Die Hexen auf dem Blocksberg

Die Hexen auf dem Blocksberg
Die Hexen auf dem Blocksberg
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Kinderbuch Couch
80%1001

Kinderbuch-Couch Rezension vonJan 2010

Idee

Blut ist dicker als Wasser: gemeinsam können die Geschwister Tom und Nele und Oma Dora das „sagen“-hafte Verbrechen während der Walpurgisnacht aufklären

Bilder

Der Text wird durch kindgerechte s/w Zeichnungen unterstützt, die das Vorstellungsvermögen der Leser anregt

Text

flüssige und klare Sprache. Anhang mit kindgerecht aufgearbeiteten Sachinformationen

"Eins, zwei, drei - das ist Hexerei!" Diesen Spruch findet Oma Dora an der Mauer ihrer Buchhandlung in Thale. Und das ausgerechnet am Wochenende der Walpurgisnacht! Wer hat es auf Omas Buchladen abgesehen? Tom und Nele müssen Oma helfen, den Täter so schnell wie möglich zu finden...

Endlich ist es soweit: Tom und Nele steigen in den Zug und fahren zu Oma Dora nach Thale. Es wird ein ganz besonderes Wochenende bei Oma werden, denn in Thale wird die sagenhafte Walpurgisnacht gefeiert. Die ganze Stadt ist in Feststimmung. Es wimmelt nur so von verkleideten Gästen in Hexen- und Draculakostümen. Wahrsagerinnen, Feuerschlucker und Verkaufsbuden mit Hexenkraut und Teufelsblut lassen Nele erschauern. Aber Oma Dora erklärt den beiden Geschwistern die Historie: Früher haben sich jedes Jahr um diese Zeit Hexen und Teufel im Harz versammelt, um den Winter zu vertreiben. Und auch heute noch feiern die Menschen in der Nacht zum ersten Mai die Sage mit einem Volksfest. Für Tom ist diese Erzählung nur eine ausgedachte Geschichte, er nimmt die Schauergeschichten gelassen und verspottet seine ängstliche Schwester.

Oma muss an diesem Wochenende in ihrer Buchhandlung arbeiten, doch Nele und Tom möchten das Spektakel in Thale miterleben. So machen sie sich alleine auf den Weg zum Gipfel des Blocksberges. Dort ist der alte Hexentanzplatz, auf dem die Hexen in der Walpurgisnacht mit ihren Besen und lautem Gekreische um ein loderndes Feuer herumtanzten. Hier wurde die Oberhexe gekürt. Bei Sonnenaufgang war der ganze Spuk vorbei, die Hexen hatten den Berggipfel gekehrt, denn zum ersten Mai musste es dort oben schneefrei sein.

Neles Blick fällt auf eine Frau im Hexenkostüm und einer Ratte auf der Schulter. Geheimnisvoll flüstert sie den beiden zu: "Jede Sage enthält ein Körnchen Wahrheit..." Tom nimmt Nele an die Hand, es ist Zeit für den Heimweg.
Zurück bei der Buchhandlung erwartet sie ein böser Streich: an der Hauswand hat jemand ein Graffiti gesprayt. "Eins, zwei, drei - das ist Hexerei!" steht dort in roter Schrift geschrieben. Sofort berichten sie Oma Dora von der Schmiererei. Gemeinsam laufen sie zur Polizeistation und erstatten Anzeige. Dabei erfahren Tom und Nele, dass Oma schon vor ein paar Wochen eine Anzeige aufgegeben hat. Jemand hat in der Buchhandlung ein Buch gestohlen.

Nach ihrer Rückkehr von der Polizei taucht ein fremder, hagerer Mann in der Buchhandlung auf und unterbreitet Oma ein dubioses Angebot. Willi Knaster versucht sie zu überreden, ihr Haus zu verkaufen. Zornentbrannt schickt Oma ihn aus dem Laden. "Mit dir bin ich noch nicht fertig!" zischt Knaster unheimlich, bevor er verschwindet. In der kommenden Nacht wird Nele durch ein lautes Klirren aus dem Schlaf gerissen. Unter ihrem Schlafzimmer wurde eine Fensterscheibe eingeworfen. Sie finden als Tatgegenstand einen Ziegelstein, um den ein Papier gewickelt ist. Zitternd liest Nele vor: "Vier, fünf, sechs - hinaus mit der Hex!" Das ist eine Drohung, der Schurke hat sich die Buchhandlung genau ausgesucht. Wer hat es auf Omas Laden abgesehen und will ihr einen gewaltigen Schaden zufügen? Und welche Taten werden folgen? Tom und Nele müssen diesen Fragen nachgehen und Oma dabei helfen, den Täter zu finden. Auf ihren heimlichen Verfolgungstouren während der Walpurgisnachtfeier begegnen Tom und Nele skurrilen Wesen, kommen dem Täter aber immer mehr auf die Spur. Mit Oma Doras Hilfe und einer List schaffen sie es, den Verbrecher auf frischer Tat zu ertappen.

Der lang ersehnte Besuch bei Oma Dora entpuppt sich als sagenhaftes Abenteuer... Tom und Nele begeben sich im neuen Buch von Annette Neubauer auf die historischen Spuren der Walpurgisnacht und erleben eine Hexerei der ganz besonderen Art. Auch im dritten Band der Serien "Sagenhafte Abenteuer" schafft es Neubauer, eine reale Begebenheit mit einer alten Sage zu verbinden.

Die ersten beiden Seiten des Buches dienen als informierender Einstieg. Aus Perspektive einer Hexe wird die Walpurgisnacht nacherzählt, der Leser erhält somit einen anregenden Auftakt, der zum Weiterlesen anspornt. Jedes einzelne Kapitel und viele Darsteller des Buches bieten einen Bezug zur Thematik. Selbst Omas Hund Mephisto hat einen "sagen"-haften Namen.

Die Kapitel des Buches sind in angemessener Länge verfasst und werden durch kleine Illustrationen begleitet. Die einfachen Zeichnungen unterstreichen den Inhalt und ermöglichen es dem Leser, die Charaktere und die Szenerie mit zu erleben. Text und Bild bieten allerhand Identifikationsmöglichkeiten für die Leser: Nele ist ein aktives, wissbegieriges Mädchen. Sie erlebt den Besuch bei Oma als spannendes Abenteuer und ist fasziniert von dem Spektakel der Walpurgisnacht. Tom profiliert sich als gelassener älterer Bruder, der über die Ängstlichkeit seiner kleinen Schwester spottet, jedoch in brenzligen Situationen den Rückhalt von Oma Dora schätzt. Oma Dora ist somit für beide Geschwister Vertrauensperson und Anlaufstelle für Rat und Hilfe. Die Geschichte hebt den Stellenwert des familiären Zusammenhalts hervor, denn nur mit vereinter Wissens- und Tatkraft schaffen sie es am Schluss, den Täter gemeinsam zu überlisten. Dieser psychologisch wertvolle und realitätsnahe Zusammenhang schafft es, die jungen Leser in den spannenden Situationen des Buches zu fesseln und weckt Interesse, mit den authentischen Charakteren den Weitergang der Geschichte zu erfahren. Die jeweiligen Erlebnisse der Kinder bauen sinnvoll aufeinander auf und sind stimmig in den Handlungsrahmen der Walpurgisnacht eingebettet, so dass sich die Leser nach und nach Informationen hierzu erschließen.

Der Spürsinn und die Fantasie der beiden Geschwister halten den Spannungsbogen bis zur letzten Seite aufrecht und öffnen dem Leser eigene Forscherperspektiven und neue Sichtweisen, seine Umwelt "sagen"-haft wahrzunehmen. Vielleicht wird somit der nächste Verwandtenbesuch mit Spannung erwartet, denn wer weiß, was das Dorf der eignen Oma an historischen Quellen zu bieten hat!?
Als weiterer Pluspunkt dieses Buches wäre auch der Anhang zu erwähnen, der zusammenfassend und kindgerecht Sachinformationen zu den Ursprüngen der Walpurgisnacht, Hexenverbrennungen und weiteren bedeutsamen Ereignissen darlegt.

Fazit:

"Die Hexen auf dem Blocksberg" von Annette Neubauer kann mit seinem kurzweiligen "Walpurgisnacht-Abenteuer" Kinder für die alte Sage begeistern und macht sie neugierig auf mehr. Eine gelungene Kombination aus spannender Erzählung und historischer Bildung für junge Leser ab 8 Jahren.

Ina Kolöchter

 

Die Hexen auf dem Blocksberg

Annette Neubauer, Carlsen

Die Hexen auf dem Blocksberg

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