Film:
Unheimlich perfekte Freunde

Film-Kritik von Sigrid Tinz (09.2019)/ Titelbild: © capelight pictures

Perfekter Familienfilm und ein kleines Bisschen unheimlich

Frido ist in der vierten Klasse und ein toller Junge. Nur seine Noten sind nicht toll, zumindest nicht toll genug um damit aufs Gymnasium zu kommen. Sein Streberfreund Emil drängt ihn zum Lernen, aber Frido mag nicht: „Dann habe ich ja keine Zeit mehr zum Spielen.“ Spielen, das ist für ihn auch durch die Gegend zu streifen, Dinge und die Welt entdecken und in seinen eigenen Welten unterwegs zu sein. Eines Tages streift er über einen Jahrmarkt und entdeckt dort ein Spiegelkabinett. Eine tolle Szene: dieser besondere und doch ganz normale Junge, das etwas altmodische Jahrmarktgeschäft, die Spannung, die in der Luft liegt, weil alles verlassen zu sein scheint, wie er dann einen Schrank öffnet – und in dem steht jemand. Schreck! Aber es ist ja nur sein Spiegelbild.

Auf dem Jahrmarkt passiert etwas Geheimnisvolles

.. und das Spiegelbild spricht. Es tritt hervor aus dem Glas und aus dem Schrank, spricht und lacht und schüttelt ihm die Hand. Und stellt sich vor als die perfekte Kopie von Frido.

Der ist schnell sehr begeistert:  Ein Doppelgänger und zwar ein perfekter. Oder besser, einer der perfekt das erfüllt, was alle an ihm immer bemängeln. Er hat nämlich Lust auf Schule und Lernen und übernimmt das in Zukunft für ihn. Die Noten passen auf einmal und die Gymnasialempfehlung rückt in Reichweite, die Mutter ist glücklich. Dem grundsympahtischen Vater ist es egal bis suspekt. Seit man den in einer der ersten Szenen erlebt hat – einem strengen Elterngespräch mit Fridos Klassenlehrerin – weiß der Zuschauer, wieso Frido so ist wie er ist. Sein Papa wird genauso gewesen sein als Kind.

Ein perfekter Doppelgänger für Frido

Das ist alles durchaus lustig zu beobachten. Vor allem sind wir ja die einzigen die neben Frido und Frido 2 wissen, dass es zwei sind. Diese Doppelrolle bringt immer wieder spannende Situationen zum Schmunzeln und Lachen. Bis dann Fridos Freund Emil die Sache mit dem Doppelgänger herausfindet – und seinen eigenen will. Den bekommt er. Auch Emil 2 spiegelt ebenfalls genau das, was Emil im wahren Leben zu fehlen scheint. Herauskommt aber in diesem Fall ein draufgängerischer, cooler Typ, der den drei anderen zur Begrüßung ein „Na, ihr Luschen“ hinknallt.

Irgendwann kommt das Geheimnis heraus, auch bei den anderen Kindern. Alle wollen sie nun einen Doppelgänger habe und haben ihn dann auch bald. Die Lehrerin der Klasse 4c steht kurz vorm Durchdrehen und es endet in Chaos, Slapstick und Tortenschlachten. Zum Totlachen.

Die Doppelgänger haben eigene Ziele

Aber es ist nicht nur zum Lachen. Die Doppelgänger haben nämlich ihre eigenen Ziele. Sie wollen frei sein und sie selbst; und deshalb die eigentlichen Kinder hinter den Spiegel verschwinden lassen. Es wird also auch noch ziemlich spannend. Aber nicht zu sehr. Die Dramatik wird von der Situationskomik immer wieder in befreiendes Lachen aufgelöst.

Und natürlich geht es am Ende gut aus. Wie genau, das wird aber nicht verraten. Denn der Film ist nicht nur perfekt für die eigentliche Zielgruppe, Grundschüler im Alter von Frido und Emil oder etwas jünger oder älter. Denn auch Drittklässer spüren den Leistungsdruck oft schon und Fünftklässler müssen sich, wenn sie denn eine gute Empfehlung bekommen haben, auf der neuen großen Schule einmal mehr beweisen und durchbeißen. Da kann schon mal das Gefühl aufkommen, nicht perfekt  zu sein und keine Zeit mehr für etwas anderes zu haben als zum Lernen. Genau deshalb ist der Film auch perfekt, dass wir Eltern ihn mit anschauen. Erstens ist es einfach gute Unterhaltung. Und zweitens ein bisschen wie ein magischer Spiegel für Erwachsene. Ganz unwillkürlich fragt man sich, wen das eigene Kind wohl als Doppelgänger an die Seite gezaubert bekäme. Oder ob es nicht einfach schon perfekt ist, so wie es ist. Auch wenn es nicht perfekt ist.

Fazit:

„Unheimlich perfekte Freunde“ hat alles, was ein guter Film braucht: Spaß und Spannung, ein bisschen Magie und viel Gefühl.  „Jeder ist perfekt auch wenn niemand perfekt ist“, das ist die zeitlose Botschaft, die wunderbar ankommt und Gespräche zwischen Eltern und Kindern in Gang setzt. Neben der guten Unterhaltung bietet der Film also auch Nachdenklichkeit und macht ihn perfekt für die ganze Familie.

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