[ab 9 Jahren]
Prima, ein Buch, das alle Fragen der Kinder beantwortet, auf die ich selber keine Antwort weiß - so wird vielleicht mancher Erwachsene denken und zu diesem Buch greifen. Doch so einfach macht es uns die Autorin nicht: Wie in es nun einmal in der Natur der Philosophie liegt, gibt es nicht nur die EINE gültige Antwort.
Julia Knop greift in ihrem Philosophiebuch für Kinder Fragen auf, wie sie wohl den meisten Eltern irgendwann gestellt werden: "Woher kommt die Welt?", "Warum müssen wir sterben?", "Gibt es Gott?" oder "Ist das gerecht?" sind nur einige der Themen, die in diesem Buch aufgegriffen werden.
"Philosophie bedeutet Liebe zur Weisheit", so schreibt die Autorin in ihrem Vorwort. Die Philosophie ist ein Freund der Weisheit, der wissen möchte, was hinter den Dingen steckt, so führt sie weiter aus. Schon in dem Vorwort fordert sie ihre Leser auf, selbst einmal die Dinge zu hinterfragen und verschiedene Sichtweisen zu bedenken.
Getreu dieser Einleitung baut die Autorin ihr Buch auf: Die einzelnen Kapitel sind in verschiedene Abschnitte aufgeteilt, die wiederum jeweils eine andere Sichtweise auf die gestellte Frage aufgreifen. So finden wir zu der Frage "Wer bin ich?" neben einem entwicklungspsychologisch angehauchten Abschnitt, der auf das "Ich- Verständnis" kleinerer Kinder eingeht, einen weiteren Teilabschnitt, der auf das berühmte Zitat "ich denke, also bin ich" von René Descartes Bezug nimmt. Lesen wir weiter, so stellen wir fest, dass ein etwas wissenschaftlicherer Teil folgt, der die vielfältige Funktionsweise unseres Gehirns darstellt. Und, zum Schluss dieses Kapitels, findet sich noch eine Ausführung, in der die Frage aufgeworfen wird, ob wir auch noch dann wir selbst sind, wenn wir älter werden und uns verändern. Ein wenig Durchhaltevermögen muss man hier schon haben, denn ganz am Ende findet sich die Ausführung, dass dem wohl so ist.
Diesem Schema ähnelnd, sind auch die anderen Kapitel des Buches aufgebaut. Verschiedene Sicht- und Betrachtungsweisen aufgreifend, andere Wissenschaften berücksichtigend, zum Querdenken auffordernd, wirft Julia Knop die verschiedensten Themen auf, um sie zu diskutieren und um Antworten zu geben, die zum Weiterdenken provozieren.
Die einzelnen Kapitel umfassen meist vier Seiten und sind in Aufbau und Struktur sehr übersichtlich gestaltet. Verschiedene bunte Acryl- Illustrationen mit Collage- Elementen sind in die kurzen Abschnitte eingebunden und greifen immer noch einmal das Thema auf. Durch diese Gestaltung wird das Kinderbuch optisch recht ansprechend und wirkt auf den Betrachter einladend.
Die Autorin möchte die jungen Leser direkt ansprechen. Dies erreicht sie, indem sie ihnen Fragen stellt und immer wieder den Bezug zu ihrer Alltagswelt herstellt. Auch die Sprache, die Julia Knop verwendet, ist leicht verständlich und vermag es, trotz der Rückgriffe auf die verschiedenen wissenschaftlichen Bezüge, Neugier zu wecken.
Im Kern möchte dieses Buch für kleine Philosophen erste Denkanstösse geben und zum eigenständigen Philosophieren anregen. Dazu trägt auch der im Anhang befindliche Teil bei, in dem Leser die Möglichkeit haben, sich zu vorformulierten Fragen eigene Gedanken zu machen und diese nieder zu schreiben.
Wer dieses Buch seinem Kind an die Hand gibt, sollte daher nicht davon ausgehen, dass es sich hierbei um ein allgemeingültiges Nachschlagewerk für die Antworten des Lebens handelt; vielmehr sollten wir "Großen" uns darauf vorbereiten, dass Kinder tiefer gehen und die Dinge noch mehr hinterfragen. Das Privileg der Kinder schlechthin.
Fazit:
"Für kleine Philosophen", so titelt dieses Kinderbuch nicht zu unrecht, denn es vermag durch den Bezug zur Alltagswirklichkeit und durch die direkte Ansprache, Kinder zum Nachdenken animieren. Es eröffnet ihnen neue Sichtweisen, macht einige Dinge bewusster und regt sie an, nach eigenen Antworten zu suchen.
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