Karfunkelstadt - Der Turm der tausend Schatten
- Egmont Franz Schneider
- Erschienen: Dezember 2009
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Thomas Endl entführt seine jungen Leser in eine längst vergangene Zeit voller Schatten und Mysterien, in der die drei Abenteurer Henny, Adrian und Jo manche Herausforderung annehmen und meistern müssen. Ein rot schimmernder Stein ist es, den jedes der drei Kinder haben möchte. Doch was dann passiert, damit hat wohl niemand von ihnen gerechnet...
Henny, ein verwöhntes Mädchen, Jo, ihr Nachhilfeschüler und Adrian, der nur Krähe genannt wird und in einem Gothic- Laden jobbt, könnten verschiedener kaum sein und sind die drei Hauptcharaktere dieses spannenden Buches.
Ein rot funkelnder Stein - der Karfunkelstein - wird zum Grund eines Streites zwischen den Kindern, denn Henny hat diesen ohne Erlaubnis aus dem Geschäft entwendet, in dem Adrian arbeitet. Läppische 30 € hat sie dafür zurückgelassen und Adrians Chef macht dem Jungen daraufhin die Hölle heiß, denn der Stein stand nicht zum Verkauf. Im Streit um diesen mysteriösen Stein, in dem sich die Silhouette der Stadt Wetzbach als dunkler Schatten befindet, kommt es zu einer körperlichen Auseinandersetzung und plötzlich finden sich die Kinder in einer längst vergangenen Zeit wieder. Zwar befinden sich die drei immer noch in Wetzbach, allerdings erkennen sie ihre Heimatstadt kaum wieder... Alles ist so düster, die Häuser viel älter und kleiner. Die drei Kinder müssen feststellen, dass sie eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht haben und Henny, deren Familie schon seit mehreren hundert Jahren im Besitz der ortsansässigen Apotheke ist, sieht in einem Fenster des Apothekerhauses auch noch ein Mädchen, das ihr wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Dass das Mädchen Oda ihre Urgroßmutter ist, obwohl sie genauso alt ist wie Henny, ist zunächst schwer zu verdauen. Jedoch werden die drei Kinder in dem Apothekerhaus aufgenommen und treffen in Oda und ihrer Mutter auf zwei Menschen, die ihrer haarsträubenden Geschichte nicht nur Glauben schenken, sondern auch bereit sind, ihnen zu helfen, in ihre Zeit zurückzukehren.
Bevor es jedoch soweit ist, müssen die Kinder jede Menge Abenteuer bestehen, denn sie befinden sich nicht nur einfach in der Vergangenheit ihrer Stadt, sondern sie treffen jetzt auch auf alle uralten Legenden, die sich um ihren Heimatort ranken. Da sind zuallererst die düsteren Zwerge, welche die Herrschaft der Stadt an sich reißen und sich die Bewohner zu Untertanen machen wollen. Diese gefährlichen Gestalten werden immer mehr und zu einer echten Bedrohung für die Stadt, denn sobald sie Häuser oder Menschen mit ihren Beschwörungen und dem seltsamen roten Dunst treffen, den sie dabei ausstoßen, verändert sich das Wesen und alles Eingenebelte wird trostlos und trist und die Bewohner verlieren ihren eigenen Willen. Der einzige, der den Kindern helfen kann, ist der mysteriöse Dr. Morin, der in dem verlassenen Turm am Stadtrand lebt. Zunächst glauben die Kinder, dass dieser eigenbrötlerische Mann mit den düsteren Zwergen gemeinsame Sache macht und einen finsteren Plan ausheckt. Da er einst einen schweren Unfall hatte, bei dem er beide Beine verlor, könnte er sich an der Stadt rächen wollen. Doch die drei Abenteurer müssen feststellen, dass das Gegenteil der Fall ist und der Doktor die Stadt vor Schlimmerem bewahrt.
Nach einigen Abenteuern gelingt es den Kindern schließlich, in die Gegenwart zurückzukehren, jedoch stellen sie erst dann fest, dass sie statt Henny Oda mitgenommen haben...
Thomas Endl versetzt seine Protagonisten in eine düstere, längst vergangene Zeit. Gespannt verfolgen wir den Verlauf der Geschichte, die den spannenden Aspekt der Zeitreise behandelt.
Dass der Autor auf den ersten Seiten des Buches etwas zu sehr bemüht erscheint, um alles schlüssig und zusammenhängend darzustellen, wird im weiteren Verlauf zur Nebensache.
Dabei überzeugt vor allem Thomas Endls Ideenreichtum. Seine Sprache ist überwiegend kindgerecht und gut verständlich. Endl nutzt sehr viel wörtliche Rede und oftmals kurze Sätze in besonders spannenden Momenten, so dass der Leser förmlich spüren kann, wie kurzatmig die Protagonisten in der entsprechenden Situation sind. Doch wie auch bei den o.g. Erläuterungen finden wir auch hier manchmal etwas zu viel des Guten. Unerfahrene Leser könnten daher etwas überfordert sein, die einzelnen Geschehnisse entsprechend zuzuordnen.
Dies trifft auch auf den hohen "Spannungsfaktor" zu. Die düstere Atmosphäre, die das gesamte Buch über vorherrscht, ist daher eher etwas für leseerfahrene Kinder ab 10 Jahren.
Vor allem die fesselnde Sprache des Autors ist es, die den Leser an das Buch bindet, jedoch auch die Story besticht durch Kurzweil und Spannung. Die verschiedenartigen Charaktere werden eine breite Leserschaft ansprechen. "Der Turm der tausend Schatten" ist der erste Band aus der Reihe "Karfunkelstadt" und lässt auf weitere spannende Geschichten mit den ansprechenden Protagonisten hoffen.
Fazit:
Thomas Endl greift tief in die Fantasie- Kiste und beeindruckt durch seinen Ideenreichtum und seine anspruchsvolle Textqualität. Vor allem erfahrene Leser werden von den vielen Ideen des Autors profitieren und finden mit dem "Turm der tausend Schatten" ein aufregendes und kurzweiliges Buch.
Thomas Endl, Egmont Franz Schneider
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