Rummel auf dem Biohof

Susanne Lütje entführt uns in eine heile Welt auf den Biohof von Hannah und ihren Eltern. Bis jetzt war es hier ruhig und gemütlich, bis sich ein Jahrmarkt anmeldet, der auf der großen Weide aufgebaut werden soll. Es gibt also einen Rummel auf dem Biohof und damit eine Menge Aufregung für Hannah.

Als klar ist, dass ein Jahrmarkt zu Hause bei Hannah stattfinden soll, gibt es kaum noch ein anderes Thema. Und in der Schule geht es genauso weiter, denn der Sohn der Jahrmarktbesitzer, Wilhelm der Dritte, genannt Will, kommt ausgerechnet in Hannahs Klasse.
Sein Opa hat das Kettenkarussell seinerzeit gekauft und Will gehört nun schon der dritten Generation an, die damit umherzieht. Will ist immer gut drauf und sehr selbstbewusst. So nimmt er Hannah schnell für sich ein, was Hannahs bester Freundin Lisa so gar nicht passt.
Schon bald stellt Will seiner neuen Freundin alle Schausteller des kleinen Jahrmarktes vor und damit eine Welt, die so ganz anders ist als Hannahs. Jeder wird mit seinem Stand benannt: Paddy, die Schiffschaukel, Paule, das Dosenwerfen und sein Vater, Wilhelm der zweite, der für das Kettenkarussell verantwortlich ist. Dann kommen Lorenz, die gebrannten Mandeln und Marianne, das Entenangeln an die Reihe. Zum Schluß, die beeindruckende Madame Stachnitzky, die Wahrsagerin. Als Krönung führt Will Hannah zu seinem Großvater, der das alles ins Leben gerufen hat.

So freuen sich jetzt alle auf einen Jahrmarkt in ihrem Dorf, denn das gab es schließlich noch nie. Nur einer sieht die ganze Sache wenig positiv, und das ist der Vater von Lisa, der immer schon Vorbehalte gegen diese Menschengruppe hatte. Diese Situation ist nicht gerade förderlich für die Beziehung zwischen Hannah und Lisa.

Hannah und Will aber verleben zusammen unbeschwerte Tage. Will hilft auf dem Hof und Hannah taucht in die bunte Welt des Rummels ein. Aber das Verhältnis zwischen Hannah und ihrer besten Freundin wird immer gespannter. Hannah möchte nicht mehr ausreiten, denn einen Jahrmarkt auf ihrer Weide gibt es ja nicht alle Tage - doch Lisa möchte mit dem ganzen Trubel nichts zu tun haben, denn ihr Vater hat es ihr verboten.

Endlich ist es soweit und das Kettenkarussell fährt seine erste Runde, alle sind dabei: Hannahs gesamte Klasse ist gekommen, bis auf Lisa. Trotzdem ist der Spaß riesengroß, bis plötzlich das Unfassbare geschieht: das Kettenkarussell bleibt stehen und gibt keinen Ton mehr von sich.
So schnell wie sie gekommen sind, sind die Besucher auch schon wieder enttäuscht davon gezogen und Wills Vater versucht den Fehler zu finden. Das Unglück ist groß, er findet den Fehler nicht und so steht das Karussell erst einmal still.

Hannah kann nicht untätig bleiben und beschließt, den Rat von Madame Stachnitzky einzuholen. Aus deren Weisheit wird Hannah allerdings kein bisschen schlauer. Sofort sucht sie Will, den sie am Weiher im Gras liegend findet. Hannah schleift ihn zu einem noch besseren Ruheplatz, zum Heuboden. Will ist begeistert. Er vertraut Hannah ein Geheimnis um seine Mutter an, die vor einiger Zeit in eine Klinik musste und nicht mehr zurückkam, Hannah ist entsetzt, als sie erährt, dass Wills Mutter gestorben ist.

Hannah und Will zerbrechen sich den Kopf, wie es jetzt mit dem Kettenkarussell weitergehen soll, bis Hannah plötzlich eine rettende Idee hat und Will zu ihrem Vater schleppt. Der soll sich das kaputte Ding doch mal ansehen, schließlich hat er schon so manche Hofmaschine wieder ans Laufen gekriegt. Doch ganz entgegen Hannahs Erwartungen lehnt er ab, mit der Begründung keine Zeit zu haben. Die Enttäuschung der Kinder ist riesengroß.
Aber Hannah wäre nicht Hannah, wenn sie so schnell aufgeben würde. Sie trommelt alle zusammen, die Leute vom Jahrmarkt, auch ihre Eltern und mach ihnen einen Vorschlag. Sie sollen die Seiten tauschen: ihr Vater repariert das Kettenkarussell und alle Schausteller arbeiten dafür auf dem Hof. Einen Moment ist alles still, doch nach und nach stimmen alle dem Vorschlag zu.Hannah und Will jubeln.

Madame Stachnitzky ist ganz wild auf´s Treckerfahren, Paddy und Paule helfen bei der Apfelernte, jeder hat etwas zu tun. Da Hannah jetzt täglich so sehr beschäftigt ist, kann sie mal wieder nicht mit Lisa ausreiten, die ist natürlich stinksauer und so steht die Freundschaft der Beiden auf dem Spiel. Aber ein Gutes gibt es: Hannahs Papa kann das Kettenkarussell reparieren. Kaum ist das Ersatzteil eingebaut, kann der "Höhenflug" erneut losgehen.

Doch dann verkündet Wills Vater, dass er das Karussell verkaufen will. Es bleibe zu wenig Geld übrig und es sei nicht das richtige Leben für ein Kind. Hannah fällt die Prophezeiung der Wahrsagerin wieder ein. Was könnte nur gemeint sein? Was könnte sie noch tun? Aber erst einmal muss sie jetzt zur Schule.

Und auch hier fängt der Tag grauenvoll an, denn Lisa propagiert wieder Pauschalurteile ihres Vaters, bis es Hannah zu bunt wird und sie vor Wut losbrüllt und allen erzählt, dass Will keine Mutter mehr hat. Die Klasse erstarrt. Frau Hesse, der Lehrerin, ist schnell klar, dass heute kein Unterricht möglich ist, und versucht so, bei der Lösung der Probleme zu helfen. Ulkigerweise löst Lisa das Rätsel um Madame Stachnitzkys Vorraussage: der Jahrmarkt muss über sich hinauswachsen.

Alle packen mit an und so gibt es bald noch einen Streichelzoo, eine Tombola, Ponyreiten und vieles mehr. Es wird Werbung in der Stadt gemacht und so wird der "neue" Jahrmarkt ein voller Erfolg.

Zum krönenden Abschluß taucht noch Wills totgeglaubte Mutter auf, Hannah ist nur noch sauer auf Will. Der der kommt auf Hannah zu und klärt endlich alles auf. Hannah verzeiht Will schnell, denn es ist schon wieder ein neues Problem aufgetaucht, das sich letztlich dann aber auch zu aller Zufriedenheit klärt, na ja, vielleicht nicht ganz zu aller, aber auf dem Biohof kehrt auf jeden Fall wieder Ruhe ein.

"Rummel auf dem Biohof" ist eine anrührende Geschichte über eine neugewonnene, aber dennoch sehr innige Freundschaft zwischen zwei Kindern. Susanne Lütje zeigt uns, was wahre Freundschaft ist und, dass diese auch zwischen Junge und Mädchen klappen kann, was sich Leser in diesem Alter ja selten vorstellen können. Manchmal bedarf es einer großen Stärke, füreinander einzustehen, auch, wenn die meisten Mitmenschen das nicht verstehen, wie hier, Hannahs langjährige Freundin Lisa. Dazu gehört auch, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und die Sorge um den anderen. Das kommt hier in dem Buch "Rummel auf dem Biohof" gut zum Ausdruck, so dass der Leser sich leicht identifizieren kann.

Die kindgerechte Sprache lässt die jungen Leser leicht in die Geschichte finden. Hier werden auch schwierige Themen, wie Krankheit und Tod behandelt und klar und einfach dargestellt.
In einigen Nebenschauplätzen zeigt Susanne Lütje auf, welche Wirkung Vorurteile haben und, dass man sich damit selbst oft nicht die Chance gibt, offen in eine Situation zu gehen. So muss hier der Vater von Lisa einiges lernen.
Ebenso erhalten die Kinder die Gelegenheit, Einblick in das bunte, wie auch oftmals schlichte Leben der Schausteller zu bekommen.

Das Ende des Buches, an dem die Kinder Hannah und Will sich letztendlich dann doch trennen müssen, bleibt trotz alledem ein wenig offen und lässt den Leser auf den zweiten Band hoffen, in dem die beiden sich vielleicht wiedersehen. Denn "Radieschen & Co" wird die neue Serie vom Biobauernhof.

Fazit:

Der Roman "Rummel auf dem Biohof" entführt den Leser in die Idylle eines Bauernhofes und gewährt Einblick in das Leben einer Schaustellerfamilie. Gegensätzlicher könnte es kaum sein; aber Susanne Lütje schafft es, hieraus eine unterhaltsame Geschichte mit klaren Botschaften zu machen, in der die Freundschaft zwischen zwei ungleichen Kindern eine besondere Rolle spielt.

Nicole Köchling