, Holz hacken und Tiere füttern verdonnern. Zu allem Überfluss entdecken sie auch noch die einzelne Goldmünze aus Bertholds Schatz. Doch Ben erkennt seine Chance und verrät ihnen, dass es noch viel mehr Reichtümer in Bertholds Schatzkammer gibt und er ihnen den Weg dorthin zeigen könnte, wenn sie ihn anschließend frei lassen. Da Räuber sich bekanntlich mehr für Gold als für Hausangestellte interessieren, ist der Handel schnell abgemacht und zurück geht es wieder ins Schloss. Doch in der Schatzkammer angekommen, wollen die Räuber Ben nicht gehen lassen - denn wer sollte sonst die Schätze schleppen? Doch leider sind sie in all der Aufregung etwas laut und ziehen so die Aufmerksamkeit der Wachen und Ritter Bertholds auf sich. Ein wilder Kampf entbrennt, währenddessen Ben die Gunst der Stunde zur Flucht nutzt. Leider bleibt sie nicht unbemerkt und so macht sich die Räuberbande und Ritter Berthold hinterher, um Ben wieder einzufangen.

Doch fünf Räuber und ein dicker Ritter sind für das stärkste Seil zu viel und so kommt es, dass sich Ben in letzter Sekunde, bevor das Seil reißt, ans Ufer retten kann, seine Verfolger jedoch Bekanntschaft mit den Krokodilen machen. Die hätten sie wohl gefressen, wäre Ben nicht auch die Geheimnis umwobene Goldmünze ins Wasser gefallen, die über magische Kräfte verfügt und die Räuberbande mitsamt Ritter Berthold in Krokodile verwandelt. Sehr zur Freude der alt-eingesessenen Krokodile, allesamt Damen, die sofort in stürmischer Liebe zu den neuen Krokodilsherren entbrennen.

"Ben und der böse Ritter Berthold" erzählt die klassische Geschichte vom bösen und gemeinen Unhold und dem gutherzigen und tapferen kleinen Helden. Auch wenn der Plot weitestgehend bekannt ist und das Ende relativ vorhersehbar, überrascht Ute Krause in diesem Buch jedoch mit Details. Das zieht sich von kleinen Überraschungen in der eigentlichen Handlung (in welchem Burggraben wohnen sonst Krokodile?) über die teilweise übermütige Sprache bis hin zu den humorvollen Illustrationen. Diese sind ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte und unterstreichen mit ihrem unverkennbaren Witz den stellenweise recht frechen Text. Bilder und Sprache werden auf manchen Seiten gar zur vollkommenen Einheit, etwa wenn Ute Krause einzelne Zeilen als illustrative Elemente einsetzt und spielerisch den sprachlichen Inhalt unterstreichen lässt - etwa, wenn der Text in dem Moment, in dem die Räuber und Ritter Berthold in den Wassergraben plumpsen, wie Wasserspritzer über die Buchseiten verteilt ist.

Auch die Charaktere der Figuren erschließen sich vor allem über die liebevollen Illustrationen. Zwar werden sie textlich eingeführt, jedoch sieht der Leser erst auf den Bildern, dass Ritter Berthold beispielsweise im ganzen Schloss ausschließlich Bilder von sich selbst in unterschiedlichen Altersstufen hängen hat, die alle unterschrieben sind mit einem großen "Ich".

Auch über dem Schloss wehen große Fahnen auf denen "Meins" zu lesen ist. Diese subtilen illustrativen Details bringen vor allem erwachsene Leser zum Schmunzeln, da dieser Humor Kindern teilweise noch verborgen bleibt. Aber auch bei jüngeren Lesern/Zuhörern sorgen die Bilder im Buch für jede Menge Spaß, denn die mit Messer und Gabel bewaffneten Krokodile, die zusätzlich noch ein Lätzchen um den Hals haben, sind auch für jüngere Kinder komisch.

Die Texte Krauses erscheinen im Vergleich zu den Illustrationen eher als Grundlage des Buches. Nichtsdestotrotz zeichnet sich "Ben und der böse Ritter Berthold" auch auf der sprachlichen Ebene durch die heitere Herangehensweise der Autorin aus. So kommentiert der Erzähler des Buches beispielsweise die Handlung ("Doch das hätte er mal besser nicht getan."), bezieht Partei ("Das machte Ben natürlich richtig wütend.") oder spricht den Leser direkt an und zieht ihn dadurch in die Geschichte. Kleines Manko der Handlung mag für den rationalen Leser das Geheimnis um die Zaubermünze sein, das bis zum Ende des Buches nicht richtig aufgelöst wird. Zwar erfährt man, dass Ritter Berthold von ihr als seiner "magischen Münze" spricht und natürlich auch, dass durch sie die Räuber und Berthold in Krokodile verwandelt werden, jedoch mag es für den einen oder anderen unbefriedigend bleiben nicht zu wissen, woher die Münze kam und worin ihre Magie besteht. Kinder jedoch stört dies kaum und wenn doch, dann heißt es, die eigene Phantasie bemühen und die Geschichte im Berthold und die Zaubermünze weiterspinnen.

Fazit:

Eine vergnügliche Abenteuergeschichte, die trotz des klassischen Themas keineswegs altbacken daher kommt, sondern bei der es für Groß und Klein auch beim wiederholten Lesen immer wieder neue und witzige Details in Sprache und Illustration zu entdecken gibt. Ein unterhaltsames, kurzweiliges und witziges Buch.

Claudia Goldammer

 

Ben und der böse Ritter Berthold

Ute Krause, Oetinger

Ben und der böse Ritter Berthold

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