Die Erde, die uns trägt
- Ravensburger
- Erschienen: Januar 2010
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[ab 7 Jahren]
Dieser faszinierende Bildband beeindruckt in zweierlei Hinsicht: Zum einen mit seinen einzigartigen Momentaufnahmen unserer Erde aus der Luft und zum anderen durch seine inhaltliche Aussagekraft. Bewusst gemacht durch den Luftaufnahmen-Künstler Yann Arthus-Bertrand und seinen Kollegen, textlich begleitet und für Jüngere eindringlich beschrieben von Serres, wird der Blick auf die Verwundbarkeit unseres Lebensraumes gerichtet.
Orientiert man sich am deutschen Einband, dann könnte man davon ausgehen, ein weiteres Exemplar der "Die Erde von oben"-Reihe, die in Zusammenarbeit mit der GEO-Redaktion entstanden ist, in Händen zu halten. Der Wiedererkennungswert der Bilder von Arthus-Bertrand und seinen Kollegen ist zwar groß, ein Hinweis darauf, dass sich das Buch vor allem textlich an Jugendliche richtet fehlt jedoch. Die Botschaft dieses Buches ist aber eindeutig für die Jüngeren, die zu umweltbewusstem Handeln und Denken animiert werden sollen, gedacht. Denn die erstklassigen und teilweise nur vermeintlich schönen Bilder zeigen deutlich mit welcher Gedankenlosigkeit "Die Erde, die uns trägt" und die uns ernährt von den Menschen zerstört wird. Es geht dabei um Profitgier, ums nackte Überleben, aber auch um bewusstes Handeln.
Die Fotografen bedienen sich meist der indirekten Bildsprache. So wird z.B. das Foto eines bizarr geformten Eisbergs bei Labrador /Kanada gezeigt. Trotz dieser wunderbar ästhetischen Abbildung und den faszinierenden Farben kommt man nicht umhin, an die Auswirkungen der Klimaerwärmung zu denken. Andere Aufnahmen sind wesentlich direkter, z.B. die Luftaufnahme von Kindern, die in einer öffentlichen Mülldeponie stochern - in der von uns Deutschen so gerne last-minute-bereisten Dominikanischen Republik. Da Jüngeren häufig der Erfahrungshorizont fehlt und somit solche Assoziationen nicht unmittelbar entstehen, wurden den Fotografien Texte hinzugefügt, die weniger erklären wollen, als vielmehr nachdenklich stimmen sollen.
Diese Texte, teilweise in Berichtsform, in Fragestellungen oder poetischem Unterton lenken den Blick glücklicherweise nicht nur auf Armut, Überschwemmung, Rodung und Hunger, wobei dies den Bildband dominiert. Manchmal schaffen es die Texte auch das Schöne und Einzigartige unserer Natur bewusst zu machen, was friedlich stimmt und den "Beschützerinstinkt" weckt. "Deine Lebensweise hinterlässt auf der Erde eine Spur" ist eine der vielen eindringlichen Formulierungen, die verdeutlicht wie wichtig der richtige Umgang mit Ressourcen für jeden Einzelnen sein sollte. Den traurigen Höhepunkt der teilweise furchteinflößenden Kommentare bildet aber der Beitrag über das Aussterben vieler Pflanzen- und Tierarten. Denn der Mensch sei schließlich auch nur eine Art, eben die Gattung Mensch, die sich wie andere bedroht fühlen sollte. Das ist deutlich, eindringlich und sicher vom Autor bewusst hart formuliert, aber ob es dem emotionalen Kind gut tut, in solch eine Endzeitstimmung versetzt zu werden, bleibt dahin gestellt. Auf jeden Fall sind die Texte zum Wachrütteln geeignet und unterstützen die kritische Bewusstseinsentwicklung.
Text und Luftaufnahmen werden zusätzlich von den zauberhaften Tuschezeichnungen Zaü´s unterstützt, was den Bildband auflockert und zu etwas ganz Besonderem macht. Mit leichter (Tusche-) Feder stellt er die im Text beschriebenen Umstände dar und zeichnet mit wenigen Strichen, wie Kinder und Jugendliche die dargestellte Situation im jeweiligen Teil der Erde erleben. Dabei werden die Leser einleitend durch Bäume und Tiere mit dem Stil vertraut gemacht und dann direkt von Zaü's Portraits adressiert, häufig fragend angeblickt, aber auch hoffnungsvoll angelächelt.
Das Buch schließt mit dem hilfreichen Bildnachweis und beendet damit das Rätseln über die Herkunft der abgebildeten Landschaften.
Fazit:
Dieser ganz besondere Bildband zeigt mit wunderschönen Luftaufnahmen die Einzigartigkeit unseres Planeten und motiviert mit seinen eindringlichen Texten, über dessen Zukunft nachzudenken. "Die Erde, die uns trägt" eignet sich als Geschenk für ältere Kinder (ab 10), ist aber wunderbar in einer Familie aufgehoben, die gerne mal über den berühmten "Tellerrand" schaut.
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