Charles Darwin - ein Forscher verändert die Welt
- Gerstenberg
- Erschienen: August 2009
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"Die Reise mit der "Beagle" war das wichtigste Ereignis meines Lebens und hat meine ganze Berufslaufbahn bestimmt" - so Charles Darwin in seiner Autobiografie. Die Erkenntnisse, die Charles Darwin auf seiner Reise gewonnen hat, haben die Welt verändert. Und auch heute noch sind die Geheimnisse um die Entstehung des Lebens noch nicht ganz gelüftet...
Charles Darwin, der 1809 als Sohn eines Arztes geboren wurde, interessiert sich schon als kleiner Junge für allerlei Getier und hat bereits im Kindesalter eine präsentable Käfersammlung vorzuweisen. Zu diesem Zeitpunkt hätte er sich sicher nicht träumen lassen, dass er sich im Dezember 1831 auf dem Vermessungsschiff "Beagle" auf eine Forschungsreise nach Südamerika begeben wird. Die Autorin Maja Nielsen beschreibt zahlreiche Details und Hintergründe dieser abenteuerlichen Expedition, wie auch so manch interessante Begebenheit zu der "Beagle". So schildert sie auch die traurige Vorgeschichte des Vermessungsschiffes, denn ihr Kapitän Pringle Stoke nahm sich an Bord das Leben; die Eintönigkeit und Einsamkeit der langen Seereise konnte er nicht mehr ertragen. An dieser Stelle deckt Maja Nielsen auch die Motive des neuen Kapitäns Robert FitzRoy auf und schildert ihn als einen unberechenbaren und streitlustigen Kommandanten, der dem Schicksal seines Vorgängers vorbeugen will, indem er einen Wissenschaftler an Bord nimmt, der ihn die langen Stunden auf hoher See mit anregenden Gesprächen vertreibt. Doch auch aus einem weiteren Grund fällt seine Wahl auf den jungen, damals 22-jährigen Darwin: Er ist Theologe und begeisterter Naturforscher zugleich. Der tiefgläubige Christ FitzRoy hofft, dass Darwin auf ihrer Reise nach Südamerika belegen wird, dass die einzig zutreffende Erklärung für die Entstehung von Leben die Schöpfungsgeschichte ist.
Maja Nielsen schildert zahlreiche, intessante und zugleich menschliche Einblicke in die Zeit Darwins und macht hinsichtlich des damaligen Zeitgeistes deutlich, dass manch einer Zweifel an der Schöpfungsgeschichte hegte, es aber verpöhnt war - selbst unter Wissenschaftlern - eine andere Meinung zu vertreten. Eigentlich war der junge Darwin, der am liebsten in der Natur und auf Jagd war, nach Ansicht seines Vaters dazu bestimmt, auch Arzt zu werden. Doch er erträgt es nicht. Bei einer Operation eines Kindes muss er den Saal verlassen. "Außer Schießen, Reiten und Rattenfangen hast du nichts im Kopf; du wirst noch zur Schande für dich und deine Familie!" so einst der wütende Vater. Charles soll Theologe werden - widmet sich aber weiterhin mit aller Leidenschaft der Natur, vor allem der Botanik. Als Charles das Angebot erhält, mit der "Beagle" auszulaufen und ferne Länder zu erforschen, ist sein Vater strikt dagegen. Maja Nielsen gibt sogar eine Liste von Gründen an, die Charles´ Vater damals anführte. Erst der vom Vater ebenfalls hochgeschätzte Onkel Josiah kann das Blatt wenden.
So nimmt Darwins Lebensweg seinen bekannten Lauf. Nach anfänglicher Seekrankheit übertrifft die Forschungsreise alles, was er erwartet hatte. Seine regelmäßigen Briefe an die Heimat werden ohne sein Wissen veröffentlicht - und sind schon bald für die Wissenschaft von höchstem Interesse. Auch schickt Darwin zahlreiche Tiere und Präparate. Vieles davon war gut erhalten und hätte gut und gerne ein Museum von beachtlichem Ausmaß füllen können. Bei seiner Betrachtung der Vulkaninseln wird Darwin bewusst, dass Charles Lyell mit seiner Behauptung, die Erde sei in einem sehr langen und noch immer andauernden Prozess entstanden, Recht haben muss. Der junge Theologe ist hin und hergerissen, zwischen der Schöpfungsgeschichte und seinen neuen Erkenntnissen. Doch er glaubt dieses Wissen nicht der Öffentlichkeit Preis geben zu dürfen. In der Tat zögert Darwin lange; so lange, dass ihm beinahe ein anderer junger Wissenschaftler zuvor gekommen wäre.
Noch heute kennen wir die Karrikatur, in der Charles Darwin als Halbaffen dargestellt wird, weil er aufgrund seiner Beobachtungen feststellen musste, dass Menschen und Affen sich denselben Urzweig im Baum der Evolution teilen. Die damalige Gelehrtenriege lief Sturm gegen Darwins neue, bahnbrechenden Erkenntnisse. Doch die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen und die Wissenschaft machte seitdem enorme Fortschritte. Charles Darwin wusste, dass er erst am Anfang des Rätsels stand. Auch heute noch sind nicht alle Geheimnisse gelüftet.
Damit schlägt Maja Nielsen den Bogen in die heutige Zeit und stellt uns den Evolutionsbiologen Dr. Matthias Glaubrecht vor, der am Berliner Naturkundemuseum arbeitet. Er ist es auch, der sie wissenchaftlich bei ihrer Arbeit an diesem Buch begleitet hat. Maja Nielsen hat bereits zu anderen Sachgebieten Bücher für die Reihe "Abenteuer und Wissen" verfasst - auch hier standen ihr Experten des jeweiligen Sachgebiets mit ihren Fachwissen zur Seite.
Wunderbar locker und dennoch strukturiert schildert Maja Nielsen das Leben und die hingebungsvolle Arbeit von Charles Darwin. Maja Nielsen erzählt die Lebensgeschichte mit allen Facetten - sie rekapituliert nicht. Das macht ihre Sprache ruhig und lebendig. Trotz der zahlreichen faszinierenden Nebenschauplätzen verliert sie nie den roten Faden und schlägt mit den Schilderungen über die Arbeit der heutigen Forscher, wie Dr. Matthias Glaubrecht, ein neues Kapitel auf.
Die vielen persönlichen und menschlichen Hintergründe aus Darwins Leben begeistern und fesseln zugleich. Bereichert durch zahlreiche persönliche Geschichten aus dem Leben Charles Darwins stellt Maja Nielsen nach und nach jene Menschen vor, die Darwin in seinem Leben maßgeblich begleitet und beeinflusst haben. Sie erzählt z.B. auch von der Eheschließung Charles Darwins mit seiner Cousine Emma Wedgewood und daß sie, obwohl sie eine strenggläubige Christin war, seinem Forscherdrang immer objektiv gegenüber stand. Durch diese und andere Geschichten aus dem Leben Darwins nimmt Maja Nielsen dem Thema den rein wissenschaftlichen und damit nüchternen Grundtenor und behält den Menschen Charles Darwin im Auge. Doch auch die Fakten kommen nicht zu kurz; zum Einen findet sich am Ende eine Chronik der wissenschaftlichen Entwicklung von 1758 - also noch vor Darwins Geburt - bis zum Jahr 2001, da es erstmals Wissenschaftlern geglückt ist, ein menschliches Embrio zu klonen. Ebenso finden sich im Anhang Adressen von Museen und Tipps zu Filmen und Büchern, Darwin und seine Forschung betreffend.
Zum anderen ist die Mischung aus Lebensgeschichte und Fakten, die auch illustratorisch gelungen eingestreut sind, ein Garant dafür, dass Kinder das Wissen fast "nebenbei" aufnehmen. So ist ein solides und motivierendes Sachbuch entstanden, das ich allerdings frühestens Kindern ab 10 Jahren empfehlen würde - vorausgesetzt, sie haben ein Interesse an dem Thema und sind schon leseerfahren.
Wie bereits angesprochen ist das klare illustratorische Konzept ein unterstützendes Mittel für die Vermittlung von Sachthemen; aber nicht nur. Da sind zum einen die zahlreichn Hervorhebungen mit eingerahmten Kurztexten - markiert durch ein Fragezeichen. Aber wir finden auch auf nahezu auf jeder Seite Zitate von Darwin oder von einem seiner damaligen Zeitgenossen oder, in der heutigen Zeit, von Dr. Matthias Glaubrecht. Die Zitate stehen vor pergamentfarbenem Hintergrund und werden durch drei Punkte eingeleitet. Dieses Konzept zieht sich durch das gesamte Buch und neben zahlreichen Fotografien, wissenschaftlichen Schemata, alten Karrikaturen oder Gemälden finden wir auch immer wieder die Bilder von Magdalene Krumbeck, die Darwins Leben in einzelnen Tuschezeichnungen festgehalten hat.
Fazit:
Viele interessante Nebenschauplätze und faszinierende Hintergründe aus Charles Darwins Leben machen dieses Sachbuch ebenso reizvoll wie informativ. Maja Nielsen zeigt uns Charles Darwin als einen Menschen, der sich selbst nie in den Vordergrund stellte und dessen unbändiger Forscherdrang uns noch heute beeindruckt.
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