Lorcana
Rezension von Julian Hübecker (11.2024)
2023 hat Ravensburger einen erfolgreichen Coup gelandet: In Kooperation mit Walt Disney veröffentlicht der Verlag das Sammelkartenspiel „Lorcana“, in dem die beliebten Disney-Charaktere in altbekannter Trading-Card-Manier gespielt und gesammelt werden können. Figuren, die auf der ganzen Welt seit Jahrzehnten mit der Marke Disney in Verbindung gebracht werden - wie Donald Duck und Micky Maus - finden sich hier ebenso wie solche, die aus neueren Filmen bekannt sind - etwa die HeldInnen und Schurken aus „Die Eiskönigin“.
Ich persönlich bin mit YuGiOh-Karten aufgewachsen, die ich eifrig in meiner Sammelmappe einsortiert, mit Freunden getauscht und mich mit meinem Spieldeck mit anderen duelliert habe. Der Zauber ist mit dem Älterwerden verblasst, der Spaß daran aber fest in meiner Erinnerung verankert.
Als ich das erste Mal von einem Disney-Kartenspiel gehört habe, dachte ich direkt an eines für Kinder. Und tatsächlich ist Lorcana für ein Alter ab 8 Jahren vorgesehen. Die Betonung liegt jedoch auf „ab“, denn auch für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist das Spiel geeignet. Längst hat sich eine Community aus Sammelfreudigen gebildet, die Spaß an dem Spiel haben. Neugierig geworden, musste ich Lorcana unbedingt ausprobieren. Doch wo anfangen?
Der Einstieg
Die Frage hat sich womöglich auch Ravensburger gestellt und das Spiel „Der Einstieg“ herausgebracht. Hierin enthalten sind ein Spielbrett, Spielfiguren (Micky und Stitch), Schadensmarker sowie zwei Decks aus Lorcana-Karten - denn Lorcana spielt man mithilfe der Karten gegeneinander. Ziel ist es, 20 Legenden zu sammeln, indem man unterschiedliche Charaktere ausspielt und diese erkunden lässt.
Dem Spiel beigefügt sind ein Regelheft, in dem erklärt wird, wie eine Karte aufgebaut ist: Neben fantastischen Artworks beliebter Disneycharaktere, die extra für das Spiel gestaltet wurden, finden sich dort etwa die Kosten, die man in Form von „Tinte“ bezahlen muss, um die Karte ausspielen zu können. Weiterhin findet man dort angegeben auch die Fähigkeit der jeweiligen Karte, und welche Stärke diese hat. Denn - und hier kommt Spannung auf - man kann die Charaktere herausfordern, um diese vom Spielbrett zu fegen. Unterstützung erhält man von Aktions- und Gegenstandskarten oder kann einen Ort oder ein Lied ausspielen, um sich auch hier Vorteile zu verschaffen.
Das Regelheft verrät also erstmal alles Wichtige, das man zum Spielstart wissen muss. Wer hier noch nicht so ganz durchsteigt - keine Sorge: Im Spielleitfaden wird Schritt für Schritt das erste Spiel zwischen zwei Personen begleitet. Mithilfe von Anfangsdecks (die erstmal nicht durchmischt werden sollten, um dem Ablauf folgen zu können) kann man die ersten Regeln umsetzen. Ziele, die erreicht werden, werden im Spielleitfaden abgehakt. Sind diese geschafft, können Belohnungspäckchen aus weiteren Karten geöffnet werden, um neue Regeln zu lernen.
Auf diese Weise bringt das Spiel ganz geschickt den Ablauf eines Lorcana-Duells bei. An dieser Stelle werden die Regeln nicht genauer beschrieben, da doch einiges zu beachten ist. Hat man diese aber erst einmal im Kopf, spielt sich Lorcana ganz von allein. Daher: durchhalten!
Wie geht es weiter?
Ist man erstmal vom Lorcana-Fieber gepackt, geht es ans Sammeln. Lorcana-Karten kann man über Starter-Decks oder Booster-Packs erwerben. In den Starter-Decks sind je 60 Karten enthalten - die Menge, die man auch benötigt, um ein funktionsfähiges Deck zur Verfügung zu haben. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken: Mittlerweile existieren 6 verschiedene Lorcana-Sets (inklusive des Ende November erscheinenden Sets „Azurblaues Meer“) mit insgesamt knapp 1.400 verschiedenen Karten. Die Karten lassen sich unterschiedlich kombinieren und zu einem eigenen Deck zusammenbauen. Zu kaufen sind sie in Form der Booster-Packs, in denen je 12 zufällige Karten mit unterschiedlichem Seltenheitswert enthalten sind.
An dieser Stelle offenbart sich jedoch die Schwäche eines jeden Trading-Card-Games: Wie sehr hat es mich als Jugendlicher frustriert, bestimmte Karten nicht ziehen zu können, weil die von meinem wertvollen Taschengeld gekauften Booster-Packs nicht die Karten enthielten, die ich für mein Deck brauchte. Auch war die Wahrscheinlichkeit sehr gering, Karten mit dem größten Seltenheitswert zu ziehen - etwas, das ich auch bei Lorcana feststellen musste. Daher steht das Sammeln wohl eher für die größeren Fans im Vordergrund, während das Spielen dank der im Verhältnis günstigeren Starter-Decks für Kinder und Jugendliche gefragt ist.
Apropos Spielen: Das, was ich mit am meisten feiere, ist, dass man nicht nur zu zweit spielen kann, sondern mit mehreren gegeneinander. Das schafft nochmal einen größeren Nervenkitzel, alles im Blick zu halten und seine Karten optimal nutzen zu wollen. Zudem bieten sich durch die verschiedenen Kartentypen immer wieder unterschiedliche Situationen, die neu durchdacht werden müssen und andere Strategien erfordern. So ist Lorcana ein Spiel, das einen Höchstwert an Abwechslung verspricht.
Nicht ganz günstig
Wer neugierig geworden ist, wird schnell merken: Lorcana ist nicht ganz günstig. Ob die Einsteigerspiele, die Starter-Decks oder die Booster Packs - sie alle haben einen stolzen Preis. Ist dies gerechtfertigt? Man kann sich drüber streiten. Immerhin haben die Karten durch ihre einzigartigen Artworks (die jeweils verantwortlichen KünstlerInnen werden auf den Karten unten genannt) einen besonderen Zauber, den man von Disney erwarten darf. Ich zumindest habe maximalen Spaß an den Karten und freue mich, wenn ich eine neue Karte in der Hand habe und die einmaligen Illustrationen betrachten darf.
Vor allem mit Blick auf das neue Set „Azurblaues Meer“ kommen Kindheitserinnerungen hoch, da erstmals die Nagetierfreunde um „Chip und Chap – Die Ritter des Rechts“ ihren Platz auf den Karten finden werden. Und genau dafür steht Disney doch: Erinnerungen bis ins Erwachsenenalter zu schaffen.
Fazit
Ein Trading-Card-Game, das viel Sammel- und Spielespaß aufkommen lässt und vor allem dem Disney-Zauber gerecht wird.
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