Rezension von Kathrin Walther (09.2024)

Bisher war Murdio Island ein wirklich friedlicher Ort, an dem es kaum Verbrechen gab. Die Polizei hatte nicht viel zu tun und die Haupttätigkeit bestand in erster Linie im Strafzettelschreiben für Falschparker. Um zu sparen hat sich der Stadtrat daher überlegt, die Polizei abzuschaffen und das Geld lieber in die Müllabfuhr zu investieren. Müll fällt schließlich immer an, wohingegen die wenigen Polizeiaufgaben auch gut von den Polizeischülern oder aber der großen Polizeistation außerhalb Murdio Islands übernommen werden können, falls es doch mal zu einem größeren Fall kommt. Für die Polizisten steht auch gleich eine Umschulung zum Müllmann an, da in diesem Bereich zukünftig mehr Personal benötigt wird. Für die langjährige Polizeichefin Wally Watson ist das jedoch keine Option, sodass sie sich lieber vorzeitig in den Ruhestand versetzen lässt.

Doch kaum ist die Polizeistation geschlossen, fangen die Verbrechen an. Über Nacht verschwinden Autos, die anschließend wie vom Erdboden verschluckt sind. Doch damit nicht genug, auch ein Taxi mitsamt Fahrer gilt als verschollen. Jetzt seid ihr gefragt: Als Polizeischüler ist es eure Aufgabe, den Job der Polizeistation zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass die Gesetze auf Murdio Island wieder eingehalten werden. Zum Glück hilft euch Wally Watson und steht euch mit Rat und Tat zur Seite. Gemeinsam mit ihr entwickelt ihr einen Plan: Ihr versteckt euch nachts im Kofferraum ihres Autos, welches genau in der Gegend parkt, in der in letzter Zeit die Autos verschwanden. Wartet ihr die ersten Nächte noch vergeblich, setzt sich das Auto eines Abends tatsächlich in Bewegung. Wird es euch gelingen, die Gauner zu stellen und ihnen das Handwerk zu legen?

Hörbuch und Exit-Spiel in einem

Bei „Murdio Island – Vom Erdboden verschluckt“ handelt es sich um ein innovatives Spielprinzip, bei dem Hörspiel mit Exit-Game kombiniert wird. Um starten zu können, muss zunächst die passende App heruntergeladen werden, zu welcher man über einen QR-Code im Anleitungsheft gelangt und welche kostenfrei ist. Anschließend geht es an die Vorbereitungen des zusätzlichen Spielmaterials. Dazu muss zunächst das ziemlich große Spielbrett ausgelegt werden, auf welchem sich ein Feld mit Koordinaten von A bis H und von 1 bis 8 befindet. Des Weiteren werden noch 50 quadratische Ortsfelder offen um den Rand ausgelegt, sodass sie für alle Mitspieler gut sichtbar ausliegen. Alternativ bekommt jeder Spieler einen Teil der Karten, für welche er zuständig ist. Als letztes werden noch die 17 großen Rätselkarten bereitgelegt, bevor es auch schon losgehen kann.

Damit das Spielprinzip klar ist, wird empfohlen, zunächst ein Tutorial zu spielen, welches sich in der App befindet. Hier werden die verschiedenen Spielelemente wie Orts- und Rätselkarten eingeführt und es wird erklärt, wie die Koordinaten der Ortskarten in die App eingegeben müssen, um beim Spiel weiterzukommen.

Wurde das Tutorial erfolgreich gemeistert, geht es ans richtige Spiel. Alles beginnt mit einem kurzen Audio-Einspieler, in dem noch einmal die Situation auf Murdio Island bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Polizeischüler zum Einsatz kommen und sich im Kofferraum von Wally Watsons Auto verstecken, geschildert wird. Anschließend geht es auch schon an die ersten Entscheidungen. Als Polizeischüler gelangt man in ein unterirdisches Tunnelsystem, welches man mithilfe der Ortskarten Stück für Stück auf dem Koordinaten-Spielbrett entwickelt. Man trifft auf verschlossene Türen, die geöffnet werden müssen, der Taxifahrer Donald Driver muss gerettet werden und natürlich muss auch das Rätsel der verschwundenen Autos gelöst werden. Schritt für Schritt geht es weiter, indem die passende Ortskarte zur Geschichte gefunden und eingegeben werden.

Liegt man einmal mit der ausgewählten Karte falsch, zeigt die App dies an und man muss noch einmal genau schauen, welche Karte gemeint sein könnte. Hat man auch weiterhin keine Idee, kann der Button mit dem Handy angetippt werden, wo man durch Wally Watson einen Tipp erhalten kann. Auch kann es helfen, noch einmal auf eine zuvor gelegte Karte zurückzugehen, wozu die entsprechende Koordinate eingegeben wird, sodass man die Geschichte dieser Stelle erneut hören kann.

Wie spielt es sich?

Insgesamt macht „Murdio Island – Vom Erdboden verschluckt“ Spaß, wobei es jedoch auch ein paar Schwächen hat. Hier ist als erstes die etwas schwierig zu definierende Zielgruppe zu nennen. Zwar richtet sich das Spiel an Kinder ab 10 Jahren, doch passen sowohl die Optik der Verpackung als auch die des Spiels besser zu Erwachsenen. Auch die Story trifft eher das Interesse von Erwachsenen, ist sie doch relativ düster gehalten und auch mit den erwachsenen Protagonisten können sich Kinder und Jugendliche eher schlechter identifizieren. Für Erwachsene hingegen sind die Rätsel viel zu einfach, besteht beispielsweise eine Aufgabe darin, auf einer Rätselkarte einen offenen Code abzulesen und ihn in die App einzugeben. Wirklich nachgedacht werden muss dabei bereits von zehnjährigen Kindern nicht, sodass man sich an dieser Stelle etwas mehr Herausforderung wünschen könnte. Was bei uns ebenfalls störte, die App hatte an einer Stelle einen Fehler: eine notwendige Auswahl zum Eingeben einer Rätsellösung ist nicht erneut erschienen, weswegen wir kurz vor Ende noch einmal von vorne beginnen mussten. Glücklicherweise funktionierte es beim zweiten Versuch.

Die Dauer des Spiels ist mit 60 bis 75 Minuten angegeben, was auch passt und bei uns eher Richtung 75 Minuten ging. Zwischendurch pausieren ist kein Problem, da die App den Spielstand speichert. Fotografiert man das Spielbrett mit den bereits gelegten Ortskarten, kann von diesem Standpunkt aus einfach weitergespielt werden.

Wie viele Exit-Games macht es auch bei diesem Spiel keinen Sinn, es erneut zu spielen. Zwar wird kein Spielmaterial zerstört, doch kennt man die Lösungen und auch die Geschichte. In der App ist zwar eine weitere Geschichte zum Spielmaterial verfügbar, diese muss jedoch für 8,99 Euro hinzugekauft werden.

Fazit

Insgesamt bietet „Murdio Island“ ein originelles Spielprinzip, welches jedoch hinsichtlich der nicht ganz klaren Zielgruppe ein paar Schwächen aufweist. Für Erwachsene beinhalten die Aufgaben zu wenig Herausforderungen, die Story ist jedoch nicht kindgerecht und für Kinder eher langweilig und teils zu düster.

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