[ab 5 Jahren]
An einem regnerischen Sonntagmorgen klopft der kleine Kolibri Mukulele an das Fenster von Wolodja Teitelboim, der eigentlich beschlossen hatte im Bett zu bleiben. Vor allem der Uhrmacher Teitelboim ahnt nicht, dass er am Ende des Tages in dem kleinen Vogel zum Freund haben wird.
Um sich Eintritt in die Welt des Urhmachers zu verschaffen, gibt Mukulele vor, von den Katzen verfolgt worden zu werden, die in fressen wollen. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass dafür niemals eine Gefahr bestand. Aber der kleine Vogel ist sehr hartnäckig und bewegt den Uhrmacher schließlich doch dazu, ihn mitsamt seinem Hab und Gut hineinzulassen. Um bleiben zu können, bietet Mukele sich als Zeitansager an und bemerkt nicht, dass ausgerechnet der Uhrmacher nichts weniger benötigt. Der Kolibri versucht dem Uhrmacher zu imponieren, indem er einen Kopfstand macht, was durchaus beeindruckt aber nicht überzeugt. Zuversichtlich bezieht der kleine Vogel aber dennoch den Topf eines Kaktus. Er redet auf den Uhrmacher ein, wirbelt über den Kaffeetisch und flötet ihm ein Ständchen. Schließlich bringt der kleine Vogel hervor, dass er auch schweigen könne. Das zaubert Wolodja Teitelboim ein Lächeln aufs Gesicht, der nun beschließt, für Mukulele ein kleines Versteck in seiner Weste schaffen und ihn auf seinen Sonntagsspaziergang mitzunehmen.
Der kleine Kolobri verhält sich in seiner Not wie viele kleine Kinder. Sie erfinden und täuschen, um zu gefallen. Sie trumpfen mit Superlativen auf, um zu erreichen, was sie wollen und können dabei unendlich hartnäckig sein. Das bietet Kindern ab 4 Jahren die Möglichkeit sich mit dem vorwitzigen Vogel Mukulele wunderbar zu identifizieren. Man kann diesem kleinen Kerlchen mit großem Charme einfach nicht böse sein. Der Uhrmacher Teitelboim, der anfangs zunächst sehr eigenbrötlerisch dargestellt wird, taut dann aber sehr schnell auf. Und das, obwohl Mukulele auch durch den Uhrmacher schnell als Aufschneider entlarvt wird. Bildlich ist dieses Auftauen wunderbar umgesetzt, indem der Uhrmacher den Föhn zur Hand nimmt, um den kleinen Vogel zu trocknen - und das, obwohl er noch gar nicht bereit ist, dessen Gesellschaft dauerhaft zu „ertragen".
SAID hat die freie Autorin und Illustratorin Katharina Grossmann-Hensel gewinnen können, seine Ideen bildlich umzusetzen. Ihre detailreichen, witzigen Illustrationen, tragen maßgeblich dazu bei, dass dieses Buch so lebensfroh wirkt. Schließlich handelt es sich um einen allein stehenden, griesgrämig dreinschauenden Uhrmacher, der an einem verregneten Sonntag beschließt im Bett zu bleiben. Die rechte Seite in seinem Bett ist leer, sein Nachttisch ziert das Bild einer Frau. Der Blick aus dem Fenster zeigt graue Hochhäuser. Da klopft der kleine Mukulele an die Scheibe und wärmt das Herz des einsamen Mannes, zaubert ein Lächeln auf sein Gesicht und bringt einfach Leben in die Bude. Schnell vergisst man, dass sich diese neue Freundschaft zwischen Mensch und Tier abspielt. Zu schön ist die Gesellschaft des flinken Vogels, zu fröhlich machen all die Kapriolen den Herrn Teitelboim.
Je fröhlicher der Uhrmacher, desto fröhlicher werden auch die pastös aufgetragenen Farben und damit der Gesamteindruck. Nachdem sich der kleine Schmarotzer in einem Kaktustopf häuslich eingerichtet hat (unglaublich was in einen kleinen Rollkoffer alles hineinpasst: Stehlampe, Liegestuhl, Sombrero, etc.) hat es auch aufgehört zu regnen, so dass die beiden den Sonntagsspaziergang gemeinsam genießen können. Auf der ersten Innenseite dominiert regnerisches Grau, die letzte Seite ziert ein strahlender Sommerhimmel. Von Grau ist nichts mehr zu sehen, die Augen der beiden Freunde strahlen um die Wette. Beide sind schließlich ganz gerührt, den anderen bei sich haben zu dürfen. Da wird einem beim Betrachten der Bilder tatsächlich warm ums Herz.
Der in Teheran geborene SAID, der auch Dichter ist, gestaltet seinen Text lebendig und stellenweise auch ein wenig weise. Man sagt, er, der 1965 als 18-jähriger nach Deutschland kam, sei ein glänzender Beobachter des „typisch Deutschen". Er wirbt mit diesem Kinderbuch für mehr Toleranz im Zwischenmenschlichen der unterschiedlichen Kulturen. Obwohl der Autor politisch sehr engagiert ist, sucht man aber vergeblich nach dem erhobenen Zeigefinger.
Fazit:
„Mukulele" ist eine humorvolle Geschichte über eine ganz spezielle Freundschaft, die warm ums Herz macht und zum Schmunzeln bringt.
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