Anke Girod

08 | 2022 Interview zum Buch "Smilli Green und das zauberhafte Fräulein PurPur"  mit Anke Girod

"Die Idee, des Unverpackten – und vor allem ohne Plastik Ausgerüsteten – ist natürlich extrem wichtig und wird hoffentlich zukünftig noch viel stärker vorangetrieben."

Kinderbuch-Couch.de: Liebe Anke Girod, wir haben uns sehr schnell in Dein neues Buch verliebt. Wann war Deine Idee so weit ausgereift, dass es auch bei Dir „Klick“ gemacht hat?

Anke: Danke, das freut mich natürlich sehr! Ich wollte etwas schreiben, das die Themen, die zurzeit dringlich sind, berücksichtigt und voranzutreiben hilft. Aber auf eine inspirierende Art – also mit positiven Bildern. Und so ist mir sehr schnell ein Unverpacktladen als Setting eingefallen, samt gemütlichem Gartencafé. Und als ich dann Smilli als kreative Pflanzenflüsterin samt ihren zeichenbegabten Freund Nick im Kopf hatte sowie eine spannende Pflanze mit Sommersprossen, die sogar den nicht gerade kräuterverliebten Nick zu der Überlegung antreibt „Ob Pflanzen wohl jemanden mögen können?“ – da hatte ich endgültig Feuer gefangen.

Kinderbuch-Couch.de:Smilli und ihr Freund Nick haben jeder eine besondere Begabung: Kräuter züchten und zeichnen. Wo siehst du Deine Stärken (vom Schreiben abgesehen)?

Anke: Tatsächlich liebe ich es, Menschen Mut zu machen, an ihre Stärken zu glauben und ihren ganz eigenen Weg zu finden und zu gehen – als Autorin, Freundin, Coach, Mutter und als Lehrerin. Außerdem muss ich selbst auch immer etwas herstellen: Und so bin ich genauso eine Steinesammlerin und -bemalerin wie Nick und eine Bastlerin wie Smilli. Upcycling betreiben, mit Wolle und anderen spannenden Materialien arbeiten und naja, eben auch Geschichten erfinden – das finde ich wunderbar.

Kinderbuch-Couch.de: Smilli fasziniert vor allem durch ihre Tatkraft. Was kann Deiner Meinung nach jede(r) Einzelne tun, damit die Welt ein besserer Ort wird?

Anke: Zum einen halte ich einen wertschätzenden, anerkennenden Umgang miteinander für sehr wichtig. Wenn jeder seinen Mitmenschen (Kolleg*innen, Freund*innen, Familie) viel häufiger sagen würde, was er Positives über sie denkt – oder sich öfter einmal in sie hineinversetzen würde, um ihre Leistung besser sehen und benennen zu können, dann wäre diese Welt sofort ein besserer Ort. Jede(r) kann eine bessere Kultur der Anerkennung im Alltag vorantreiben.

Was unser aller Umwelt- und Klimaproblem betrifft:

Auch im sogenannten „Kleinen“ lässt sich viel durch jede(n) Einzelne(n) bewirken. Ob man Plastik vermeidet, an Umweltorganisationen spendet, mit Rohstoffen sparsam umgeht und Umweltsiegel erkennen und berücksichtigen lernt, Energie spart sowie sich für Umweltprojekte einsetzt: Alles hilft. Oder sogar Umweltprojekte selbst ins Leben ruft! So hat es zum Beispiel im Jahr 2007 ein damals neunjähriger Junge getan. Er hielt ein Referat zur Klimakrise – und hatte eine Idee, um etwas dagegen zu tun: Was wäre, wenn Kinder in jedem Land der Erde eine Million Bäume pflanzen würden? Kinder aus über 100 Ländern folgten in ganz kurzer Zeit seinem Aufruf und gründeten gemeinsam die Kinder- und Jugendinitiative „Plant-for-the-Planet“ für die sich heute aktiv über 100.000 Kinder in 193 Ländern engagieren. (www.plant-for-the-planet.org) Ein fantastisches Beispiel dafür, dass man mit Fantasie und Kreativität helfen kann, ein Stück Welt zu retten.

Kinderbuch-Couch.de: Hast Du selbst ein Händchen für Kräuter? Wo kann jede(r) anfangen, um selbst zum Kräuterexperten zu werden?

Anke: Ich habe eher immer mal wieder nur einfache Kräuter auf meiner Küchenfensterbank, weil ich zu viele andere Interessen habe, um mich ausgiebig zu kümmern. Aber ich bewundere alle, die echte Kräuterexperten sind und raffiniert damit kochen oder sich zum Beispiel mit der heilenden Kraft von Kräutern auskennen. Um selbst zum Kräuterexperten zu werden, braucht man, glaube ich, nur den ganz dringenden Wunsch dazu. Denn dann hat man sicher auch die nötige Geduld und Leidenschaft, um sich mithilfe von ersten, kleinen Eigenzüchtungen und Büchern in das Thema einzuarbeiten. Und das kann sicher sehr viel Spaß machen!

Kinderbuch-Couch.de: Ein besonderer Ort in dem Buch ist das Geschäft Fräulein PurPur. Was ist das Besondere und warum könnte das die Zukunft sein?

Anke: Das Fräulein PurPur ist ja ein Unverpacktladen. Das heißt, dass dort die Lebensmittel unverpackt angeboten werden und man sich wiederverwendbare Behälter mitbringt, um hier einzukaufen. Die Idee, des Unverpackten – und vor allem ohne Plastik Ausgerüsteten – ist natürlich extrem wichtig und wird hoffentlich zukünftig noch viel stärker vorangetrieben. Das können sicher reine Unverpacktläden sein oder welche, in denen zusätzlich einige wenige Produkte in z.B. kompostierbaren Verpackungen angeboten werden. Aber eben auf alle Fälle plastikfrei.

Kinderbuch-Couch.de: Wie stellst Du dir selbst die Zukunft in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit vor?

Anke: Ich wünsche mir, dass sich die Unverpackt-Idee viel weiter ausweitet und dass wir es relativ schnell schaffen, in allen entscheidenden Bereichen auf erneuerbare Energien umzustellen, um so schnell wie möglich CO2-neutral zu werden. Es muss aus meiner Sicht ein Verbot für Tierhaltungen geben, die nicht tierfreundlich sind. Im Kleidungsbereich müssten Second-Hand-Läden und Flohmärkte sowie Recycling und Upcycling trendig werden, um die Wegwerfmentalität zu beenden. Am besten müsste es modern werden, seine Kleidung so lange wie möglich zu tragen und nur nachhaltig produzierte Ware zu kaufen, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurde. Und das alles müsste ganz schnell vorankommen. Das ist mein ganz großer Wunsch.

Und zum Schluss noch ein paar Shorties:

Kinderbuch-Couch.de: Liebste/r Kinderbuch-Autor/in?

Anke: Marc-Uwe Kling, Astrid Lindgren und Antonia Michaelis.

Kinderbuch-Couch.de: Liebstes Kinderbuch?

Anke: „Der Tag, an dem die Oma das Internet kaputt gemacht hat“ und „Die Brüder Löwenherz“

Kinderbuch-Couch.de: Liebste/r Protagonistin eines Kinderbuchs?

Anke: Paddington und Pippi.

Kinderbuch-Couch.de: Welche Figur in Smilli Green ist Dir am ähnlichsten?

Anke: Auch auf die Gefahr hin, dass die Antwort jetzt furchtbar langweilig ist: Aber es ist wohl am ehesten Smilli selbst mit ihrem Bastel-, Tierliebe-, Pflanzenliebe- und Retter-Gen. ;)

Das Interview führte Andrea Delumeau im August 2022.
Foto: ©steffishots – Stefanie Brügge-Kühl

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