Kira Gembri

Kira: Ruby lebt ja an einem ganz besonderen Ort: einer winzigen irischen Insel, auf der sie eine Zeitlang das einzige Kind ist und zusammen mit ihrer Oma heimlich Fabelwesen pflegt. Später erfährt sie sogar, dass sie selbst übernatürliche Kräfte hat. Aber genauso wichtig wie diese Besonderheiten finde ich an ihr die Eigenschaften, die sie mit vielen Menschen teilt. In ihr steckt jede Menge von mir in diesem Alter (und teilweise auch jetzt noch): Sie liebt Tiere, sie macht sich Sorgen um alles Mögliche, sie kann schlecht vor einer größeren Gruppe sprechen (und plappert aus Nervosität auch mal zu viel), ist zu Beginn der Reihe etwas einsam und dann, als der fast gleichaltrige Noah auf die Insel kommt, auch ein bisschen linkisch … Sie ist also trotz ihrer speziellen Fähigkeiten und Lebensumstände keine „Superheldin“, sondern ein Mädchen, in dem sich hoffentlich viele LeserInnen wiederfinden können.

Kira: Ich war so glücklich, als der Loewe Verlag mir von dieser Idee erzählt hat! Schon seit einer Weile spukten mir Geschichten aus Rubys früherer Kindheit im Kopf herum, denn sie hat mit der Fabelwesenpflege begonnen, als sie sechs Jahre alt war. Manchmal habe ich in der „älteren“ Reihe auch auf diese Vergangenheit hingewiesen, zum Beispiel erinnert sich Ruby einmal daran, wie es war, als sie ihrem ersten Drachen mit Feuerhusten begegnet ist (und dabei ein Büschel Haare eingebüßt hat). Oder sie denkt an ihre frühere beste Freundin Bri, die nach Beendigung der Grundschule von der Insel wegziehen musste … In der Erstlesereihe darf ich das nun alles genau erzählen, und ich liebe den Gedanken, dass die Ruby-LeserInnen sozusagen mit den Büchern „mitwachsen“ können! Wenn sie dann alt genug für die Reihe ab 10 mit der 13-jährigen Ruby sind, ist ihnen Patch Island bereits vertraut, und sie fühlen sich dort schon wie zu Hause.

Kira: Marlene hat schon viel Erfahrung im Erstlesebereich – für mich war diese Zielgruppe neu. Ich denke, die größte Herausforderung beim Schreiben solcher Bücher ist, möglichst knapp und gleichzeitig mitreißend zu erzählen. Das Lesen bereitet anfangs ja noch Mühe, und für diese Mühe sollte man auf nicht allzu vielen Seiten mit einer spannenden Geschichte belohnt werden. Wie heißt es so schön: In der Kürze liegt die Würze! Ich schreibe vorab immer sehr ausführliche Exposés für die Ruby-Erstlesebücher, in denen ich die Handlung genau plane. Jedes Mal denke ich, wenn das Exposé schon so lang ist, wie soll dann der eigentliche Text auf der vorgegebenen Seitenanzahl Platz finden? Aber Marlene gelingt dieses Kunststück immer! So darf auch die „kleine“ Ruby richtige Abenteuer erleben, ohne dass die Zielgruppe überfordert wird.

Kira: O ja, die irischen Kobolde! Über die schreibe ich tatsächlich am allerliebsten. Es sind kleine Quälgeister, frech und übermütig und voller Energie. Trotz ihrer Streiche und unverschämten Sprüche kann man ihnen aber nicht böse sein, weil sie auch was Putziges an sich haben. Und das Beste ist ihre Art zu reden: mit vielen Scherzen, ulkigen Schimpfwörtern und Reimen!

Kira: Ich erfinde gern liebenswerte Figuren mit Ecken und Kanten, die auch ziemlich schrullig sein dürfen – so wie die Bewohner von Patch Island. Deshalb fühle ich mich in Rubys Welt besonders wohl. Außerdem schreibe ich mit Vorliebe lustige Dialoge, bei denen die Eigenheiten jedes Sprechers deutlich zum Vorschein kommen. Dann habe ich fast das Gefühl, als wäre ich selbst mit dabei!

Kira: Das ist schwierig zu beantworten, weil Marlene Jablonski, die Illustratorin Verena Körting und ich ja als Team zusammenarbeiten und jede von uns ihre Zeit braucht. Es sind aber weiterhin zwei Erstlesebände pro Jahr geplant. Fünf stehen schon fest, und ich hoffe natürlich sehr, dass es danach noch weitergeht :)!

Kira: Puh, wie soll ich mich da entscheiden? Aber ich glaube, die meisten Lieblingsbücher aus meiner Kindheit stammen von Christine Nöstlinger. Weil ich auch Wienerin bin, habe ich mich in ihren alltagsnahen Geschichten immer sehr gut wiedergefunden.

Kira: Ich nenne einfach ein paar: „Momo“ von Michael Ende, „Madita“ von Astrid Lindgren, „Das Geheimnis der siebten Hexe“ von Eva Ibbotson, „Vier verrückte Schwestern“ von Hilary McKay, „Potilla“ von Cornelia Funke …

Kira: Auch da gibt es viele, aber einen besonderen Reiz üben auf mich Protagonisten aus, die auf den ersten Blick keine „typischen Kinderbuch-Figuren“ sind. So wie der alte Pettersson und sein quirliger Kater Findus (Sven Nordqvist) oder der schüchterne Junggeselle Taschenbier mit seinem frechen Sams (Paul Maar) …

Kira: Ganz einfach Ruby. Wie gern hätte ich als Kind auch auf einer Insel gelebt, auf der ich mich um viele Tiere und Fabelwesen kümmern kann! Eigentlich möchte ich das auch heute noch :D. Aber da ich mittlerweile eine Mama bin, kann ich auch Rubys Pflegemutter/Oma gut verstehen. Die muss sich oft ziemliche Sorgen machen, wenn Ruby mal wieder eines ihrer Abenteuer erlebt. Doch Abenteuer gehören eben dazu, wenn man Feen, Kobolden, Drachen und Meerjungfrauen helfen will …