Story Box
Rezension von Theresa Mürmann (02.2025)
Eine wunderbare Reise in die Welt der Fantasie
Geschichten nehmen uns immer wieder mit auf besondere Reisen in die Welt der Fantasie. Ob aufregend und spannend, heiter und lustig oder kitschig und gefühlvoll - es ist alles möglich, es gibt keine Grenzen. Unsere Fantasie bedeutet Freiheit. Als Kinder sprühen wir nur so vor neuen Ideen. Jeder Stein, Schuhkarton oder Schatten an der Wand hat seine eigene kleine Geschichte. Im Laufe unseres Lebens geht uns diese Leichtigkeit der Erzählungen meist etwas verloren. Genau da setzt das Spiel „Story Box“ an. Das Konzept dazu stammt von dem erfolgreichen Schweizer Kinderbuchautor Daniel Fehr.

Die Grundregeln sind einfach: Jeder Spieler nimmt sich zu Beginn eine rote Figurenkarte und legt sie verdeckt vor sich ab. Die restlichen Karten werden auf einen Stapel in die Mitte des Tisches gelegt. Nun wird reihum erzählt: Der erste Spieler deckt seine Figurenkarte auf, zieht eine weitere Karte vom Stapel und überlegt sich den Anfang seiner Geschichte. Ist er mit dem Erzählen fertig, geht es im Uhrzeigersinn weiter. In der fünften Runde sollen alle zum Schluss kommen, das Ende der eigenen Geschichte wird erzählt. Wer möchte, kann auch noch nach einem passenden Titel suchen oder die Erzählung vielleicht sogar aufschreiben.
Das Wunderbare an diesem Spiel ist die Gestaltungsfreiheit. Je nach Belieben können die Grundregeln auf verschiedene Weise abgewandelt werden. Gleich sechs weitere Varianten stellt die Spielanleitung vor: Die Mitspieler könnten auch alle zusammen eine gemeinsame Geschichte erfinden, bei jedem Zug zwischen zwei Karten wählen, zu den fünf Karten jeweils eine andere Geschichte erzählen („Das war ganz anders!“), pro Karte nur einen Satz sagen dürfen, den Hauptcharakter der Erzählung frei wählen oder direkt die komplette Geschichte ohne Abwechseln erzählen. Das Prinzip ist ganz klar: Es gibt kein Richtig oder Falsch.
Jede einzelne Spielkarte lädt ein zum Verweilen und Betrachten. Die Illustrationen von Kristine Ortmeier erzeugen einen ganz besonderen Fokus. Figuren, Gegenstände und Orte stehen ganz für sich. Als wären sie herausgetrennt aus einem größeren Ganzen, das es nun zu erfinden gilt. Wir selbst dürfen auf die Suche gehen, uns Gedanken machen und Worte finden. Durch uns werden die Karten lebendig.
Manche Bilder sind unaufgeregt schlicht, zeigen etwas, das wir kennen: eine Schatztruhe, ein Fernrohr, ein Schiff, das am Hafen liegt. Andere Karten wiederum leben von skurrilen Details oder unerwarteten Farben: Eine pinke Tanne, ein strickender Schneemann, ein Schloss aus Schokolade mit Zuckerwattebäumen davor.
Wer möchte, darf sich an die Hand nehmen lassen
Welche Handlungsverläufe, Spannungsbögen oder Wendungen die eigene Geschichte nimmt, ist jedem selbst überlassen. Wer bei der einen oder anderen Karte etwas blockiert ist, kann sich aber gerne von den beispielhaften Fragen auf der Rückseite inspirieren lassen: „Ist der Roboter glücklich oder traurig?“; „Warum hat der Flamingo einen Schirm dabei?“; „Worauf wartet der Löwe?“. Zu jeder Figur, jedem Gegenstand oder Ort gibt es jeweils drei Fragen. Ein toller und motivierender Ansatz auch für ungeübte Erzählerinnen und Erzähler.
Einen weiteren Pluspunkt bekommt „Story Box“ schon alleine durch seine vielseitigen Einsatzmöglichkeiten. Es muss gar nicht unbedingt ein gemeinsames Spiel mit anderen stattfinden. Auch diejenigen, die sich im Schreiben ausprobieren möchten, bekommen durch die Kartenbox fantasievollen Input. Und damit sind Klein und Groß gemeint, eine wirkliche Zielgruppe gibt es gar nicht. Damit man die Fragen auf der Rückseite lesen kann, ist die Altersangabe ab 7 Jahren durchaus sinnvoll. Vorher sind aber auch andere Spielvarianten möglich.
Wem diese „Story Box“ gefällt, kann sich über eine weitere Ausgabe mit dem Schwerpunkt auf „Fantasy“ freuen. Gleiche Aufmachung, gleiche Spielweise. Es gibt schließlich unendlich viele tolle Geschichten, die erzählt werden müssen. Da gehen einem die Ideen nie aus.
Fazit
Eine Inspirationsquelle für alle, die auf der Suche nach neuen Geschichten sind, und diejenigen, die gar nicht wussten, welch große Fantasie sie besitzen. Sehr zu empfehlen.

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