Film:
Christopher Robin
Film-Kritik von Marcel Scharrenbroich (03.2019)/ Titelbild: © Disney
Ein Bär von sehr geringem Verstand… aber mit einem Herz aus Gold
Für Christopher Robin, der einst seine Kindheit im immergrünen Hundertmorgenwald an der Seite seiner Freunde Puuh, Tigger, I-Aah, Ferkel, Eule, Kanga und Ruh verbrachte, hat sich einiges geändert. Die Zeit tat das, was sie immer tut… sie holte ihn ein und er wurde erwachsen. Christopher ließ seine Weggefährten, mit denen er durchs Grün tollte, Heffalumps besiegte, launige Teepartys feierte und Wusel verjagte, hinter sich und trat ein letztes Mal durch die Pforte des hohlen Baumes, der ihn aus dem Hundertmorgenwald ins ländliche Sussex führte. Traurig über den Verlust des Menschenjungen, blieben die pelzigen Gefährten zurück und die Jahre zogen ins Land…
Finde dein inneres Kind
Christopher Robin kam auf ein streng geführtes Internat und musste in jungen Jahren bereits den schmerzlichen Verlust seines Vaters hinnehmen. Schneller als dem Jungen lieb war, wurde er mit der Ernsthaftigkeit des Lebens konfrontiert und die unbeschwerten Erinnerungen an seine Kindheit… an Puuh, Ferkel, I-Aah und die anderen… fingen an zu verblassen. Als Christopher die hübsche Evelyn kennenlernte, verliebte er sich Hals über Kopf und schon bald bekam das glückliche Paar die gemeinsame Tochter Madeline. Dieses Glück währte nicht lange, denn der Zweite Weltkrieg war im vollen Gange und Christopher wurde im Dienste der britischen Armee an die Front geschickt. Zurück aus dem Krieg, fing er an, beim Koffer-Hersteller „Winslow“ zu arbeiten… bis zum heutigen Tag.
Sein stressiger Job in der Finanzabteilung, in der er mit der Kostenverringerung beauftragt ist, nimmt Christopher Robin voll und ganz ein. Von dem unbeschwerten Jungen von damals ist nicht mehr viel übrig. Permanent unter Anspannung hat er nur noch seine Arbeit im Kopf… zum Leidwesen seiner Tochter Madeline. Sie würde viel lieber mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen. Vor allem, weil sie es ihm gleichtun und schon bald auf ein Internat wechseln soll. Christopher hat jedoch seine strebsamen Prioritäten anders gesetzt. Auf die Spitze getrieben wird die angespannte Situation, als er vom Junior-Chef seiner Firma dazu verdonnert wird, übers Wochenende eine Planung aufzustellen, wie man die Ausgaben um mindestens 20% senken kann, da sonst Entlassungen drohen. Zu allem Überfluss soll Christopher auch die Mitarbeiter bestimmen, die bei einer drohenden Kündigung den „Winslow“-Betrieb verlassen müssten. Bis über die Hutschnur gestresst, muss der Familienvater den geplanten Wochenendausflug zum Landhaus in Sussex aussetzen, woraufhin Evelyn mit der enttäuschten Madeline die Reise zu zweit antritt.
Zur gleichen Zeit wartet der arme Winnie Puuh im Hundertmorgenwald noch immer auf die Rückkehr seines geliebten Freundes. Regelmäßig sucht der honigliebende Bär den Durchgang im Baum auf, durch den Christopher Robin ihn und seine Freunde früher immer besuchte und endlos schöne Stunden mit ihnen verbrachte. Doch die Pforte bleibt verschlossen… Als Puuh seine tierischen Gefährten aufsuchen möchte, um diese mit einem kleinen Besuch zu überraschen, kann er sie nicht mehr auffinden. Er sucht überall… ohne Ergebnis. Da wagt der kleine Kerl, was er sich vorher nicht hätte träumen lassen – er klettert in den hohlen Baum und macht sich auf die Suche nach Christopher Robin, der ihm helfen soll, die verschwundenen Freunde zu finden.
„Dummer alter Bär…“
Man mag es kaum glauben und sieht es dem naiven, knuddeligen Teddyären auch nicht an, aber 2019 feiert er schon seinen 95. Geburtstag. Der englische Schriftsteller Alan Alexander Milne (1882 – 1956) erdachte den Bären bereits 1924, nachdem er mit seinem Sohn den Zoo in London besuchte und man dort den Schwarzbären „Winnie“ sah. Inspiriert durch den Zoobewohner und den Teddybären seines Sohnes, begann Milne Kinderreime zu verfassen, die der Autor eines Satire-Magazins und Verfasser eines Kriminal-Romans anfänglich gar nicht als Buch-Veröffentlichung plante. Doch die zweite Kurzgeschichte – abgedruckt in der Zeitung „The Evening News“ -, in der „Winnie“ dann auch erstmalig unter diesem Namen in Erscheinung trat, war so erfolgreich bei den Lesern, dass sie 1926 auch als Anfangs-Kapitel für „Winnie-the-Pooh“ genutzt wurde. 1928 erschien das Kinderbuch unter dem Namen „Pu der Bär“ auch in deutscher Sprache. Im selben Jahr legte Milne auch die Fortsetzung „The House at Pooh Corner“ vor, dessen deutscher Titel „Pu baut ein Haus“ lautet. Natürlich erlebten der kauzige Bär und seine illustren Freunde ihre Abenteuer in den beiden Geschichten-Sammlungen nicht alleine. Für ihren menschlichen Begleiter, der so oft den Hundertmorgenwald besuchte, nahm A. A. Milne seinen eigenen Sohn zum Vorbild… Christopher Robin Milne (1920 – 1996).
Nachdem Milnes Bücher alle Erwartungen übertrafen und seinen kleinen Sohn ungewollt ins Rampenlicht stellten, nahm der Schriftsteller Abstand von seinen geschaffenen Charakteren, konnte mit anderen literarischen Stoffen aber nie wieder an die Erfolge von „Winnie-the-Pooh“ anknüpfen. Auch für Christopher Robin wurde der kometenhafte Aufstieg mehr Fluch als Segen. Auf dem Internat von gleichaltrigen Kindern gemobbt und im fortgeschrittenen Alter immer nur am Ruhm seines Vaters bemessen, konnte er den Schatten seines Roman-Alter-Egos nie abschütteln. Es brauchte gut fünf Jahrzehnte, bis Christopher Robin Milne Frieden mit den Schöpfungen seines Vaters gemacht hatte und die Geschichten nüchtern betrachten konnte.
Angelehnt an die Illustrationen von Ernest Howard Shepard, der bereits Milners Kinderbücher bebilderte und zudem ein Arbeitskollege beim satirischen „Punch“-Magazin war, erlebte der sprechende Bär seine Rückkehr, als Walt Disney die Rechte 1961 von Milnes Erben kaufte. Disneys Töchter liebten die Geschichten und 1966 erschien der erste Kurzfilm „Winnie Puuh und der Honigbaum“. Zwei Jahre später brachte ein zweiter Kurzfilm - „Winnie Puh und das Hundewetter“ - unter der Regie des deutsch-amerikanischen Trickfilmzeichners Wolfgang Reitherman – sogar den Oscar als „bester Kurzfilm“ ein. Nach diesem Ritterschlag folgten selbstverständlich weitere Kurzfilme, die gebündelt und um ein weiteres Kapitel ergänzt, dem amerikanischen Publikum als abendfüllender Spielfilm präsentiert wurden. Über die kommenden Jahrzehnte waren Puuh und seine Freunde immer präsent. Bücher, Comics, Videospiele und nicht zuletzt wurden natürlich weitere TV-Serien und Filme produziert - die tierischen Gefährten wurden fester Bestandteil des Disney-Universums. Puuhs Freunde Tigger, Ferkel und (die gar nicht so gefährlichen) Heffalumps bekamen Kinofilme spendiert und dem aktuellen Disney-Trend folgend, war eine Real-Verfilmung nur eine Frage der Zeit. Nachdem Konkurrenz-Bär „Paddington“ bereits zweimal bewiesen hat, dass sprechende Bären beim Publikum hervorragend ankommen und auch die Technik mittlerweile dermaßen perfekt ist, um animierte Charaktere lebensecht darzustellen, stürzt der Disney-Konzern sich auf alles, was der umfangreiche Fundus hergibt. Man bedient sich der eigenen Zeichentrick-Vorlagen und bringt diese als effektgeladene Real-Verfilmungen unters Volk. „Das Dschungelbuch“, „Die Schöne und das Biest“, „Cinderella“… und in den Startblöcken stehen bereits „Der König der Löwen“, „Dumbo“ und „Aladdin“. Ob die Welt darauf gewartet hat, darf angezweifelt werden und muss jeder Zuschauer für sich entscheiden, oder – wie ich – einfach von Film zu Film abwarten, ob eine „aktuellere“ Version den Klassikern den jeweiligen Rang ablaufen kann. Im Falle von „Christopher Robin“ ist dieses Vorhaben aber vollkommen geglückt… so viel kann ich schon verraten.
Süß wie Honig
Objektiv betrachtet müsste man sagen: Mehr Kitsch und Schmalz geht nicht. Die Story erfindet das Rad nicht neu und Disney bedient sich inhaltlich sogar im eigenen Fundus. Einen Vater, der seine Familie aufgrund seines drögen Büro-Jobs vernachlässigt und erst wieder bekehrt werden muss, um auf den richtigen Weg zu gelangen, konnten wir schon im wunderschönen und oscarprämierten Musical-Klassiker „Mary Poppins“ verfolgen und auch außerhalb des Micky Maus-Universums wird gerne auf diese Ausgangslage zurückgegriffen… siehe Steven Spielbergs „Hook“ mit Robin Williams und Dustin Hoffman.
Das innere Kind in mir, welches ich mir auch auf Teufel komm raus erhalten möchte, sträubt sich allerdings dagegen, „Christopher Robin“ nach diesen Gesichtspunkten zu beurteilen!
Viel zu schön ist dieser Film inszeniert. Die Animationen der fluffigen und tapsigen Plüsch-Kollegen sind nahezu perfekt. Die liebevollen Details, die Gestik und Mimik, die Interaktion mit den menschlichen Akteuren… alles stimmt.
Hauptdarsteller (und ehemaliger Jedi-Ritter) Ewan McGregor entwickelt sich zum absoluten Sympathieträger… nachdem ich ihm am liebsten ein paar gescheuert hätte, als er den armen Puuh so eiskalt abserviert. Pfui, Mr. McGregor. So verhält man sich keinem kleinen Bären gegenüber. Schauspielerisch aber auf sehr hohem Niveau, trägt McGregor den Film und meistert gekonnt den Umstand, beim Dreh mit „unsichtbaren“ Kollegen zu interagieren. Wo Berührungen stattfinden sollen, sieht man, dass Berührungen stattfinden. Wo Augenkontakt sein soll, sieht man, dass Augenkontakt da ist.
Dies gelingt auch Jungschauspielerin Bronte Carmichael außergewöhnlich gut, die Christopher Robins Tochter Madeline darstellt.
Die sympathische Hayley Atwell, die für Disney schon in „Captain America: The First Avenger“ und weiteren Superhelden-Filmen die Rolle der Peggy Carter bekleidete und daraufhin diese Rolle auch in zwei Staffeln der Serie „MARVEL’s Agent Carter“ fortführte, tritt als Christophers Frau Evelyn in Erscheinung, die ihren Mann zwar liebt, dessen aufopfernde Arbeitsmoral jedoch mit Sorge betrachtet.
Als Antagonist Giles Winslow Jr. konnte der britische Schauspieler und Autor Mark Gatiss gewonnen werden, den man bereits in „Game of Thrones“ oder der BBC-Erfolgsserie „Sherlock“ sehen konnte, in der er nicht nur Holmes‘ Bruder Mycroft verkörperte, sondern auch mit Steven Moffat als Showrunner fungierte und mehrere Drehbücher schrieb.
Regie führte bei „Christopher Robin“ der Deutsch-Schweizer Marc Forster. Für sein Drama „Monster’s Ball“, aus dem Jahr 2001, gab es einen Oscar für Hauptdarstellerin Halle Berry und auch seine halb-fiktionale Fantasy-Biografie „Wenn Träume fliegen lernen“ über den „Peter Pan“-Autor James Matthew Barrie war 2007 in sieben Kategorien nominiert… darunter „Bester Film“ und „Bester Hauptdarsteller“ (Johnny Depp). Gewonnen hat man letztendlich nur einen Goldjungen für die Filmmusik. Außerdem inszenierte Forster den zweiten Einsatz von Daniel Craig in „James Bond 007: Ein Quantum Trost“, welcher leider sehr lahm ausfiel und dem britischen Agenten nicht gerecht wurde.
Besondere Erwähnung sollte in jedem Fall die deutsche Synchronisation finden! Ich bin ein Riesen-Fan von unseren Sprechern, die die Originalstimmen der Schauspieler nicht selten in den Schatten stellen. Was wäre Terence Hill ohne Thomas Danneberg? Bruce Willis ohne Manfred Lehmann? SpongeBob ohne Santiago Ziesmer? Und genau da kommen wir auf den Punkt, denn Herr Ziesmer haucht in „Christopher Robin“ dem süßen Ferkel Leben ein und trifft damit voll ins Schwarze. Auch die zarte Zerbrechlichkeit in Puuhs Stimme kommt durch Sprecher Toni Nirschl wunderbar und herzerwärmend zur Geltung. Ebenso das monotone Grummeln von Tilo Schmitz, der dem depressiv-melancholischen I-Aah seine markante Stimme leiht. Eine mehr als gelungene Wahl, die es selbst O-Ton-Guckern schwer machen dürfte… obwohl dort auch stimmliche Schwergewichte wie Jim Cummings, Peter Capaldi und Toby Jones am Werk sind.
Natürlich weiß man bei Disney, welche Knöpfe man beim Zuschauer drücken muss, um die gewünschte Reaktion hervorzurufen. Das ist nichts Neues und wird sich wohl auch nie ändern. Wenn allerdings familienfreundliche Abenteuer voller Wärme und Herz dabei herauskommen, ist mir gänzlich egal, dass die, die hinter Disney stehen DIE sind, die IM FILM erst den richtigen Weg wiederfinden müssen… und sich in der realen Welt bei jedem neuen Kinostart, mit Dollar-Zeichen in den Augen, die Hände reiben. Das war schon früher so und wird auch immer so bleiben.
Zeitlos und mit schöner Botschaft
Letztlich ist die Inszenierung im vorliegenden Fall sehr stimmungsvoll und durch seine ruhige und zugleich humorvolle Erzählweise wirklich ein durch und durch charmanter Film für die ganze Familie. Allzu jung sollten die jüngsten Zuschauer allerdings nicht sein, damit sie verstehen, was in Christopher Robins Spiel echt ist und was nicht. Auch die vielen kleinen Gags, die so herrlich situationsbedingt sind und die Eigenheiten ihrer Protagonisten aufgreifen, werden eher ältere Kinder erreichen – und natürlich auch ihre Eltern, zumal wenn sie selbst als Kinder schon im Hundertmorgenwald unterwegs waren. Das erste Drittel des Films ist eher melancholisch mit seinen Rückblenden, den Härten in Christophers bisherigen Leben, die Enttäuschung seiner kleinen Familie über seine falschen Prioritäten und last but not leas Christopher Robins Reaktion auf das Weidersehen mit seinem Bären, das alles ist nicht durchgehend fröhlich. Dafür ist es das letzte Drittel des Films aber umso mehr, sowohl was der Aufritt von Puuh, Ferkel & Co. betrifft, als auch die „Action“, die erheblich an Fahrt aufnimmt. Von daher ist die offizielle Freigabe „ohne Altersbeschränkung“ nur bedingt nachvollziehbar oder empfehlenswert. Eine „FSK 6“-Einstufung wäre in der Gesamtheit treffender gewesen. Ganz kleine Zuschauer sollten „Christopher Robin“ im Idealfall mit den Eltern oder einem Erwachsenen schauen, da beispielsweise Rückblenden auf den Zweiten Weltkrieg und der frühe Verlust des Vaters Fragen aufkommen lassen und die Jüngsten somit überfordern könnten.
Hinzu kommt die vermeintlich kindliche Sprache, die typischerweise doch sehr kluge Dinge vermittelt. „Nichtstun führt zum allerbesten Irgendwas“ war mal der Wahlspruch von Christopher Robin als er noch ein kleiner Junge war. Und Puuh der Bär konstatiert auf seine schlichte Weise – da er ja nur „ein Bär von sehr geringem Verstand“ ist: „Als es gestern morgen war, war es zu viel Tag für mich.“ Das Spiel mit der Sprache, mit den Bedeutungen in ihrem Kern, für das die Geschichten aus den Hundertmorgenwald so berühmt waren und sind, greift auch Disney auf. Die schönen Bilder des Films tun ihr übriges: Der rot-leuchtende Ballon vor den erdigen Farben und Hintergründen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film, wie ein Appell an uns alle, die Kindheit in all dem Alltagstrott nicht aus den Augen zu verlieren. Dies zeigt sich besonders, als Christopher Robin mit Puuh unter dem Arm durch die Stadt eilt und der rot leuchtende Pullover des Bären aus der schwarzgekleideten Masse heraussticht. Ein kleiner Farbklecks, der Unbeschwertheit symbolisiert, die oftmals verloren geht.
Die Entwicklung von Christopher Robin, wie er als Erwachsener immer mehr seine kindlichen „Reflexe“ wieder entdeckt, ist wunderbar mit anzusehen. Und es erreicht Zuschauer jeden Alters. Und wie eine Studie zu den unterschiedlichen Weltanschauungen, zeigt sich in einem besonders schönen Beispiel wieder das Talent der Geschichte, dass man große Dinge auch in ganz kleinen, einfachen Begebenheiten erzählen kann. So reagiert jeder der tierischen Plüschfreunde bei ihrer ersten Zugfahrt nach London ganz auf seine Weise bei dem Blick auf die vorbeiziehende Landschaft. „Puuh“ sieht das, was da ist: Ein Pferd, ein Haus, noch ein Haus, ein Hund…“ Ferkel ist verzagt und ängstlich – und I-Ah sieht das größte Unglück, „Blamage, Schande, Demütigung…“ wobei Tigger natürlich das „größeste Abenteuer- juhuuu!“ auf sich zukommen sieht. Kinder können sich in all den Charakteren, in ihren Gefühlen und Stimmungen wiedererkennen. Sich selbst aber auch andere. Diese kindlichen Reflexionen zusammen mit der fantasievollen Sprache, die so erstaunlich klar und schlicht ist, machen die Geschichten aus dem Hundertmorgenwald wieder zu einem zeitlosen Klassiker.
Home-Cinema Sweet Home-Cinema
Die Blu-ray-Veröffentlichung von „Christopher Robin“ ist ebenfalls geglückt, was bei Disney allerdings nicht allzu verwunderlich ist. Auf Referenz-Niveau befinden wir uns hier allerdings nicht. Dem Schwarzwert fehlt es etwas an Kraft, was an den entsättigten Farben liegen dürfte. Insgesamt liefert der nostalgisch angehauchte Look aber ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die deutsche Tonspur liegt in Dolby Digital Plus 7.1 vor und liefert einen klaren und verständlichen Klang. Im Bonusmaterial finden sich vier (recht kurze) Featurettes, die Einblicke in die Produktion liefern. Hier sieht man, wie aufwendig die realen und die animierten Plüsch-Freunde zum Leben erweckt wurden. Außerdem ein sympathisch-rührendes Feature, welches Puuh-Sprecher Jim Cummings – der dem Bären immerhin seit 1987 seine Stimme leiht – auf sein Stoff-Alter-Ego treffen lässt. Die zuvor bereits angesprochene Geschichte, wie Walt Disney auf die Geschichten aus dem Hundertmorgenwald aufmerksam wurde, gibt es auch noch mal zusammengefasst. Gerne hätte es mehr über die Hintergründe, Vorlagen und Dreharbeiten sein können… aber das liebevoll animierte Menü entschädigt den geringen Umfang der Extras. Allein der Ladebalken, in Form des tapsigen Gespanns, sorgt für ein warmes Schmunzeln und ist ein herzallerliebstes Detail am Rande.
Fazit:
Wenn das kleine Bäuchlein des flauschigen Schleckermauls rumpelt und pumpelt, weitet sich mein Herzchen. Allein wenn der Kleine seinen menschlichen Begleiter vor einer Zugfahrt fragt, ob er einen Reise-Ballon haben darf, zerfließe ich fast auf meiner Couch und tröpfle langsam auf den Laminat. Einfach herzerwärmend schön! Entgegen der typischen Disney-Formel, die in der Regel gegen Ende einen Schuss Tragik und Dramatik einstreut - und damit früher nicht nur mein kindliches Herz oft zum Stolpern gebracht hat – entwickelt sich der Film mit zunehmender Laufzeit zum wunderschönen Feelgood-Movie. Wenn der zuerst abweisende Christopher Robin entdeckt was wirklich wichtig ist, und seine Familie wieder an erster Stelle setzt und dann noch die Freunde aus Kindheitstagen in seine Familie aufnimmt, dann… ja, spätestens dann triumphiert das Kind in uns allen!
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