Beschäftigung für die Sommerferien
Viele Eltern werden es kennen: Die Kinder können es kaum erwarten, dass die Ferien endlich losgehen, doch sind sie einmal da, wissen sie nichts mit sich anzufangen. Das Rumgestöhne und gelangweilte Ächzen, das verzweifelte Suchen nach einer Beschäftigung oder einem Spielgefährten, der dann aber leider im Urlaub ist; dann ist es zu heiß, das Schwimmbad zu voll, und der Fernseher kann auch nicht die Lösung sein. Gut, dass es die Kinderbuch-Couch gibt, die ein paar Tipps für einen abwechslungsreichen Sommer parat hat.
Lernspaß in den Ferien
Jetzt werden viele vielleicht mit den Augen rollen: Lernen in den Ferien? Irgendwann muss es auch mal gut sein! Schließlich haben die Kinder in der Schule mit Vor- und Nachbereitung schon genug zu tun, und auch im Kindergarten werden die Kleinsten mittlerweile gefördert wie gefordert. Aber gerade wenn der Spaßfaktor im Vordergrund steht, greifen die Kleinen gerne zu dem ein oder anderen Lernsystem. Wichtig ist die Freiwilligkeit, und wenn das Lernen quasi nebenbei läuft, umso besser. Denn das Ankurbeln der grauen Masse fordert heraus und kann anstrengender sein als so manche sportliche Betätigung.
Beliebt sind Schnurrätsel, die es mittlerweile in allen möglichen Varianten und für jedes Kindesalter gibt. Der Arena-Verlag hat gleich drei starke Reihen auf den Markt gebracht: Mit Das kann ich schon – Gegensätze ist bereits das 89. Buch aus der „Mini Bandolino“-Reihe erschienen, die ab 3 Jahren Lernspaß garantiert. Mit Set 70: Vergleichen und zuordnen geht die „Bandolino“-Reihe weiter und ist ab 4 Jahren gedacht. Und nochmal zwei Altersstufen weiter ist die „Bandolo“-Reihe geeignet: Grundschulkinder lernen hiermit viel Interessantes, etwa in Mein Körper – das weiß ich schon. Bereits seit 1995 gibt es dieses Format, das stets nach dem gleichen Prinzip funktioniert: Wie bei einem Fächer sind die einzelnen Seiten hintereinander angeordnet und mit Einkerbungen versehen. Auf jeder Seite gibt es Rätsel, die altersgerecht mit einer Schnur gelöst werden können. Auf der Rückseite kann dann nachverfolgt werden, ob die Schnur richtig gelegt wurde. Diese direkte Kontrolle hält die Motivation des Kindes und die Lust am Weiterrätseln aufrecht.
Für Vorschulkinder könnten auch die „Wisch-und-weg“-Bücher aus dem Usborne-Verlag interessant sein. Zwar gibt es das Format auch für Grundschulkinder ab 6 oder 7 Jahren, doch geht es hier schon tiefer in die Materie und ist klar auf das Lernen ausgerichtet. Für die Jüngeren geht es da schon lockerer zu, oft begleitet von süßen Geschichten. Den Büchern liegt ein schwarzer Marker bei, der problemlos vom glatten Buchkarton abgewischt werden kann. Was Eltern sonst auf die Palme treibt, ist hier nämlich erlaubt: In Mein Wisch-und-weg-Buch von Punkt zu Punkt: Tiere lernen die Kinder den sicheren Umgang mit einem Stift, indem sie Punkte miteinander verbinden und so sympathische Tiere zeichnen; mit Mein Wisch-und-weg-Vorschulspaß: Erstes Zählen dürfen die Kleinsten die ersten Zahlen kennenlernen; und in Meine ersten Wisch-und-weg-Wörter: Auf dem Bauernhof lernen die Kinder Wörter aus der Welt der Landwirtschaft. Viele weitere Themen lohnt es sich auszuprobieren und zu entdecken. Der Vorteil an dieser Art von Buch ist, dass es immer wieder verwendbar ist und so auch für nachkommende Geschwister genutzt werden kann.
Für anspruchsvollere Beschäftigung sind die „XXL-Entdeckersets“ von EMF gedacht, wie Geniale Maschinen und Gravitation. Kinder ab 8 Jahren können hier spielerisch die Gesetze der Physik erkunden und die trockene Theorie in spannende Praxis umwandeln. Spielerischer, aber deswegen nicht weniger lehrreich, sind die Experimentierkästen von Kosmos: Ob Magie der Magnete, Mein erster Experimentierkasten: Technik oder Naturgesetze, oder Water Power: Entdecke die Antriebskraft von Wasser – der Kreativität und dem Wissensdurst sind kaum Grenzen gesetzt.
Basteln und kreativ sein
Einen wahren Boom erleben zurzeit die Stickerbücher von Verlagen wie Usborne, Penguin Junior oder Adrian. Das fröhliche Kleben, oft auch zu niedlichen Geschichten, erfreut sich großer Beliebtheit. Eine besondere Alternative bietet arsEdition mit den „Kritzkratz-Sticker“-Büchern. Hier kann man nicht einfach gewöhnliche Sticker aufkleben, sondern müssen diese vorher freigekratzt werden. Ein beiliegender Holzstift erlaubt das muntere Kratzen. Das Staunen ist groß, was sich unter der schwarzen Kratzschicht verbirgt. Spannende Themenwelten warten schließlich darauf, beklebt zu werden: Ob Meerjungfrauen, Gruselnacht, Im Zoo, Einhörner oder vieles mehr – mit jeweils über 200 Stickern ist eine lange Beschäftigung garantiert. Übrigens: Wer nur Kratzen möchte, der ist auch mit den „Kreativ-Kratzel“-Büchern von Loewe sehr gut bedient.
Wer noch kreativer sein möchte, dem sei mit dem „Fingerstempel-Spaß“ von arsEdition geholfen. Kinder ab 4 Jahren dürfen sich mit der beiliegenden Stempelfarbe austoben, die – Eltern werden es begrüßen – leicht abwaschbar ist und keine Sauerei hinterlässt. Die Farben sind gut deckend und farbecht. Über Anleitungen können dann die Motive ganz leicht nachgestempelt werden. Mit erst vier Büchern (Bauernhof, Feen, Kunterbunt und Tiere) ist die Auswahl noch sehr übersichtlich, doch bei 80 Seiten pro Buch kann man sich eine Weile damit beschäftigen. Es gibt durchaus auch Alternativen, etwa von Ullmann Medien, doch hier ist die Farbauswahl eher dürftig, wenngleich die Anleitungen zum Stempeln sehr gelungen sind. Dort findet man bisher drei Bücher: Tiere, Erste Bilder und Auf dem Bauernhof.
Allgemein sind Bastelbücher natürlich immer geeignet, um die Kreativität richtig fließen zu lassen. Ausprobiert hat die Kinderbuch-Couch etwa Das Bastelbuch für Kleine aus dem Hause Loewe, das leider schon etwas älter und daher vergriffen ist. Dafür bietet der Verlag aber einige Alternativen, wie die „Wir basteln!“-Reihe zu unterschiedlichen Themen, oder unter dem Label „Naturkind“ das Bastelbuch Komm, wir machen was mit Stadt (Herr Pfeffer).
Eine riesige Auswahl an kreativen Büchern bietet der Coppenrath-Verlag mit seiner Reihe „Mini-Künstler“. Bereits für Kinder ab 3 Jahren finden sich Bastelblöcke, Wachsmal-Bastelbücher, Filzsticker-Bücher, Klebestreifen-Kunst oder – sehr spannend, ab September 2022 erhältlich – Mein allererstes Zauber-Malbuch: Dschungel oder Im Meer, wo es nur eine Schale Wasser braucht, um wie von Zauberhand bunte Bilder entstehen zu lassen. Hier darf man gespannt sein!
Ab ins Grüne
Besonders wenn das Wetter mitspielt, wartet die Natur darauf, von den Kindern erforscht zu werden. Denn dort gibt es viel zu entdecken: Oft nehmen wir gar nicht bewusst wahr, was für Schätze sich in Wald und Wiese verbergen. Mit seinem Kinderprogramm beim Oetinger-Verlag bietet Peter Wohlleben eine breite Palette für künftige Naturforscher. Gemeinsam mit dem Eichhörnchen Piet stellt der beliebte Förster eine Reihe von kreativen Sets vor, die die Kinder vor die Tür locken sollen: Ob Samenbomben, Pflanz-Sets (etwa für Erdbeeren), Vogelhäuschen zum selber Basteln und Bemalen, Wildbienenhotel, Blatt- und Blütenpresse, Lupe, Sammeltasche, Schnitz-Set oder Wachsmal-Eicheln – für jeden ist etwas dabei. Die Bastelbox – Mit kreativen Ideen zum Entdecken von Wald und Wiese hat sich die Kinderbuch-Couch mal genauer angeschaut.
Die Box besteht aus 10 Anleitungskarten und über 200 Teilen an Bastelzubehör, die zu einem großen Teil aus Naturmaterialien wie Holzknöpfen,
-scheiben oder -stäben bestehen. Auf den Karten finden sich verschiedene Bastelanleitungen, für welche zusätzlich noch Material aus Wald oder Wiese benötigt wird, welches von den Kindern gesucht werden muss. Außerdem werden ein Stift, Kleber und übliche Bastelmaterialien wie Tonpapier, Farben oder auch eine Schere gebraucht.
Die Karten selbst sind sowohl von der Vorder- als auch der Hinterseite bedruckt. Auf der Vorderseite befindet sich ein Bild des fertigen Projekts sowie eine Auflistung der benötigten Materialien. Auf der Rückseite gibt es unter „Kreative Ideen für Dich“ weitere Vorschläge, was mit den Teilen des Projekts gebastelt werden kann. Anschließend folgt in der Mitte das Feld „Ein kleiner Tipp von Piet“, in dem sich ähnliche Vorschläge finden und zu eigenen Ideen anregen. Zum Schluss folgen unter „Profiwissen“ noch wissenswerte Fakten zum verwendeten Material. So lässt sich beispielsweise erfahren, was die Jahresringe auf Baumstümpfen bedeuten, welche Funktion Zapfen haben oder wie Mäuse wohnen. Eine genaue Anleitung zum Projekt gibt es nicht; die Projekte werden anhand des Bildes nachgebaut.
Getestet wurden zwei Projekte: Einmal die „Nuss-Maus“ und außerdem der „Blatt-Schmetterling“, da beide eher einfach umzusetzen sind und sich schon für den erst vier Jahre alten „Test-Bastler“ eigneten. Bereits das Suchen der benötigten Efeublätter und kleinen Blüten sowie das Knacken der Nuss machten großen Spaß. Die Projekte ließen sich anschließend gut anhand des Bildes basteln. Die Materialien in der Box luden zum Experimentieren ein und fördern die Kreativität.
Ein kleines Manko ist die innere Verpackung: Der nachhaltige Charakter gerät ein wenig ins Wanken, wenn man die Plastikpäckchen mit den einzelnen Bastelmaterialien sieht. Das hätte durchaus vermieden werden können.
Auch der Kosmos-Verlag hat einiges zu bieten: zum Beispiel die Bastelbox Outdoor: Sägen und Gestalten oder die Bastelbox Schnitzen, beides ab 8 Jahren. Natürlich ist die Anwesenheit von Erwachsenen gefordert, aber kaum etwas baut das Selbstbewusstsein von Kindern so sehr auf, wie wenn sie etwas selbst erschaffen haben.
Zusätzlich zu den ganzen Erkundungs- und Bastelsets gibt es natürlich auch wissenswerte Bücher, die in die Natur locken sollen. Schau dich um in der Natur ist schon ab vier Jahren geeignet und weckt auf spielerische Weise die Lust auf das Erkunden der Natur; oder Das Naturforscher-Buch (arsEdition, Anita van Saan), das sehr informativ fast schon nebenbei unsere Umwelt vermittelt. Auch Peter Wohlleben ist wieder dabei: In Entdecke die Tiere im Wald (Oetinger) oder Zuhause bei den Waldtieren (Oetinger) lernt man unsere Wildtiere kennen. Letzteres ist für das Erstlesealter gedacht und in einfacher Fibelschrift geschrieben. Neben dem Lesenlernen können interessierte Waldentdecker das Büchlein auch einfach mit in den Wald nehmen und die Tierwelt erkunden.
Noch geeigneter dafür ist 50 Naturgeheimnisse und Outdoor-Abenteuer (Oetinger, Peter Wohlleben). Dieses Buch ab 6 Jahren (das es auch zu hören gibt: Oetinger audio, gesprochen von Hans Löw) ist ganz klar aufs Entdecken und Erforschen ausgelegt. Gleich zu Anfang gibt es eine Aufstellung an Outdoor-Ausrüstung, die für das Forschen und Sammeln unerlässlich ist. Gut ausgestattet kann es auch schon losgehen: Eine Checkliste aus 50 interessanten Aufgaben, Expeditionen und Abenteuern warten darauf, erlebt und abgehakt zu werden. Zum Beispiel Nummer 30: „Eine Baumsammlung anlegen“, indem man mit Papier und Wachsmalstiften die Rinde abrubbelt und so ein Baumarchiv anlegt; oder Nummer 19: „Als Walddetektiv unterwegs“, wo man ganz genau hingucken muss, um all die Spuren im Wald zu deuten; oder aber Nummer 4: „Im Wald telefonieren“ (Was das zu bedeuten hat, müsst ihr am besten selbst herausfinden – es macht auf jeden Fall Spaß!) Mit Sicherheit ist für jeden etwas Spannendes dabei, denn die Natur hat unzählige Abenteuer zu bieten.
Ähnlich aufgebaut, aber für mal eben mit nach draußen mitzunehmen zu sperrig, ist Kommst du mit nach draußen?. Dafür ist es ausführlicher aufgebaut und eignet sich für ein straffes Ferienprogramm für die ganze Familie.
Interaktiv ist auch Das Naturbastelbuch für Kinder (Bassermann, Fiona Hayes) gestaltet: In diesem dünnen Büchlein stecken 41 tolle Ideen, wie man mit und in der Natur basteln kann. Abenteuerlicher geht es bei Das große Outdoor-Abenteuerbuch (Moses, Bärbel Oftring) zu, das einen zum Nachtwandern oder Geocaching einlädt.
Spätestens seit der Fridays-for-Future-Bewegung wollen Kinder auch aktiv was für die Umwelt tun. Für all jene sei Umweltexperimente: Mach mit und rette die Welt (Ravensburger, Susan Martineau), die nicht nur spannende Experimente bieten, sondern auch den nachhaltigen Charakter vermitteln. So auch #Basteln for Future (Frech, Susanne Pypke), das gemeinsam mit der Naturschutzjugend entwickelt wurde.
Die Reihe um Die Kita-Umweltretter (Klett Kita, Claudia Hohloch) ist da nochmal anspruchsvoller und setzt die Anwesenheit mindestens eines Erwachsenen voraus, und auch Die kleinen Entdecker: Ab nach draußen (Miro Tartan) sind vom höheren Niveau, dafür aber sehr einfallsreich und heben sich von anderen Ideen ab. Man könnte endlos weitermachen, doch würden all die spannenden Angebote den Rahmen sprengen. Daher seien nur noch kurz Das Becherlupen-Forscherbuch (Moses, Bärbel Oftring), mit dem sich die kleinsten Krabbler untersuchen lassen, und als Ergänzung Usborne Minis – Naturführer: Krabbeltiere (Usborne, Kirsteen Robson, Sam Smith), mit der man all die kleinen Funde bestimmen und dazu noch mit Stickern spielen kann, erwähnt. Aus der Moses-Reihe „Expedition Natur“ gibt es zudem Bestimmungskarten (zum Beispiel 50 heimische Insekten & Spinnen), die für interessiertere Forscher ideal sind.
Weitere Möglichkeiten
Diese kleine Auswahl spiegelt nur einen Teil der spannenden Spiele, Sets, Bücher und vieles mehr wider – die Möglichkeiten sind noch lange nicht auserzählt; und dabei sind Hörbücher und -spiele noch nicht berücksichtigt (gerade für lange Autofahrten zu empfehlen). Man könnte alleine einen eigenen Beitrag über Escape- und EXIT-Medien schreiben. Der Markt explodiert geradezu: Es gibt sie als Spiele, Puzzle, Bücher, für Anfänger, für Fortgeschrittene, für Jung und Alt – man verliert schnell den Überblick. Verlage wie Kosmos, Moses, Ravensburger, Frech, Abacusspiele oder arsEdition sind nur wenige Beispiele, die die Nachfrage bedienen.
Im Grunde macht es keinen Unterschied, ob man nun bastelt, experimentiert, beobachtet, rätselt oder spielt: Langeweile sollte kein Dauerzustand mehr sein. Vielleicht geben die Beispiele ein paar Inspirationen, um die Ferien abwechslungs- und lehrreich zu gestalten.
"Beschäftigung für die Sommerferien" - Julian Hübecker und Kathrin Walther, Juli 2022
Titelfoto: © istock.com/
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