Zunächst einmal sollten Sie ganz individuell auf Ihr Kind schauen. Gehört es zu den so genannten „Kann-Kindern“? Das bedeutet, dass das Kind zum Schuljahresbeginn noch nicht sechs Jahre alt ist, aber schon bald wird. Dann kann es, wenn es „schulreif“ ist, eingeschult werden. In einigen Bundesländern werden Kinder sogar schon mit fünf Jahren eingeschult.
Wichtig ist, dass das Kind einerseits über grobmotorische Fähigkeiten (etwa Koordination) und feinmotorische Fähigkeiten (etwa mit Material und Gerät – wie Scheren – umgehen können) verfügt. Im kognitiven Bereich sollte man auf das Spiel- und Lernverhalten des Kindes schauen und auf die Sprechfähigkeit, Konzentrations- und Merkfähigkeit sowie auf das Aufgabenverständnis achten. Nicht zu unterschätzen ist auch das Umwelt- und Erfahrungswissen, das Kinder mitbringen. Auch im sozial-emotionalen Bereich sollte ein Kind über bestimmte Fähigkeiten verfügen. Es sollte beispielsweise mit anderen Kindern in einer Gruppe zusammen arbeiten können.
Die Schulfähigkeit wird in so genannten Schulreifetests festgestellt. Dennoch können diese die Schulfähigkeit eines einzelnen Kindes in seiner Komplexität nicht genau erkennen. Deshalb sollte bei diesen Tests auch auf den Gesamteindruck eines Kindes geachtet werden.
Sind Sie sich nicht sicher, ob Ihr Kind schon eingeschult werden soll? Dann sollten Sie einen Termin mit der Schulleitung der künftigen Schule Ihres Kindes vereinbaren. Sprechen Sie Ihre Sorgen und Gedanken ganz offen an und erbitten Sie sich Rat. Auch der schulpsychologische Dienst kann Ihnen weiterhelfen.
Nur noch ein paar Wochen bis zum Schulanfang …
Jetzt sind es nur noch ein paar Wochen, ehe die Schule beginnt. Was können, was sollten Sie tun? Ihr Kind wächst nun langsam in die Rolle eines Schulkindes hinein.
Am besten ist Ihr Kind vorbereitet, wenn es grundlegende Dinge, wie z.B. eine Schleife binden, mit Stiften und Schere umgehen können etc. beherrscht. Manche Kinder werden den Wunsch äußern, schon einmal für die Schule zu üben. Diesem Wunsch sollten Sie nur nachkommen, wenn er wirklich von großer Bedeutung für Ihr Kind ist. Es gibt inzwischen schöne Lernhefte, die sich auf klassische Vorschulthemen beziehen. Dort werden bspw. Schwungübungen angeleitet, die das Schreiben vorbereiten. Ansonsten lassen Sie Ihr Kind einfach noch einmal die Ferien genießen. Zeigen Sie ihm seine künftige Schule, schauen Sie sich diese von innen und außen einmal an. Gewiss hat Ihr Kind seine zukünftige Lehrkraft schon einmal im Rahmen einer Schnupperstunde kennen gelernt. Lassen Sie es einfach erzählen. Es ist auch von Nutzen, schon einmal Kontakte zu den baldigen KlassenkameradInnen anzubändeln.
Machen Sie Ihr Kind langsam aber sicher mit dem Thema Schule bekannt. Vor allem aber nehmen Sie ihm eventuelle Ängste vor „dem Ernst des Lebens“. Ein wunderschönes Bilderbuch zu dieser Thematik ist „Der Ernst des Lebens“ von Sabine Jörg [1], in dem der neue Lebensabschnitt Ihres Kindes mit einem Schmunzeln begleitet wird.
Von immenser Bedeutung ist allerdings der Schulweg Ihres Kindes. Gehen Sie diesen in den Ferien ruhig öfter einmal ab und weisen Sie auf mögliche Gefahren hin. Auch zu Beginn der Schulzeit sollten Sie den Schulweg Ihres Kindes zunächst einmal noch begleiten. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, sich mit anderen Eltern abzusprechen, sodass diese Begleitung reihum wechselt?
Ein neuer Tagesablauf
Da Ihr Kind nun ein Schulkind ist, muss es sich an diese Rolle auch erst gewöhnen. Der Tageslauf Ihres Kindes wird vermutlich neu strukturiert. Regelmäßigkeiten wie etwa feste Aufsteh- und Zubettgehzeiten, ein geregeltes Mittagessen, ein fester Termin für das Erledigen der Hausaufgaben und eine klar abgegrenzte Freizeit helfen ihm dabei.
Schule ist mehr als Lesen, Schreiben, Rechnen …
Das Lernen in der Grundschule ist häufig noch von einem spielerischen Charakter geprägt. Die Kinder lernen hier mit allen Sinnen. Das entspricht ihrer Altersstufe. Hierzu stehen den Lehrkräften verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Sie haben zu Hause sicherlich beobachtet, wie Ihr Kind im Spiel durch Nachahmen oder Erforschen gelernt hat, man spricht hier auch vom „spielenden Lernen“.
Natürlich gelten beim „spielenden Lernen“ auch Regeln und Ordnungen. Diese brauchen die Kinder, um sich zu orientieren und sich ernst genommen zu fühlen. Gerade am Anfang der Schulzeit wird viel Wert auf ein „bewegtes Lernen“ gelegt. Auch Spiel, Sport, Musik und Kunst nehmen im Anfangsunterricht eine berechtigte Rolle ein – sorgen sie doch für den so dringend benötigten körperlichen und geistigen Ausgleich.
Aber auch die Ernährung an sich ist wichtig. Von besonderer Bedeutung sollte vom ersten Schultag an ein gesundes Frühstück sein. Oftmals nimmt die ganze Klassengemeinschaft vor der großen Pause ihr Frühstück ein. So wird sichergestellt, dass auch wirklich jedes Kind gefrühstückt hat. Natürlich gehören am besten Vollkornprodukte, Gemüse und Obst in die Brotdose. Achten Sie außerdem darauf, dass Ihr Kind ausreichend Getränke dabei hat. Hier eignen sich am besten Wasser oder aber kalter Kräuter- oder Früchtetee.
Hausaufgaben
Das Erledigen von altersangemessenen, selbstständig lösbaren Hausaufgaben, die „aus dem Unterricht erwachsen und in den Unterricht eingebunden“ sind, ist im Erlass „Hausaufgaben an allgemein bildenden Schulen“ verankert [2].
Führen die meisten Kinder zu Beginn der Schulzeit noch mit großem Eifer und Ernst „IHRE“ Hausaufgaben aus, so lässt dies mit der Zeit bei vielen Kindern nach. Dies ist ein ganz normaler Prozess. Hausaufgaben sind eine sinnvolle Übung des in der Schule Erlernten. Sie sollten – wenn möglich – stets zur gleichen Zeit möglichst an einem geordneten Schreibtisch ausgeführt werden.
Als Richtzeit für die Grundschule werden 30-45 Minuten Zeitaufwand angesehen. Da Kinder sich zu Beginn der Schulzeit zumeist nur über einen Zeitraum von 15 Minuten am Stück konzentrieren können, sollte diese Zeitspanne angestrebt werden.
Elternengagement
Nehmen Sie am Schulleben Ihres Kindes teil. Nutzen Sie den ersten Elternabend, um die Lehrkraft besser kennen zu lernen und Genaueres über das Schulprofil, den Unterricht und das Schulleben zu erfahren.
Haben Sie Mut, wenn es erwünscht ist, bei Klassenausflügen, Bastelnachmittagen, Arbeitsgemeinschaften, Sportfesten etc. mitzuhelfen. Dies soll kein „Ausnutzen“ der Eltern sein. Im Gegenteil: Je intensiver der Kontakt zwischen der Schule und den Eltern ist, desto bereichernder ist dies für das Schulklima – und dies überträgt sich auch auf den Schulalltag Ihres Kindes.
Von besonderer Bedeutung ist aber auch das elterliche Engagement im Schulelternrat und in den an vielen Schulen existierenden Schulfördervereinen.
Falls Probleme auftauchen sollten …
Was ist aber, wenn Sie das Gefühl haben, dass der Schulanfang Ihres Kindes nicht so geglückt ist? Manchmal ist der Schulstart eines Kindes getrübt von Ängsten und übermäßigen Erwartungen und ab und zu fällt schlicht und einfach das Einleben in die neue Umgebung und die neue Gruppe schwer.
Natürlich besorgt Sie das, dies sollten Sie Ihr Kind aber in negativem Sinne nicht spüren lassen. Auch in diesem Fall ist die Ansprechperson Nummer 1 die Lehrkraft Ihres Kindes. Fragen Sie, wie sie Ihr Kind in der Schule wahrnimmt, ob sich sein Verhalten „im normalen Rahmen“ bewegt und bitten Sie sie, Ihr Kind genauer zu beobachten. Sollten die Probleme über einen längeren Zeitraum anhalten, so fragen Sie die Lehrkraft, ob Sie eventuell gemeinsam mit der Schulleitung oder aber mit dem schulpsychologischen Dienst Lösungen erarbeiten können.
Alles in allem haben Sie und Ihr Kind eine aufregende und spannende Zeit vor sich und wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Start in den neuen Lebensabschnitt!
Sabine Jörg, Ingrid Kellner. Der Ernst des Lebens. Thienemann Verlag. ISBN 3522432304
RdErl. d. MK v. 16.12.2004. Hausaufgaben an allgemein bildenden Schulen
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