Andreas Suchanek

02 | 2021 Interview zum Buch „Flüsterwald – Der verschollene Professor“ mit Andreas Suchanek.

Wenn eine Geschichte mich ruft, möchte ich sie erzählen.

Kinderbuch-Couch.de: Fans kennen Sie weniger aus dem Kinderbuch-Bereich als eher vom erwachsenen Fantasy- und Science-Fiction-Genre. Wie hat es Sie zu den Geschichten für jüngere Leser und Leserinnen verschlagen?

Andreas Suchanek: Ich fühle mich in vielen Genres wohl und genieße es, dazwischen zu wechseln. Ob im abenteuerlichen Barrington Cove Fälle aus den 80er-Jahren zu lösen (Ein MORDs-Team), mit einem Raumschiff im Weltraum unterwegs zu sein (Heliosphere 2265) oder mit Leonardo da Vinci und Johanna von Orleans neue Magier auszubilden (Das Erbe der Macht) – wenn eine Geschichte mich ruft, möchte ich sie erzählen. Auf diese Art kann sich die kreative Batterie auch immer wie neu aufladen. Der Flüsterwald hat sich als Geschichte über längere Zeit weiterentwickelt und irgendwann wusste ich, dass ich diese Reihe erzählen möchte.

Kinderbuch-Couch.de: Gehen Sie im Schreibprozess anders an Kinderbücher heran?

Andreas Suchanek: Vom Grundsatz her nicht. Ich durchdenke die Geschichte, entwickle die Figuren und Orte, fertige das Exposé (die Serienbibel) an. Auf diese Art bekommt auch jede Figur ihre Vorgeschichte, die nach und nach entblättert wird. So kann ich Twists vorbereiten, die langsam aufgebaut werden. Was sich bei Kinderbüchern unterscheidet, ist die Sprache und in verschiedenen Szenen auch die Wucht des Gruseleffektes. So kann es oft schon viel ausmachen, einen angreifenden Schatten einzufärben, und er wirkt weniger gruselig. Hier stehe ich immer in regem Austausch mit meiner Lektorin, die mir mit Rat und Tat zur Seite steht.

Kinderbuch-Couch.de: Woher kam Ihnen die Idee zum „Flüsterwald“?

Andreas Suchanek: Ich habe vor einigen Jahren für einige Monate in einer kleinen Stadt gewohnt. Genauer: der dortigen Altstadt. Eines Abends sah ich aus dem Fenster, es regnete und vor mir lagen die Gassen. So kam mir die Idee von Winterstein. In Gedanken sah ich Lukas und Ella um den Kirchturm fliegen (Flugpulver). Später kam der Flüsterwald dazu, dann die Figuren. Die Geschichte hat sich entwickelt.

Kinderbuch-Couch.de: Wie erklären Sie sich den Erfolg der „Flüsterwald“-Reihe?

Andreas Suchanek: Ich schreibe, was ich selbst gerne lesen würde. Geschichten, die mir Spaß machen. Magisch, überraschend, mit Freundschaft und spannenden Überraschungen. In diesem Fall ist ganz viel Wohlfühlfaktor mit dabei. Es freut mich, dass sich auch viele meiner LeserInnen im Flüsterwald so wohl fühlen und ihren FreundInnen davon erzählen.

Kinderbuch-Couch.de: Lukas stößt scheinbar zufällig auf die magische Welt, die unbeachtet von der menschlichen existiert. Sie deuten aber in den Büchern an, dass noch viel mehr dahintersteckt. Ist Ihnen das Ende selbst schon bekannt, oder lassen Sie sich beim Schreiben überraschen?

Andreas Suchanek: Die Vorgeschichte zu den Figuren lege ich bereits am Anfang fest und dazu auch die zusammenhängende erste große Geschichte. Als Vergleich: Bei meiner Reihe Heliosphere 2265, die mit Band 50 ihr großes Finale erreichte, kannte ich dieses Ende von Anfang an. Das ist für mich wichtig, um die Entwicklung sauber aufzubauen.

An der Stelle weiß ich also tatsächlich, wie es beim Flüsterwald ausgeht. Innerhalb dieses Rahmens lasse ich mich aber auch von den Figuren leiten. Ihren Gefühlen und Charakternuancen.

Kinderbuch-Couch.de: Viele sind schon sehr neugierig, wie Lukas‘ und Ellas‘ Abenteuer weitergehen wird. Können Sie uns schon ein wenig verraten? Wie viele Bände haben Sie geplant?

Andreas Suchanek: Der dritte Band ist bereits im Lektorat und den vierten Band gebe ich im Sommer ab. Dieses vierte Abenteuer ist auch das Finale der ersten großen Geschichte. Im April erscheinen außerdem die Hörbücher zu den ersten beiden Romanen und in Russland wird es eine Übersetzung geben. Das Konzept für die Zeit nach Band 4 steht bereits und solange die LeserInnen Spaß im Flüsterwald haben, kann es weitergehen. Die Grundlagen für die späteren Bände habe ich bereits still und leise in der Handlung platziert.

Und zum Schluss noch ein paar Shorties:

Kinderbuch-Couch.de: Liebster Kinderbuch-Autor?

Andreas Suchanek: Ich lege mich hier ungern fest, es gibt so viele tolle KollegInnen mit wunderbaren Geschichten. Da wären Kathrin Tordasi, die gerade ihr Debut veröffentlicht hat. Alexandra Fischer-Hunold (Krimi) oder Daniel Bleckmann (Abenteuer) um nur einige zu nennen. International wäre es Robin Stevens und ihre Wells & Wong-Reihe.

Kinderbuch-Couch.de: Liebstes Kinderbuch?

Andreas Suchanek: Ich habe damals "Die Märchenbraut" geliebt (wozu es auch eine TV-Serie gab). Heute ist es "Der Brombeerfuchs" von Kathrin Tordasi wo ich auf viele weitere Teile hoffe.

Kinderbuch-Couch.de: Liebster Protagonist eines Kinderbuchs?

Andreas Suchanek: Aktuell ist das Enola Holmes in der zugehörigen Buchreihe. Sie will frei sein und ist bereit, jede Form von Sicherheit dafür aufzugeben. Sie folgt ihrem Herzen, ihrer Leidenschaft und hat einen messerscharfen Verstand.

Kinderbuch-Couch.de: Welche Figur ist Ihnen am ähnlichsten?

Andreas Suchanek: In jeder Figur entdecke ich Aspekte von mir wieder. Mal hier, mal dort. Das ist als Autor auch immer wieder das Schöne. Nachdem ich fertig geschrieben habe und noch mal über die Geschichte lese, fiebere ich mit, lache oder verdrücke eine Träne; bin nah an den Figuren.

Das Interview führte Julian Hübecker im Februar 2021.
Fotos: © Dennis Wendlinger

Lesen und Hören
mit System

Lesestifte und Audiosysteme für Kinder.
Der große Test.

mehr erfahren