Michael Engler und Joëlle Tourlonias
10 | 2021 Wie so oft in Büchern von Michael Engler illustriert auch Else und Luise - Allerbeste Schwestern wieder Joëlle Tourlonias die Geschichte. Wir haben den beiden ein paar Fragen gestellt.
Kinderbuch-Couch.de: Joëlle, Michael, schön, dass ihr Zeit für ein paar Fragen habt. Ihr beide seid ja oft im Doppelpack vertreten. Was schätzt ihr an der Arbeit des oder der anderen?
Joëlle: Michael erschafft wie kein zweiter großes Gefühlskino in unglaublich wenigen Zeilen. Und das ganz ohne Kitsch. Er ist einfach ein Zauberer.
Michael: Dieses Kompliment kann ich eigentlich nur zurückgeben. Joëlle erschafft mit ganz wenigen Strichen ganz, ganz große Gefühle. Außerdem mag ich das Spielerische an ihrer Arbeit sehr, wie sie z. B. irgendwelche Figuren (und manchmal ganz eigene Geschichten) im Hintergrund auftreten lässt. Und: Joëlle weiß immer sehr genau, was ich mit meinen Wörtern ausdrücken möchte, wo die Wörter noch Unterstützung brauchen und wo sie einfach damit spielen kann.
Kinderbuch-Couch.de: Welches war euer erstes gemeinsame Buch und wie ist eure Zusammenarbeit entstanden?
Joëlle: Unser erstes gemeinsames Buch war „Elefantastisch“, das der damalige Verlag dann, als es fertig war, doch nicht haben wollte.
Michael: Das fing so an, dass mich besagter Verlag Anfang 2011 bat, eine Bilderbuch-Geschichte zu einem Stoffelefanten zu schreiben. Eines Tages bekam ich die ersten Figuren-Skizzen von der Illustratorin (deren Namen man mir nicht nennen wollte) zu sehen und war sofort absolut begeistert. Ganz genau so hatte ich mir die Figuren vorgestellt! Als das Buch fertig war, rief mich die Lektorin an und sagte, dass sie das Buch in dieser Form nun doch nicht machen wollten. Die Illustrationen waren ihr plötzlich zu ocker. Es ging dabei übrigens um die afrikanische Savanne, in der auch ich nur wenig Pink und Mint entdecken konnte. In diesem Telefongespräch fiel allerdings Joëlles Vorname. Da der zum Glück sehr selten ist, habe ich sofort nach ihr gegoogelt, festgestellt, dass sie nur wenige Kilometer entfernt wohnt und mich mit ihr verabredet. Wir wollten eigentlich nur kurz besprechen, wie wir dieses Buch doch noch retten können. Als ich viele Stunden später wieder nach Hause fuhr, hatten wir einen Umzugskarton mit Ideen vollgeschrieben, die wir in unseren zukünftigen Leben noch gemeinsam machen wollten. Da ich ohnehin der Meinung war, dass meine Geschichte am besten und eigentlich nur mit Joëlles Zeichnungen funktioniert, habe ich am nächsten Tag meinen Vertrag bei dem Verlag aufgelöst.
Joëlle: Wir waren aber so glücklich mit dem Buch, dass ich mich gleich auf die Suche nach einem neuen Verlag gemacht habe. Dabei bin ich auf Annette Betz im Ueberreuter Verlag gestoßen. Und dort war man von dem Buch sehr begeistert. Aus dieser ersten Zusammenarbeit mit Ueberreuter ist eine Freundschaft und Tradition geworden: seit über zehn Jahren machen wir jährlich ein Buch zusammen. Danke Christiane Lawall, fühl dich geknutscht!
Michael: Die Geschichten auf dem Umzugskarton sind übrigens alle noch ungenutzt.
Kinderbuch-Couch.de: Wie läuft die Zusammenarbeit ab? Michael, fertigst du den Text aus und Joëlle, du legst dann einfach mit deinen Illustrationen los?
Michael: Ja, ich schreibe zunächst die Geschichten. Und zwar wirklich nur die Geschichten, ohne eine einzige Anmerkung, was auf der Illustration zu sehen sein sollte. Das bleibt immer vollkommen Joëlle überlassen. Und meistens sieht es dann am Ende fast genau so aus, wie ich es mir beim Schreiben vorgestellt habe. Hin und wieder wirft Joëlle mir auch einen Wunsch zu, mit Dingen die sie gerne zeichnen würde. Meistens kann ich die auch in die Geschichten einbauen.
Joëlle: Eigentlich ja, genau so. Manchmal habe auch ich Ideen und sage Michael, er soll meinen diffusen Haufen an Bildern mal bitte zu einem Buch machen. Aber ich glaube, keines dieser Projekte ist bis jetzt realisiert worden … kommt aber noch! Versprochen! Liegt alles angefangen hier!
Kinderbuch-Couch.de: Was ist euch bei eurer Arbeit besonders wichtig? Wie spricht man mit den Geschichten und Illustrationen Kinder am besten an?
Michael: Am wichtigsten ist, dass die Geschichte, die ich erzählen möchte, ehrlich ist. Dabei denke ich nicht darüber nach, wie ich Kinder anspreche. Zunächst muss die Geschichte mir gefallen. Wenn die Sätze dann noch einen Rhythmus haben und die Wörter einen schönen Klang, bleibt mir nur zu hoffen, dass Kinder und Erwachsene (denn die lesen das schließlich meistens vor) sie ebenfalls mögen.
Joëlle: Das ist bei mir fast genau so: Zunächst male ich in erster Linie für mich. Es muss mir gefallen, es muss mir Spaß machen. Denn nur dann wird es gut. Und erst viel später wird mir dann wieder klar: oh, das sehen ja noch zig andere. Zum Glück finden bisher die meisten der Leser das Ergebnis dann ja auch gut. Es gibt doch sowieso nicht das Kind, für das man etwas malen könnte. Es gibt Millionen von Kindern und jedem dieser Kinder gefällt etwas vollkommen anderes besonders gut.
Kinderbuch-Couch.de: Nun geht es aber um die Geschwister Else und Luise: Welche zentrale Aussage steckt in der Geschichte? Spricht da auch eigene geschwisterliche Erfahrung (sofern vorhanden) raus?
Joëlle: Diese Frage überlasse ich dir.
Michael: Die zentrale Aussage ist für mich, dass die Beziehung unter Schwestern oder innerhalb der Familie (meistens) unerschütterlich ist. Und dass man aber auch sehr gut allein zurecht kommen kann. Oder, wie es am Ende des Buchs heißt: „Manchmal braucht man jemanden. Manchmal braucht man jemand anderen. Manchmal vermisst eine die andere. Und manchmal, da ist man sich selbst genug.“
Kinderbuch-Couch.de: Sind noch weitere Ideen mit den Nilpferd-Schwestern geplant? Wenn ja, darf schon etwas verraten werden?
Michael: Aktuell ist mit den beiden nichts geplant. Joëlle und ich machen zwischendurch auch sehr gerne mal Einzeltitel, die nicht zu einer Serie werden. Und ich habe zur Zeit das Gefühl, dass die Geschichte von Else und Luise zu Ende erzählt ist. Aber da wir niemals nie sagen …
Joëlle: … lass ich mich von Michael überraschen!
Und zum Schluss noch ein paar Shorties:
Kinderbuch-Couch.de: Lieblings-Kinderbuch-Autor*in?
Joëlle: Janosch (dieses Genie!)
Michael: Dem kann ich mich nur anschließen. Eindeutig Janosch!
Kinderbuch-Couch.de: Liebstes Kinderbuch?
Michael: Nick und der Wal.
Joëlle: Pu der Bär (ein Meisterwerk!) UND Nick und der Wal!
Kinderbuch-Couch.de: Lieblings-Protagonist*in eines Kinderbuchs?
Joëlle: Der kleine Nick (den muss man einfach lieben!)
Michael: Max (aus Wo die wilden Kerle wohnen).
Kinderbuch-Couch.de: Welche Deiner Figuren ist Dir am ähnlichsten?
Michael: Ich glaube, ein wenig von mir steckt in jeder unserer Figuren.
Joëlle: Ui. Schwer. Ach nein, einfach! In „Ben liebt Bär“ von Michael habe ich einfach meine Familie/unser Leben illustriert. Also lautet die Antwort wohl: Bens Mama :D
Das Interview führte Kathrin Walter im Oktober 2021.
Foto: © Michael Engler und Joëlle Tourlonias
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